So nutzen Grundschüler das Heimatmuseum Duderstadt

Angesichts knapper Finanzmittel und allerlei notwendigen Investitionen steht in Duderstadt derzeit das Heimatmuseum auf dem Prüfstand. Soll wie ursprünglich vorgesehen, das Gebäude an der Adresse Bei der Oberkirche 3 saniert und das Museum auch inhaltlich neu konzipiert werden – mit allen finanziellen Konsequenzen? Oder gibt es eventuell eine Alternativlösung, wie sie etwa die CDU-Fraktion im Rat vorgeschlagen hatte – nämlich eine Sanierung des Gebäudes mit anschließender Vermietung als sozialverträglicher Wohnraum und einer möglichen Präsentation der Museumsexponate zum Beispiel im historischen Rathaus, im Westerturm-Ensemble und den Türmen der St.-Cyriakus-Kirche? Während der jüngsten Ratssitzung wurden zunächst keine Mittel für das Heimatmuseum im Haushalt aufgenommen. Vielmehr soll nun in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe nach einer gemeinsamen Lösung gesucht werden. Das geplante Treffen der Kommunalpolitiker ist für die kommende Woche terminiert. Eines der in den bisher geführten Diskussionen angeführten Argumente war die Besucherzahlen im Heimatmuseum. In dem Zusammenhang war auch zu hören, dass die Schulen die Einrichtung zu wenig nutzen würden. Dem ist aber mitnichten so, wie das Tageblatt von den Grundschulen der Stadt erfahren hat. Mit ganz wenigen Ausnahmen ist der Besuch des Heimatmuseums in Duderstadt mindestens einmal im Jahr vorgesehen. Und das meist im Rahmen des Sachunterrichts, wie die Schulleitungen berichten. Besuch im Rahmen des Sachunterrichts: Im Vor-Corona-Jahr war zum Beispiel die Grundschule Nesselröden mit Dritt- und Viertklässlern im Museum, wie Schulleiterin Isabel Granzow sagt. Der Museumsbesuch im Rahmen des Sachunterrichts sei laut Arbeitsplan vorgesehen. „Schule früher und heute“ – unter diesem Motto bietet das Heimatmuseum ein nachgebautes Klassenzimmer, in dem die Kinder eine Unterrichtsstunde anno dazumal nachempfinden und zum Beispiel auf Schiefertafeln schreiben können. „Die Kinder finden das toll“, so nicht nur Granzows Erfahrung. „Das Heimatmuseum muss auf jeden Fall bleiben“, meint die Schulleiterin, lernten die Grundschüler hier doch auf spielerische Weise Geschichte, Kultur und Heimat kennen. Selbst ausprobieren: Ganz wichtig sei dabei, dass die Kinder selbst aktiv werden könnten, also etwas ausprobieren oder anfassen dürfen. Je nach Besuchergruppe kann Museumsleiterin Sandra Kästner den Schulen entsprechende Angebote machen. Das kommt an, bestätigt auch Beatrix Schulz, Leiterin der Grundschule in Langenhagen. „Die Kinder waren ganz begeistert“, berichtet sie vom letzten Besuch mit den Klassen drei und vier. Wenn das Thema des Besuchs noch dazu im Unterricht vor- und nachbereitet werde, erläutert Schulz, präge sich das bei den Kindern besonders gut ein. Kästner bereite die Themen für den Besuch der Schulen immer sehr gut und kindgerecht auf, lobt Tanja Niederstrasser, Schulleiterin der St.-Elisabeth-Schule. Dazu zählten zum Beispiel „Leben und arbeiten früher“ genauso wie das Thema Mittelalter. Die Themenpalette, die das Heimatmuseum zur Einbindung in den Unterricht biete, reiche von der Heimatkunde bis hin zum Religionsunterricht. 2019 besuchten laut Besucherstatistik 1254 Menschen das Heimatmuseum – darunter waren 669 Erwachsene und außerdem 29 Familien. In der Gruppe der Schüler und Jugendlichen wurden 556 Besucher gezählt. Für 2020 liegen bislang nur Besucherzahlen bis zum 11. September vor. Die Gesamtbesucherzahl lag demnach bei 423. Die Stadtverwaltung gibt allerdings zu bedenken, dass das Heimatmuseum vom 14. März bis 14. April pandemiebedingt geschlossen war und vom 15. Mai bis zum 11. September nur im eingeschränkten Betrieb geöffnet war. Die Besucherzahlen in den früheren Jahren lagen jeweils gesamt im Jahr 2013 bei 942, 2014 waren es 1339 Besucher, 2015 führt die Statistik 1024 und 2016 2427 Besucher auf. 1874 Besucher wurden im Jahr 2017 gezählt und 2018 waren es 1802. Breite Themenpalette: Auch Niederstrasser hält es für wichtig, dass die jungen Besucher Dinge ausprobieren und erleben können. Vielleicht wären zusätzliche digitale Angebote oder auch Hörstationen denkbar, schlägt sie vor.Die St.-Elisabeth-Schüler waren nach Angaben Niederstrassers zuletzt 2019 im Heimatmuseum. „Viele Kinder wussten gar nicht, dass es das Heimatmuseum gibt, weil auch ihre Eltern noch nicht mit ihnen dort waren“, sagt sie. „Das Heimatmuseum sollte auf jeden Fall erhalten bleiben“, betont Jessica Ohnesorg, die die Maximilian-Kolbe-Schule in Gerblingerode leitet. Das Wissen um den eigenen Ort lasse sich durch Fachleute im Heimatmuseum besser vermitteln, als wenn nur Oma oder Opa von früher erzählten. Lesen Sie auch Heimatmuseum Duderstadt: Arbeitsgruppe soll Lösung finden Heimatmuseum Duderstadt: Interview mit Landschaftsverband-Geschäftsführer „Das geht im Alltag manchmal unter“: Nicht ganz regelmäßig seien die Kinder der Grundschule Mingerode im Heimatmuseum zu Besuch gewesen, gesteht Schulleiterin Antje Kopp. „Das geht im Alltag manchmal unter.“ Gleichwohl möchte sie den Besuch künftig fest im Schulablauf einbinden, und mindestens einmal im Jahr mit Schülern nach Duderstadt ins Museum kommen. Regelmäßig hingegen sind die Zweit- oder Drittklässler der St.-Nikolaus-Grundschule Tiftlingerode während des Sachunterrichts im Heimatmuseum zu Besuch, sagt Schulleiterin Christina Klepzig-Schweichel, zuletzt im vergangenen Jahr. Auch sie hält das Heimatmuseum Duderstadt als außerschulischen Lernort für gut aufgestellt. Außerschulischer Lernort: „Im Heimatmuseum sind wir schon ewig nicht mehr gewesen“, sagt Andrea Ohse, Leiterin der Paul-Maar-Grundschule in Hilkerode, und weiß gar nicht so genau weshalb. „Vielleicht haben wir einfach zu wenig Informationen, was dort alles möglich ist“, so Ohse und gelobt, ihre Kolleginnen darauf aufmerksam zu machen. Beim Besuch außerschulischer Lernorte bleibe bei den Kindern viel hängen, sagt Manfred Görth, Schulleiter an der Janusz-Korczak-Grundschule in Duderstadt und auch CDU-Ratsherr. Wenn im Unterricht spezielle Themen behandelt würden, dann gehe die Schule ins Heimatmuseum, „aber genauso auch ins Rathaus oder in die Stadtbibliothek“, sagt er. Nicht das Gebäude, sondern die Darstellung und die Inhalte machten nach Ansicht Görths ein Heimatmuseum aus. Von Britta Eichner-Ramm