Die Schwertransporter sollen einen Speisewagen und einen Schienenbus zum Duderstädter Bahnhof bringen. Dort werden zurzeit neue Gleise für die Schaustücke verlegt.
Einmal mehr ist es Ottobock-Chef Hans Georg Näder, der mit dem außergewöhnlichen Projekt die Attraktivität Duderstadts steigern will. Die museale Reaktivierung der Eisenbahngeschichte auf dem Abstellgleis betrachtet Näder nicht nur als nostalgische Reminiszenz, sondern auch als Aufwertung des Bahnhofareals.
Den denkmalgeschützten Backsteinbau samt Güterschuppen, in dem lange Jahre ein Getränkemarkt untergebracht war, hat Näder vor zwei Jahren erworben. Nach Umbau und Sanierung beherbergt der Gebäudekomplex eine Kinderarzt-Gemeinschafts-praxis, eine Pizzeria, eine Krankenkasse und den Planning & Equipping-Service von Ottobock, der weltweit Werkstätten einrichtet und orthopädische Werkzeuge weiterentwickelt, sowie das Näder-Family-Office. Das soll ins Max-Näder-Haus am Hindenburg ziehen, wenn der Umbau dort abgeschlossen ist.
Bei den Gleisen soll es nicht bleiben
Hinter dem Bahnhof verlegt zurzeit die NTG-GmbH aus Breitenworbis 160 Meter Gleise inklusive einer Weiche. Mit Hilfe einer Schraubmaschine werden die Gleise auf den Schwellen verankert, eine Stopfmaschine verdichtet den Kies im Gleisbett. Die gebrauchten Schienen mit Rostspuren müssen nicht auf alt getrimmt werden, wirken authentischer und sind zudem günstiger als neue Schienen.
Bei den Gleisen soll es nicht bleiben. Beidseitig soll auch der alte Bahnsteig rekonstruiert werden, teilt Ottobock-Projektleiter Bernd Kemmerling mit. Teilweise bekomme der Bahnsteig eine Überdachung mit gußeisernen Säulen, passend zum historischen Ambiente.
Schienenbus und Speisewagen wurden von der VEB Gerolstein erworben. Die Abkürzung steht nicht etwa für Volkseigener Betrieb, sondern für die Betriebsgesellschaft Vulkan-Eifel-Bahn, die auch alte Lokomotiven und Waggons restauriert und vermarktet. Der klassische zweiteilige Schienenbus mit Steuer- und Beiwagen war bis in die 1980er-Jahre in der Eifel im Einsatz, der Speisewagen mit Bordrestaurant wurde von der Deutschen Bahn vor rund 20 Jahren ausgemustert. Für die Schwertransporte Ende Juni sind die Weichen bereits gestellt.
1889 eröffnet
Das Abstellgleis, auf dem Schienenbus und Speisewagen künftig stehen, gabelt sich an einer Weiche in Richtung Ottobock-Firmengelände, das bis zur Stilllegung der Bahnstrecke einen eigenen Gleisanschluss hatte, und endet an zwei historischen Prellböcken. Das Areal rund um die Gleisanlage müsse aus versicherungsrechtlichen Gründen eingezäunt werden, sagt Kemmerling. Die Einwohner der Wohnsiedlung hinter den Gleisen, die das Bahnhofsgelände als Abkürzung in die Innenstadt genutzt haben, müssen dann einen Bogen gehen.
Der Duderstädter Bahnhof wurde 1889 eröffnet, als die Bahnstrecke Leinefelde-Duderstadt-Wulften in Betrieb ging. Der letzte Schienenbus für den Personenverkehr zwischen Duderstadt und Wulften fuhr im Mai 1974. Bis Ende 1994 gab es noch Güterverkehr, dann wurde auch der eingestellt. Bestrebungen, nach der Grenzöffnung wieder den Lückenschluss ins Obereichsfeld zu vollziehen, verliefen im Sande. Vor einigen Jahren wurden dann die letzten Gleise demontiert.
Werden Schaustücke: ausgemusterte Schienenfahrzeuge. |