Propst-Rücktritt: Göttinger Dechant übernimmt Aufgaben von Galluschke

Die Katholiken im Eichsfeld werden wohl noch einige Monate auf die Wiederbesetzung des Stelle von Propst Bernd Galluschke warten müssen. Bis zum Jahrewechsel 2020/2021 könne sich das Verfahren hinziehen, teilt der Sprecher des Bistums Hildesheim, Volker Bauerfeld, mit. In der Zwischenzeit hat bereits der Göttinger Dechant Wigbert Schwarze interimsmäßig die Aufgaben des Propstes übernommen. Er kenne das Eichsfeld sehr gut, erklärte Bauerfeld. Zuständig für die Wiederbesetzung der Stelle ist die Hauptabteilung Personal/Seelsorge im bischöflichen Generalvikariat in Hildesheim. Weil es sich laut Bauerfeld um eine „herausgehobene Position“ handelt, brauche das Gremium Zeit, um geeignete Kandidaten zu sichten. Über den Vorwurf informiert: Im Dezember vorigen Jahres hatte das Bistum Hildesheim die Mitarbeiter der Gemeinde im Umfeld Galluschkes über die Anschuldigung gegen den Propst informiert. Der Vorwurf: sexueller Missbrauch einer damals 15- bis 18-Jährigen in den 1980er-Jahren. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen inzwischen wegen Verjährung eingestellt. Eine kirchenrechtliche Voruntersuchung läuft. „Wir warten auf Nachricht aus Rom“, erklärte Bistumssprecher Bauerfeld. Diese Nachricht kommt von der Glaubenskongregation der katholischen Kirche. Erst dann werde entschieden, ob ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet wird, erklärte Bauerfeld. Mit der Voruntersuchung sei ein pensionierter Berufsrichter beauftragt worden. Galluschke hatte dem Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer seinen Rücktritt von seinen Ämtern in Duderstadt und im Eichsfeld angeboten. Wilmer hat den Amtsverzicht mit Wirkung zum 6. Mai angenommen. Unmut unter den Katholiken: Kritik an der Informationspolitik des Bistums war im Dezember bekannt geworden. Die Mitarbeiter und die Gremien der Pfarrgemeinden, in denen der Propst tätig war, waren über die Vorwürfe informiert worden, aber auch die örtlichen Medien. Den Namen des Beschuldigten hatte das Bistum damals nicht genannt. Dennoch hatte das Verfahren für Unmut unter den Katholiken im Eichsfeld gesorgt. Eine Neubesetzung funktioniere nicht, ohne über die Hintergründe zu informieren, erklärte Bauerfeld. In solchen Fällen sei eine Abwägung notwendig zwischen dem öffentlichen Interesse an dem herausgehobenen Amt eines Propstes sowie den Interessen des Betroffenen und auch denen des möglichen Opfers. Im Umgang Machtmissbrauch müsse die katholische Kirche so transparent und nachvollziehbar wie möglich kommunizieren. Pension gefährdet? Wie der weitere Weg des ehemaligen Propstes aussieht, ist derzeit noch völlig unklar. Könnte beispielsweise die Pension des hochangesehenen Geistlichen in Gefahr sein? Beim Stand der Voruntersuchungen konnte machte der Bistumssprecher dazu keine konkreten Angaben machen. Allerdings betonte er, dass eine Laisierung, also die Entbindung eines katholischen Geistlichen von allen Pflichten und Rechten, die höchste Strafe sei, die die Kirche aussprechen könne. Sie würde den Verlust der Pension bis auf ein Minimum der Versorgung beinhalten. Doch der Sprecher stellte auch klar: „Es läuft derzeit kein kirchenrechtliches Verfahren.“ Mit Rücktritt von allen seien Ämtern habe der Duderstädter Propst eine Neubesetzung der Stelle ermöglichen wollen, hatte das Bistum mitgeteilt. Nach Bekanntwerden des Rücktritts hatten zahlreiche Weggefährten ihr Bedauern über diesen Schritt kundgetan. Sie würdigten die Arbeit des Geistlichen in den vergangenen Jahrzehnten. Im katholischen Dekanat Untereichsfeldleben rund 27000 Katholiken in sechs Pfarrgemeinden mit knapp 40 Kirchorten, teilt Johannes Broermann von der Katholische Pressestelle Göttingen mit. In der gemeindlichen Seelsorge arbeiten zwei überpfarrlich eingesetzte Teams mit mehreren Priestern und Gemeindereferenten. Beide Teams betreuen jeweils drei Pfarrgemeinden. Zum Dekanat gehören mehrere Wallfahrtsorte, etwa „Maria in der Wiese“ in Germershausen und die Wallfahrtskapelle auf dem Höherberg. Zwei Frauenorden unterhalten drei Konvente in Duderstadt. Zu den kirchlichen Einrichtungen im Untereichsfeld zählen zudem das Dekanatsjugendzentrum „Emmaus“ und das Zentrum für Kirchenentwicklung in Duderstadt, die Familienbildungsstätte St. Martin in Germershausen sowie das Kolping-Familienferienparadies auf dem Pferdeberg. Der Caritasverband Südniedersachsen hat seinen Hauptsitz im Caritas-Centrum Duderstadt. Zu den Frauenorden zählen neben den Ursulinen im Ursulinenkloster zwei Konvente der Vinzentinerinnen. Mehr zum Thema: St. Cyriakus: Propst von Duderstadt gibt seine Ämter zurück Reaktionen auf Rücktritt des Duderstädter Propstes Nach Vorwurf sexualisierter Gewalt: Bistum beurlaubt Eichsfelder Geistlichen Von Peter Krüger-Lenz

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