Tote 16-Jährige auf Landstraße nahe Göttingen: Ortsbrandmeister schildert „sehr belastenden“ Einsatz

Der rätselhafte Tod eines 16-jährigen Mädchens auf der L569 bei Nesselröden beschäftigt weiter die Ermittler und Helfer. Alleine die Feuerwehr war am Dienstagabend mit rund 50 Kräften im Einsatz. Nesselrödens Ortsbrandmeister Marc Schenke war einer der ersten Helfer vor Ort und schildert, wie der „sehr belastende“ Einsatz ablief – und erklärt, warum auch ein angrenzendes Waldgebiet abgesucht wurde. Demnach wurde die Feuerwehr am Dienstag gegen 19 Uhr von der Leitstelle alarmiert. „Zu diesem Zeitpunkt gab es noch kein klares Bild von der Lage vor Ort“, sagt Schenke. Die Feuerwehr sei etwa gleichzeitig mit der Polizei und dem Notarzt an der Unfallstelle eingetroffen. Ersthelfer hätten da schon den Leichnam abgedeckt gehabt, sagt Schenke. Großangelegte Suche im Wald bei Nesselröden: Die Feuerwehr sicherte in der Folge die Unfallstelle ab und beleuchtete diese. Die großflächige Beleuchtung sei aus zweierlei Gründen wichtig gewesen, sagt Schenke. Zum einen für die Ermittlungen der Polizei. Zum anderen für eine groß angelegte Suche im angrenzenden Wald. Hintergrund der Suchaktion sei der Hinweis eines Zeugen gewesen, der Kinderstimmen im Wald gehört haben wollte, sagt Schenke. Daraufhin habe man gegen 19.30 Uhr damit begonnen, das Gebiet im Umkreis von 500 bis 1000 Metern abzusuchen – und zwar systematisch. Hubschrauber mit Wärmebildkamera im Einsatz: Dafür wurden weitere Ortsfeuerwehren angefordert, und zwar aus Duderstadt, Werxhausen, Desingerode und Rittmarshausen. Rund 50 Einsatzkräfte der Feuerwehr durchkämmten dann den Wald. „Wir haben Reihen gebildet, ganz klassisch, wie man das kennt“, erklärt der Ortsbrandmeister. Auch die Polizei half laut Schenke mit einer Einheit bei der Suche mit, zudem kreiste ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera über dem Gebiet. Die Feuerwehr setzte weitere Wärmebildkameras ein. „Das alles hat recht lange gedauert. Der Wald ist an dieser Stelle sehr dicht und unzugänglich“, sagt Schenke. Und man habe ja auch sichergehen wollen, dass sich nicht doch noch irgendwo im Wald jemand aufhält. Man habe aber niemanden gefunden, weshalb die großflächige Suche dann gegen 21.30 Uhr beendet worden sei. Ortsbrandmeister: „Das war alles andere als ein alltäglicher Einsatz“: „Das war alles andere als ein alltäglicher Einsatz“, sagt Schenke. „So etwas erlebt man auch als Feuerwehrmann nicht häufig, einige gar nicht. Daher waren auch noch am Abend einige Notfallseelsorger vor Ort.“ Das sei für die Unfallbeteiligten und auch für die Helfer enorm wichtig. Die Feuerwehrfrauen und Feuerwehrmänner hätten so direkt einen Ansprechpartner, falls sie das Erlebte nicht verarbeiten können. „So ein Einsatz ist schon sehr belastend, gerade für die Jüngeren“, erklärt Schenke. „Diese sollten dann auch nicht länger als nötig im Einsatz sein.“ Gegen 23 Uhr fuhr die Ortsfeuerwehr Nesselröden als letzte Feuerwehr zurück zum Feuerwehrgerätehaus. An Schlafen war bei den meisten Helfern allerdings nicht sofort zu denken. „Es ist Usus, dass man im Anschluss dann noch mal miteinander redet“, sagt Schenke – vor allem nach einem solch außergewöhnlichen Einsatz. „Man lernt erst mit der Zeit, solche Dinge nicht zu nah an sich heranzulassen“: Das hätten ihm auch die anderen Ortsbrandmeister bestätigt, mit denen er am Tag danach noch mal Kontakt aufnahm, sagt Schenke. „Es haben eigentlich alle gesagt, dass sie sich nach dem Einsatz noch mal zusammengefunden haben – natürlich unter Beachtung der Corona-Regeln. Man geht dann nicht sofort auseinander, sondern redet miteinander. Das muss sein.“ Sie alle stünden zudem mit den am Einsatz beteiligten Kameradinnen und Kameraden in Kontakt. „Und die wissen auch, dass sie sich jederzeit an uns wenden können, falls sie Hilfe benötigen. Ich spreche meine Kameraden auch gezielt an nach so einem Einsatz und frage, wie es ihnen geht. Denn man lernt erst mit der Zeit, solche Dinge nicht zu nah an sich heranzulassen.“ Tote 16-Jährige: Ermittlungen der Polizei dauern an: Das 16-jährige Mädchen war am Dienstagabend tot auf der Landesstraße 569 bei Nesselröden gefunden worden. Ersten Erkenntnissen zufolge sei die Jugendliche vermutlich von einem Auto überrollt worden, teilte die Polizei mit. Ob sie zu diesem Zeitpunkt bereits tot auf der Landesstraße lag, sei noch unklar. Die 21 Jahre alte Fahrerin des Autos, das die Jugendliche überrollt haben soll, erlitt einen Schock. Die genaueren Umstände waren auch am Mittwoch noch unklar, die Ermittlungen dauern an. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat unterdessen eine Obduktion des Leichnams angeordnet. Diese soll noch am Mittwoch erfolgen. Mittlerweile hat die Staatsanwaltschaft Göttingen mitgeteilt, dass es in diesem Fall Anhaltspunkte dafür gibt, dass es sich um einen Suizid gehandelt hat. Von Andreas Fuhrmann