Schutz vor E-Bike-Diebstahl: Tipps von Eichsfelder Experten

„Auf ein E-Bike im Wert von etwa 2500 Euro hatten es Diebe abgesehen. Zwischen Donnerstagnachmittag und Freitagmorgen öffneten sie einen Schuppen, in dem das Fahrrad abgestellt war, gewaltsam. Anschließend nahmen der oder die Täter das schwarze E-Bike mit.“ So oder ähnlich fahndet die Polizei in Südniedersachsen und den angrenzenden Bundesländern vermehrt nach Dieben, die solche hochwertigen Zweiräder entwenden. Die Zahl der E-Bike-Diebstähle werde nicht gesondert ausgewiesen, teilt Polizeisprecherin Jasmin Kaatz auf Anfrage mit. Klar ist allerdings auch, „dass der Trend der Diebstähle von E-Bikes wie auch die Verkaufszahlen nach oben geht “. Professionalisierung der Diebe„Das beobachten wir auch“, sagt Claus Küntzel, Inhaber des Göttinger Fahrradladens Velo Voss. Mehr noch: Laut seiner Wahrnehmung würden die Diebe zunehmend professioneller. „Sie stehlen gezielt hochwertige Fahrräder.“ Früher sei es Mode gewesen, „die einzelnen Komponenten eines gestohlenen Rades auseinander zu reißen und einzeln zu verkaufen“. Heute würden sie eher im Ganzen weiterverkauft. Im Gegensatz zu Küntzel hat Adam Benjamin, Verkäufer bei Bikepoint in Gieboldehausen, von Kunden gehört, dass ihnen hochwertiges Zubehör von den Radträgern direkt am Auto gestohlen worden seien – Sattel, Computer und anderes mehr. Und auch er schätzt, dass die Zahl der Fahrraddiebstähle zunehme. Vereinzelt hätten Kunden davon berichtet. Allerdings, so Benjamin, komme das im ländlichen Raum nicht so häufig vor wie etwa in Göttingen. Wenn er Kunden aus Göttingen habe, „empfehle ich grundsätzlich ein zweites Schloss“. Auf die richtige Sicherung kommt es an: Besonderes Augenmerk sollten E-Bike-, Pedelec und auch Fahrrad-Besitzer auf die richtige Sicherung ihres Zweirads richten. Darin sind sich die Experten in Stadt und Landkreis einig. Bei Mountainbikes rät Benjamin zu hochwertigen Faltschlössern, vor allem wenn ein E-Bike oder Pedelec gesichert werden soll. Für Tourenräder mit E-Motor sollte zusätzlich zum Rahmenschloss auch eine Einsteckkette gewählt werden. Auch Küntzel empfiehlt ein Bügel- oder Faltschloss, denn die halten, anders als ein Kabelschloss, einer Attacke mit einem Seitenschneider stand. Besser sei es noch, wenn das Schloss eine Alarmfunktion besitze. „Die machen viel Rabatz.“ Und: Fahrräder sollten nicht abgeschlossen, sondern angeschlossen werden. Das heißt, dass ein Zweirad unbedingt an einem festen Gegenstand gesichert werden sollte, damit es nicht weggetragen werden kann. Auch bei Beno-Bikes in Duderstadt wird der Käufer eines E-Bikes oder Pedelecs auf geeignete Sicherungsmaßnahmen hingewiesen, die Langfingern das Leben schwer machen sollen. „Bei unseren Leasing-Angeboten ist das Schloss immer mit dabei“, sagt Mitarbeiter Nils Wiedemann. Wichtig sei es auch, das Rad entsprechend zu versichern. „Wir bieten unseren Kunden eine eigene Vollkaskoversicherung“ an. Auf Wunsch werde auch eine GPS-Option angeboten, so Wiedemann weiter, bei der sich das Bike orten lasse. Je nach Variante halte der GPS-Akku zwischen zwei Wochen und etwa zehn Jahren. Fahrräder auf dem Weg nach Rumänien: Der Göttinger Händler Küntzel erinnert sich an den Fall eines Kunden. Dessen E-Bike sei mit einem GPS-Sender ausgestattet gewesen. Nach dem Diebstahl habe es daher in dem Wohnkomplex Groner Landstraße 9 geortet werden können. Der Besitzer habe daraufhin die Polizei alarmiert, die allerdings nichts unternommen habe. Küntzel: „Zum Schluss ist es bei einem Fahrradhändler in Rumänien aufgetaucht.“ Die Göttinger Polizei bestätigt, dass es einen solchen Fall gegeben habe, eine exaktere Ortung sei vermutlich aufgrund der Größe der Großwohnanlage nicht möglich gewesen, „weshalb auch keine polizeilichen Maßnahmen durchgeführt werden konnten“, so Polizeisprecherin Kaatz. Wenn allerdings eine zielgenaue Ortung vorliege, handele es sich um „sehr unkomplizierte Routinearbeit“. Ob exakt dieses Rad in Rumänien gelandet sei, könne mangels Details nicht nachvollzogen werden. „Richtig ist, dass bereits diverse in Göttingen gestohlene Räder in Rumänien festgestellt worden sind und auch in Transportern auf dem Weg nach Rumänien auf deutschen Bundesautobahnen sichergestellt werden konnten.“ Fremdes Schloss am eigenen Rad: Küntzel berichtet von einer besonderen Masche frecher Diebe: Sie bringen laut Küntzel eigene Schlösser an fremden Fahrrädern an. Der Besitzer kann sein Rad nicht mitnehmen und ein Aufbrechen des fremden Schlosses nicht schnell genug organisieren. Das Rad bleibt über Nacht am Ort, und die Diebe haben Zeit, es im Schutz der Dunkelheit an sich zu bringen. Nutzen Sie stabile Ketten-, Bügel- oder Faltschlösser mit massivem Schließsystem aus hochwertigem Material zum Beispiel durchgehärtetem Spezialstahl. Schließen Sie Ihr Fahrrad immer mit dem Rahmen, Vorder- und Hinterrad an einem fest verankerten Gegenstand an oder mit anderen Rädern zusammen. Das gilt auch in Fahrradabstellräumen. Wenn Sie ein Elektrofahrrad abstellen, nehmen Sie wertvolle Zubehörteile wie den Akku unbedingt immer mit oder sichern Sie diesen mit einem zusätzlichen stabilen Schloss. Die Akku-Schlösser, die viele Elektrofahrräder haben, reichen als Diebstahlschutz nicht aus. Vermeiden Sie, Ihr Rad in dunklen Ecken, auf einsamen Plätzen oder in schlecht einsehbaren Straßen abzustellen. Auch Öffentlichkeit schützt vor Diebstahl. Notieren Sie Rahmennummer, Marke und Typ Ihres Fahrrads in einem Fahrradpass, und legen Sie ein aktuelles Foto Ihres Rads dazu, oder benutzen Sie hierzu die digitale und kostenlose Fahrradpass-App. Achten Sie darauf, dass an Ihrem Fahrrad eine Individualkennzeichnung angebracht ist. Bei vielen in Deutschland verkauften Fahrrädern ist eine individuelle Rahmennummer bereits in den Rahmen eingraviert, eingeschlagen oder anderweitig fest mit dem Rahmen verbunden. Von Peter Krüger-Lenz undBritta Eichner-Ramm