Tourismus, Kultur, Wirtschaft: Duderstadt will Kräfte bündeln

In Duderstadt kümmern sich verschiedene Akteure um die Bereiche Tourismus, Kultur, Wirtschaft und Stadtmarketing. Seit geraumer Zeit gibt es Überlegungen, wie sich die Kräfte bündeln lassen. Die SPD-Fraktion im Rat hatte 2018 vorgeschlagen die Aufgaben zum Beispiel in einer Stadtentwicklungsgesellschaft zusammenzufassen, und damit den Stein ins Rollen gebracht. Dem ersten gemeinsamen Austausch im Januar 2020 bei einer Zielfindungskonferenz sollte eine weitere öffentliche Diskussion folgen, an der sich wiederum die Duderstädter Bürger einbringen sollten. „Doch Corona hat das extrem beeinträchtigt“, sagte Duderstadts Kämmerer Gerald Werner während der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Finanzen und Tourismus. Zu einer zweiten Veranstaltung sei es aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht gekommen, so Werner. Gleichwohl habe es „viele Aktivitäten“ gegeben. In Kürze soll darüber berichtet und über eine mögliche Strategie beraten werden. Damit das Thema präsent bleibt, hatte die SPD-Fraktion am Jahresende um einen Sachstandsbericht und eine Beratung über das weitere Vorgehen gefordert. „Wir wollen, dass es weiter geht“, begründet die Fraktionsvorsitzende Doris Glahn. Bei den Gesprächen, die seit der Auftaktveranstaltung geführt wurden, war laut Glahn die Kommunalpolitik außen vor. Umso wichtiger sei es, jetzt die nächsten Schritte zu gehen und das Ganze zu forcieren. Kommunale Gesellschaft denkbar: Glahn könnte sich eine kommunale Gesellschaft vorstellen, die Aufgaben im Bereich Marketing übernehmen und die vorhandenen Aktivitäten vernetzen könnte. Die Politik sollte nach Auffassung Glahns Schwerpunkte setzen und Zielvorgaben machen. Es müssen jetzt konkreter gefasst werden, welche Aufgaben in der Gesellschaft erledigt werden sollen und welche bei den bisherigen Akteuren bleiben. Bei einer Zielfindungskonferenz im Januar 2020 kamen Akteure und Bürger im Rathaus zusammen, um sich gemeinsam den Themenfeldern Kultur, Marketing, Tourismus und Wirtschaftsförderung zu widmen. „Bei dem Projekt kann jeder aktiv mitarbeiten und mitgestalten“, sagte seinerzeit Bürgermeister Thorsten Feike (FDP). Die Veranstaltung bildete den Auftakt des vom niedersächsischen Ministeriums für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz geförderten Projekts „Gute Nachbarschaft 2019“. Duderstadt hatte sich mit den anderen Städten des Fachwerk-Fünfecks – Einbeck, Hann. Münden, Northeim und Osterode – für die Teilnahme an dem Projekt beworben. Die Northeimer Planungsgruppe Puche, hat das gemeinsame Projekt von Stadt und „Werkstatt Zukunft Altstadt Fachwerk5Eck“ begleitet. Der Förderzeitraum für das Projekt endete im Dezember 2020, habe aber noch einmal bis Mai 2021 verlängert werden können, sagt Juliane Hofmann, Projektleiterin des Fachwerk-Fünfecks, laufe nun aber voraussichtlich aus. Mit Blick auf die Corona-Pandemie und die fehlende Möglichkeit zu Veranstaltungen hält der CDU-Fraktionsvorsitzende Andreas Diedrich zurzeit nichts von zuviel Aktionismus. „Wir wissen doch gar nicht, wie die Entwicklung weiter geht“, gibt er zu bedenken. Gegebenenfalls müssten ja Alternativen gefunden werden, gegenüber dem, was anfangs angedacht war. Die Politik könne nur die Rahmenbedingungen stellen, alles weitere müsse von den Akteuren vor Ort kommen, so Diedrich. Für den CDU-Fraktionsvorsitzenden ist indes klar: „Wir reden über eine eigene Gesellschaft.“ Wie wichtig das Thema ist, zeige die Diskussion um das Heimatmuseum, meint Jochen Mitschke, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat. Das wäre ebenso eine Aufgabe für eine mögliche Stadtentwicklungsgesellschaft wie die Frage, wie sich die Innenstadt und deren Geschäfte entwickeln werden und welche Maßnahmen jetzt schon zu tun wären. Der Verein Treffpunkt Stadtmarketing Duderstadt (TSD), welcher die Belange des Einzelhandels vertrete, und die Initiative Duderstadt 2030 seien beide nötig, so Mitschke, „aber vielleicht bedarf es der Koordination“. Und das beziehe sich auch auf die weiteren Initiativen und Akteure in der Stadt. „Nicht viel passiert“: Der Grünen-Fraktionsvorsitzende hofft, dass es mit dem Thema nun weiter gehe. Es gebe etliche Gutachten und Erkenntnisse. Dazu zähle zum Beispiel das Leitbild von 2015 für Duderstadt.„Grundsätzlich steht dort alles drin, was wir machen und entwickeln sollten“, meint Mitschke. „Trotzdem ist nicht viel passiert.“ Stadtentwicklung müsse nach Ansicht Mitschkes auch den Bereich Infrastruktur und Verkehr umfassen. Dass der avisierte Abschlussbericht über das Projekt nicht nur ins Regal gestellt wird, hofft auch der Stadtkämmerer. Der Rat sei nun das entscheidende Gremium, das benennen müsse, wohin die Reise gehen soll. Übernahme „nicht akzeptabel“: TSD-Geschäftsführer Hubertus Werner sorgt sich, dass etwa die im TSD vertretenen Einzelhändler in einer neuen Gesellschaft zu wenig Mitsprachemöglichkeiten haben könnten. Eine Übernahme des TSD in einer Gesellschaft wäre daher für ihn deshalb „nicht akzeptabel“. Er sieht aber dennoch die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit in den Bereichen Tourismus, Gastronomie und Handel. Ein „Stadtkümmerer“ könnte die Koordination übernehmen. Lesen Sie auch Bürger entwickeln Ideen zur Entwicklung der Duderstädter Altstadt Gute Nachbarschaft: Jeder kann Duderstadt mit eigenen Ideen nach vorn bringen Themen für einen solchen Stadtmanager sollten nach Angaben des TSD-Geschäftsführers beispielsweise der ÖPNV, die Erreichbarkeit der Stadt, Parkplätze, Wohnmobilstellplätze oder die Gestaltung der Fußgängerzone sein. Die in den vergangenen Monaten geführten Gespräche bezeichnet Werner als „nicht zielführend“. Die Akteure müssten sich wiederfinden, nannte er ein wesentliches Kriterium. „Wir sind gesprächsbereit“, signalisiert Hubertus Werner, „aber es darf keine politische Institution werden“. Von Britta Eichner-Ramm