Toskana des Nordens: Bäume der Pappelallee zwischen Mingerode und Breitenberg werden gekappt

„Es bedarf keines Fachmanns, um zu erkennen, dass es den Bäumen nicht gut geht.“ Das hat der Duderstädter Bauhofleiter Frank Widera im September gesagt. Die Rede ist von der Pappelallee zwischen Mingerode und Breitenberg. Daher hatte Duderstadts Bürgermeister Thorsten Feike (FDP) da schon im städtischen Bauausschuss die Sorgen um den Zustand der Bäume verkündet. Viele der Bäume seien infolge der Trockenheit krank. „Von 85 Pappeln sind 80 in ihrer Vitalität eingeschränkt“, sagte er. Weil die markante Pappelallee für die Landschaft aber so prägend sei und zum Namen „Toskana des Nordens“ beitrage, sollte versucht werden, die Bäume und den Anblick zu retten. Anstelle einer Rodung der Pappeln sollte es daher ein Rückschnitt sein. Damit ist jetzt, wenige Tage vor dem vierten Advent, begonnen worden, wie Widera mitteilt. Die Arbeiten waren nach einer beschränkten Ausschreibung vergeben worden. Die Pappeln werden auf einer Höhe von sechs bis sieben Meter gekappt. Damit erhofft man sich, dass die Bäume im Frühjahr wieder austreiben, erklärt der Bauhofleiter. Der Radikalschnitt an den hoch gewachsenen Bäumen, die etwa Mitte der 1960er-Jahre gepflanzt wurden, soll bis Ende der Woche, spätestens aber vor den Weihnachtsfeiertagen abgeschlossen sein. „Es fehlen Niederschläge“: Für Widera ist die Ursache für den schlechten Zustand der Pappeln klar. Die anhaltende Trockenheit seit der Vegetationsperiode 2018. „Auch jetzt ist es nach wie vor staubtrocken und es fehlen massiv die Niederschläge“, sagt er. „Die Böden sind knüppelhart.“ Widera befürchtet: „Wenn der Grundwasserspiegel weiter absinkt, kommen die Wurzeln der Bäume nicht mehr heran.“ Die Bäume könnten dann nicht mehr genug Wasser aus dem trockenen Boden holen, um ihre Kronen zu versorgen. Bei einigen Pappeln entlang der Pappelallee seien nur die Spitzen betroffen, andere seien oben schon vollkommen vertrocknet. Die Bäume versuchten, sich selbst zu helfen, indem sie unten am Stamm in ein bis zwei Metern Höhe beginnen, eine zweite kleine Krone auszubilden. Auch weitere Bäume in Duderstadt leiden unter Trockenheit: Die Folgen der Trockenheit sei auch an anderer Stelle im Stadtgebiet zu beobachten. Die Linden auf dem Stadtwall in Duderstadt zum Beispiel, aber auch Birken sowie im Wald die Buchen vertragen die Trockenheit überhaupt nicht, weiß Widera. Während der jetzt angelaufenen Rückschnittarbeiten an der Pappelallee sollen die Beeinträchtigungen für den überörtlichen Verbindungsweg auf ein Mindestmaß reduziert sein. Die Zufahrt zum landwirtschaftlichen Betrieb bleibe gewährleistet, so Widera. Welche Bäume gekappt werden sollten, war bereits seit einiger Zeit anhand roter Markierungen an den Stämmen zu sehen. Mit Blick von der Klus wiesen vor allem die Bäume Richtung Mingerode die roten Punkte auf. „Die Markierung der Bäume hängt damit zusammen, dass ungefähr auf Höhe der Klus sich die Bäume in einem deutlich besseren Zustand befinden“, erklärte der Bürgermeister bei einem Vor-Ort-Termin im September. „Ab diesem Punkt sind bis auf kleinere Einzelmaßnahmen zum Erhalt der Verkehrssicherheit keine weiteren Arbeiten notwendig.“ Lesen Sie auch Duderstadt sorgt sich um die Pappelallee zwischen Mingerode und Breitenberg Pappelallee: Noch im Herbst sollen Pappeln bei Mingerode gekappt werden Waldsterben: Hitze und Trockenheit gefährden Bäume in der Region Göttingen Massives Baumsterben nach trockenen Sommern im Stadtgebiet Duderstadt Dürre: Duderstadts Bäume müssen wegen Wassermangel gefällt werden Die Pappelreihe zwischen Mingerode und Breitenberg hat dem Untereichsfeld die Bezeichnung „Toskana des Nordens“ eingebracht. Mit der Bepflanzung der Pappeln wurde auf Mingeröder Seite 1964 begonnen. Daran kann sich der damalige Bauleiter Bernhard Böttger gut erinnern, denn es war das Jahr seiner Hochzeit. Der erste Bauabschnitt die Bepflanzung betreffend war begrenzt bis auf die Höhe der heute noch vorhandenen Hochspannungsleitung über dem Verbindungsweg. In den darauffolgenden Jahrzehnten habe nach der Gebietsreform Anfang der 1970er-Jahre die Stadt Duderstadt große Anstrengungen unternommen, diese Bäume und damit die landschaftsbildprägende Pappelreihe bis an die Straße nach Breitenberg, die heutige Kreisstraße 111, zu verlängern, erklärt Duderstadts Bürgermeister Thorsten Feike. Dies sei unter der Federführung des städtischen Bauamtes durch regelmäßige Pflanzaktionen bis heute immer wieder umgesetzt worden und erkläre die unterschiedliche Altersstruktur der Bäume. Die Pappelallee besteht seit etwa sechs Jahrzehnten. Wahrscheinlich wurde sie Mitte der 1960er-Jahre entlang der Verbundsteinstraße zwischen den Ortschaften Mingerode und Breitenberg angepflanzt. Den Auftrag zur Straße hatte damals die noch selbstständige Gemeinde Mingerode erteilt. Rudi Reiter, zu dieser Zeit beim Landkreis Duderstadt beschäftigt, hatte der Gemeinde eine Bepflanzung beidseitig des Weges empfohlen. Pappeln wurden möglicherweise dafür gewählt, weil sie schmal nach oben wachsen und nicht so viel Schatten auf die angrenzenden Felder werfen. Von Britta Eichner-Ramm