St. Georg Nesselröden: Wie funktioniert Kita in Corona-Zeiten?

Eigentlich sollte Nesselröden am Sonntag, 14. Juni, feiern. Daraus wird in der Corona-Krise nichts – doch der Anlass bleibt bestehen: Die Kindertagesstätte St. Georg wird 90 Jahre alt. Aber nicht nur die ausgefallene Feier zeigt, dass kaum etwas so ist wie sonst in den Kindertagesstätten in Duderstadt, dem Eichsfeld und der Region. Wie funktioniert Kita in Corona-Zeiten? „Für die Kinder ist auch Notbetreuung eine Art der Normalität“, sagt Martina Kujoth, Leiterin der Kita in Nesselröden. Doch darüber hinaus ist wenig vom altbekannten Alltag übrig geblieben. Von den 105 Kindern, die eigentlich die Kindertagesstätte besuchen, dürfen aktuell nur 45 betreut werden – bis auf Weiteres. Ab dem 22. Juni, so plant es das Land Niedersachsen, sollen wieder alle Kinder in die Tagesstätten kommen dürfen. Mit Spielplatz-Belegungsplänen gegen die Krise: Die Arbeit für Kujoth und ihr Team ist indes nicht weniger geworden: Von 15 Erzieherinnen sind nach Angaben der Leiterin trotz mehr als halbierter Kinderzahl zehn im Einsatz, um die Corona-Regeln einzuhalten. Die Notbetreuungsgruppen bestehen aus maximal 13 Kita- oder acht Krippenkindern. Für die Kinder sei das toll, sagt Kujoth – schließlich hätten die Betreuerinnen jetzt viel mehr Zeit für jedes einzelne Kind. Die Kapazitäten der Notbetreuung seien ausgeschöpft. Es sei „sehr, sehr wichtig“, dass alle Kinder noch vor den Sommerferien in die Kitas in der Region zurückkehren dürfen, befindet Kujoth. Der neue Alltag in der Kita – seit mittlerweile 13 Wochen herrscht in den Betreuungseinrichtungen der Region wegen Corona der Ausnahmezustand – wird indes durch Hygiene- und Abstandsregeln geprägt. Ein Vorteil der Kita St. Georg: Die drei Kita- und zwei Krippengruppen sind in Räumen untergebracht, die voneinander weitgehend getrennt sind. Das mache es einfacher, die Kontaktbeschränkungen einzuhalten, so Kujoth. Für die Spielplätze gibt es in Nesselröden einen Belegungsplan, der vorschreibt, welche Gruppe wann draußen sein darf. Mehr Arbeit, keine Geburtstagsfeier – wie geht es für die Kitas weiter? Die Organisation des Kita-Lebens sei durch die Corona-Krise schwieriger geworden, sagt die Leiterin: „Wir müssen enorm viele Sachen dokumentieren. Ich habe schon meine eigene Corona-Akte im Büro stehen.“ Eltern müssten Check-Listen ausfüllen, hinzu komme die Koordination der Aufnahme neuer Kinder aus Nesselröden, Werxhausen und den umliegenden Orten nach den Sommerferien. Durch die Maßnahmen der vergangenen Monate stünden bereits die ersten Kinder auf der Warteliste, so Kujoth – der Stau, der durch die Einschränkungen im Alltag entstehe, müsse später erst einmal abgearbeitet werden. Immerhin: Die Zusammenarbeit mit Eltern und dem Träger, der Katholischen Kirche, funktioniere auch in der Corona-Krise gut. Und das große Fest zum 90. Geburtstag? Das werde wohl nicht nachgeholt werden, sagt die Leiterin. Dabei sollte es eigentlich eine Feier für das ganze Dorf werden, mit Beteiligung der Vereine und Verbände, mit Hüpfburgen, Spielständen und Gastronomie. Seit zwei Jahren sei das Fest in der Planung gewesen, erzählt Kujoth. „Wir sind traurig“, sagt sie über die Absage. Aber: „Die Gesundheit steht an erster Stelle, und viele Leute müssen noch wesentlich wichtigere Feste absagen.“ Zum Geburtstag wird es nun bunte Karten und eine große 90 aus bemalten Steinen im Vorgarten der Kita geben – und als Geburtstagsgeschenk, so hofft Kujoth, die Rückkehr aller Kinder. 2020 besteht die Kindertagesstätte St. Georg in Nesselröden seit 90 Jahren. Gegründet wurde die Einrichtung 1930. Die erste Erweiterung wurde 1968 vorgenommen – fortan hatten drei Gruppen Platz. Die meisten Vergrößerungen hat die heutige Kita-Leiterin Martina Kujoth selbst miterlebt: Sie leitet die Kindertagesstätte seit 40 Jahren. 1997 wurde eine weitere Gruppe in der alten Schule nebenan gegründet, 2011 folgte die erste Krippengruppe, die nach einer weiteren Vergrößerung des Gebäudes einziehen konnte. Seit 2017 bietet die Kita St. Georg mehr als 100 Kindern Platz, die in zwei Krippen- und drei Kita-Gruppen untergebracht sind. Durch die Erweiterungen in der Vergangenheit besteht die Kindertagesstätte aus einem Komplex, der sich aus mehreren Gebäuden zusammensetzt. In der Corona-Krise sei das durchaus von Vorteil, sagt Kujoth: So könnten die einzelnen Gruppen viel leichter auseinander gehalten werden, um die Corona-Regeln einzuhalten. Lesen Sie auch: Kita Nesselröden: Neue Krippengruppe in alter Schule wird eingeweiht Duderstadt und Adelebsen setzen Kita-Gebühren aus Eltern müssen in Corona-Zeit keine Gebühren für Kita in Seeburg zahlen Sie erreichen den Autor per Mail an lokales@goettinger-tageblatt.de. Von Tammo Kohlwes

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