Stadt und Landkreis Göttingen: Erste Impfungen in Arztpraxen angelaufen

Ab sofort dürfen niedergelassene Ärzte in Niedersachsen ihre Patienten gegen Corona impfen. „Alle Praxen dürfen impfen, auch die Fachärzte“, sagt Uwe Köster von der Kassenärztlichen Vereinigung (KVN). Der erste Impfstoff wurde am Dienstagmittag an Apotheken ausgeliefert. Die ersten Impfungen im Landkreis Göttingen wurden bereits verabreicht. Wer macht mit? Das sagen die Ärztevertreter: Grundsätzlich dürfen alle niedergelassenen Ärzte mit Kassenzulassung impfen. „Wir wissen aber nicht, wie viele Kollegen sich daran beteiligen“, sagt Köster. Voraussetzung sei, dass die Mediziner bei ihrer Apotheke rechtzeitig eine Bestellung aufgegeben hätten. Der Impfstoff soll dort unter den Teilnehmern aufgeteilt werden. Köster räumt ein: „Einzelne Praxen haben wohl nichts bekommen.“ Die erste Lieferung umfasste 90 000 Impfdosen für ganz Niedersachsen, nächsten Dienstag sollen es 97 000 sein. „Danach rechnen wir mit 300 000 Impfdosen“, so Köster. Allerdings: „Das gilt nur für die Ärzte der KVN, andere sind vom Impfen ausgeschlossen“, sagt Thomas Suermann, Internist in Göttingen. Er arbeite seit einiger Zeit noch privat und nicht mehr mit Kassenzulassung und sei daher bislang außen vor. Wie läuft es in der Praxis? Das sagt der Hausarzt: In der Gieboldehäuser Gemeinschaftspraxis von Dr. med. Jan-Heino Wernicke und Jan-Ole Fabian ist am Dienstag die erste Lieferung an Impfstoff angekommen. Zunächst stünden für diese Woche 36 Impfdosen bereit, sagt Wernicke, für die nächste Woche seien 50 Dosen geordert worden – das sei zurzeit die Höchstmenge. Lesen Sie auch: Impfungen für alle Göttinger über 60 Jahren möglich Kurzfristig seien dann auch für den Dienstagnachmittag schon die ersten Patienten einbestellt worden und hätten ihre Spritze bekommen, berichtet Wernicke weiter. Die erste, die von Wernicke ihre Corona-Impfung bekam, war Erika Bode aus Gieboldehausen. „Ich bin froh und glücklich“, so ihr Kommentar. Die Nachfrage sei sehr groß, so der Mediziner, „das Telefon steht nicht mehr still“. Die Praxis hatte im Vorfeld bereits eine Liste potenzieller Patienten erstellt, die laut Priorisierungsvorgaben und aufgrund ihres Krankheitsbildes für eine Impfung in Frage kommen, und diese um Rückmeldung gebeten, ob sie eine Impfung möchten. Die Impfungen in der Praxis und auch bei Hausbesuchen seien für das Team der Gemeinschaftspraxis eine große logistische Herausforderung, erzählt der Gieboldehäuser Mediziner. So dürften nicht zu viele Patienten zeitgleich in der Praxis sein, außerdem müssten die Patienten aufgeklärt und nach der Impfung noch beobachtet werden. Wie läuft die Verteilung? Das sagen die Apotheker: Der Impfstoff wurde am Dienstagmittag vom Großhändler zu den Apotheken gebracht, erklärt der Göttinger Apotheker Michael Winkler. „Jede unserer Kunden-Praxen bekommt zunächst etwa 20 Impfdosen“, sagt er. Der Impfstoff – von der Firma Biontech – wird im Großhandel tiefgekühlt und dann gekühlt an die Apotheken geliefert. „Wenn wir ihn weiter verteilen, ist er quasi angetaut“, sagt Winkler. Der Transport sei unproblematisch, aber man müsse schon aufpassen, die Ampullen nicht zu sehr erschüttert werden. Da es sich bislang ausschließlich um den mRNA-Impfstoff von Biontech handele, sollte man ihn nicht schütteln. „Gekühlt ist der Impfstoff mehrere Tage haltbar und sollte in der laufen Woche verimpft werden“, erklärt er. Wenn das Serum einmal verdünnt in der Spritze aufgezogen ist, bleiben aber nur ein paar Stunden. „Wir liefern in der Regel die Fläschchen aus und nur in Ausnahmefällen bereits aufgezogenen Impfstoff“, erklärt er. Jessica Baltes von der Hirsch-Apotheke in Gieboldehausen schildert das Prozedere. Die Praxen würden in der Apotheke mit einer Woche Vorlauf ihre Bestellung für die Folgewoche aufgeben. „Wir geben das dann an den Großhandel weiter und bekommen von dort die Rückmeldung, wie viele Ampullen lieferbar sind.“ Diese Info werde wiederum an den Arzt zurückgemeldet, damit dieser entsprechend seine Patienten einbestellen könne. Die erste Impfstofflieferung hat das Team der Hirsch-Apotheke am Dienstag erhalten und direkt im Anschluss an die Arztpraxen ausgeliefert. Dabei handelte es sich um das Präparat von Biontech-Pfizer, bei dem die Kühlkette eingehalten werden müsse. Zudem müsse der Impfstoff innerhalb von 120 Stunden verbraucht werden, so Baltes. Lesen Sie auch: Der Inzidenzwert in Göttinen ist gesunken Der Duderstädter Apotheker Adrian Knoch hat am Dienstag 60 Impfdosen samt allem, was dazugehört – zum Beispiel Spritzen und Kochsalzlösung – erhalten. Die Auslieferung an die Praxis-Kunden, die vor Ostern den Impfstoff geordert hatten, sei für Mittwoch geplant, so Knoch. Von Britta Bielefeld und Britta Eichner-Ramm