Bei Duderstadt gibt es jetzt ein Schnee-Labyrinth

Einen Spaziergang im Schnee haben vor wenigen Tagen Meike Caselmann und ihr Mann Bentrick dazu genutzt, im kniehohen Schnee nahe der Franz-von-Assisi-Kapelle auf Gut Herbigshagen der Sielmann Stiftung ein Labyrinth anzulegen. Unweit des Spazierweges fanden sie eine geeignete größere Fläche, in der noch keine Spuren im Schnee zu sehen waren, erzählt die 46-Jährige. „Es hat mich an diesem Tag einfach gelockt, ein Foto für Instagram zu machen“, sagt Caselmann. Seit sie ihren Account vor etwa einem Jahr eingerichtet habe, poste sie vor allem Landschaftsbilder. Diesmal entstand ein Foto vom Irrgarten im Gegenlicht, den sie zuvor im Schnee unter Mithilfe ihres Mannes angelegt hatte. Eine einigermaßen geometrische Schneespur zu formen, sei gar nicht so einfach, berichtet die Mutter dreier Kinder. Sie hätten eine Vorlage aus dem Internet ausgedruckt und mitgenommen. Schwierig sei gewesen, so Meike Caselmann, den knietiefen Schnee möglichst ohne Fehltritte zu komprimieren und am Ende eine annähernd kreisrunde Labyrinth-Form zu erhalten. „Eine runde Sache“: Am Ende habe es aber gut geklappt. Es sei eine „ganz runde Sache“ geworden, freut sie sich. „Geht man in ein Labyrinth, verliert man durch Windungen ein bisschen die Orientierung“, beschreibt sie das Gefühl. Das Thema Labyrinth beschäftigt die Duderstädterin schon geraume Zeit. Als Leitungsassistentin bei Weiterbildungen in der Natur- und Umweltpädagogik habe sie sich damit befasst. Ihre Begeisterung für den verschlungenen Pfad hin zu einer Mitte teilt sie mit einigen Gleichgesinnten aus Duderstadt, die sich vor zwei Jahren zum Labyrinth-Verein zusammengetan haben. Labyrinth-Verein 2019 gegründet: Schon zuvor standen die Labyrinth-Fans in Kontakt. Zu ihnen zählt zum Beispiel Pastorin Christina Abel von St. Servatius und die Vorsitzende des 2019 gegründeten Labyrinth-Vereins, Sabina Mitschke von der Gästebetreuung des Ursulinen-Klosters, oder auch Beatrix Michels, Frauenseelsorgerin im Dekanat Untereichsfeld. Ihr gemeinsames Ziel ist es, in Duderstadt ein dauerhaftes Labyrinth anzulegen. „Damit haben wir schon lange geliebäugelt“, erzählt Michels. Seit Vereinsgründung hätten sie verschiedene potenziell geeignete Flächen im Auge gehabt, „aber es gab ein paar Rückschläge“, so Michels. Doch nach einigen Gesprächen mit der Stadtverwaltung bestehe jetzt Hoffnung. Der kreisrunde Pfad im Schnee bei Gut Herbigshagen in Duderstadt ist vergänglich. Aber vielleicht entsteht noch in diesem Jahr ein dauerhaftes Labyrinth in der Stadt, so Michels. Es gebe ein ungenutztes Gelände am Wall in der Nähe des LNS-Geländes und des Obertorteiches, das dem Verein angeboten wurde. Lavendel-Bepflanzung und feste Wege: Aus Sicht von Michels wäre denkbar, dort ein Bodenlabyrinth anzulegen. Dieses könnte durch Pflanzungen beispielsweise mit Lavendel und festen Wegen seine Form bekommen. Die Wege sollen mit Rollstuhl oder Kinderwagen nutzbar sein, nennt Michels eines der Kriterien. Die Vereinsmitglieder hoffen nun, dass sich das Projekt trotz Corona vielleicht sogar schon in diesem Jahr umsetzen lässt. „Das ist viel Arbeit“, ahnt Michels. Außer den Pflanz- und Erdarbeiten gelte es, Spender und Sponsoren einzuwerben. Die Stadtverwaltung habe Unterstützung signalisiert. Ein Labyrinth ist nicht dasselbe wie ein Irrgarten, sagt Meike Caselmann, Kassiererin im 2019 in Duderstadt gegründeten Labyrinth-Verein. Während man sich im Irrgarten, wie der Name schon erahnen lässt, aufgrund von Abzweigungen und verschiedenen Wegen verlaufen kann, gibt es beim Labyrinth immer einen Weg in die Mitte. Auf diesem geht es dann auch wieder hinaus, erklärt Caselmann. Laut Online-Lexikon Wikipedia ist ein Labyrinth im ursprünglichen Sinn ein verschlungener, verzweigungsfreier Weg, dessen Linienführung unter regelmäßigem Richtungswechsel zwangsläufig zum Ziel, dem Mittelpunkt, gelangt. Der Irrgarten indes gilt als ein Gestaltungselement der Gartenkunst. Seine Unübersichtlichkeit täuscht den Orientierungssinn des Besuchers zu dessen Vergnügen, seine verzweigten Wege verleiten absichtlich zum Verirren. Die Anlage besteht üblicherweise aus einem System überkopfhoher und blickdichter Hecken und besitzt einen Zielplatz, der eine Aussichtsmöglichkeit bieten kann oder von einem Baum, einer Statue oder einem Brunnen geschmückt wird. Als Sonderform von Labyrinthen gelten Spiegellabyrinthe, die lediglich virtuelle Gänge zeigen, oder sommerliche Maislabyrinthe. „Es geht im Labyrinth nicht um Verirrung, sondern darum, sich selbst und Begegnungen mit anderen zu reflektieren.“ Das sagte die Vereinsvorsitzende Christina Abel bei der Vereinsgründung 2019. Vor allem gehe es aber um Entschleunigung und bewusste Wahrnehmung. Michels spricht von einer ganz besonderen Erfahrung, die die Menschen beim Gang im Labyrinth zur Mitte hin machen könnten – ganz gleich, ob es ein aus Steinen gelegtes Labyrinth wie das beim Familienaktionstag während des Kultursommers 2018 oder das Schnee-Labyrinth auf Gut Herbigshagen ist. Von Britta Eichner-Ramm

Schnee-Labyrinth bei Gut Herbigshagen – Labyrinth-Verein hofft auf dauerhafte Anlage in Duderstadt