Wie reagieren Dorfläden auf die Corona-Krise?

Einen Lieferservice initiiert das Team des Dorfladens in Fuhrbach gemeinsam mit Hotelier Franz-Josef Otto und dessen Auszubildenden. „Wir wollen damit den Menschen helfen, die wegen des Corona-Virus zu Hause bleiben müssen oder wollen“, erklärt Dorfladen-Geschäftsführer David Ohse. Wie sieht es in anderen Dorfläden im Landkreis Göttingen aus? „Gerade in schweren Zeiten ist Zusammenhalt wichtiger denn je“, sagt David Ohse. Um mobilitätseingeschränkten und zur Risikogruppe gehörenden Menschen die Möglichkeit zu geben, sich weiterhin selbst zu versorgen, sei die Idee entstanden, einen Lieferservice einzurichten. „Wer nicht rausgehen kann oder sollte, dem helfen wir.“ Für die Auslieferung hat sich Franz-Josef Otto, Inhaber des Fuhrbacher Hotel-Restaurants „Der Kronprinz“, bereit erklärt. Er stellt sein Fahrzeug mit Kühlfach zur Verfügung und macht sich mit seinen Auszubilden auf den Weg zu den Kunden. Die erste Tour startete er am Donnerstag in Begleitung von Puja Alyal, die vor drei Jahren als Flüchtling aus Nepal nach Deutschland kam und vor einem Jahr ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau begann. Ausgestattet mit Hygienehandschuhen und Mundschutz brachte die junge Frau den Kunden die Ware bis an die Haustür. Dorfgemeinschaft stärken: „Es geht um die Dorfgemeinschaft“, erklärt Otto sein Engagement. „Jeder hilft jedem. Und wir wollen den Leuten etwas zurückgeben.“ Dabei hat er selbst auch Sorgen. Die Auftragsbücher seien in diesem Jahr sehr voll gewesen, doch die Veranstaltungen für März und April seien bereits komplett storniert worden. Mittlerweile würden auch bereits die ersten Aufträge für den Mai zurückgezogen. „Es wäre schön, wenn die Krise hilft, dazu beizutragen, nicht nur auf den eigenen Teller zu schauen“, sagt David Ohse. Der Laden sei ein wichtiges Stück Infrastruktur im Dorf. Jetzt sei eine gute Zeit zu zeigen, warum es Dorfläden für die Nahversorgung gebe. Es gehe mit der Aktion nicht darum, Profit zu machen, sondern zu helfen. „Es geht uns weiter nicht gut“, so der Geschäftsführer. „Dem Laden fehlen Einnahmen.“ Wenn die Aktion von den Kunden angenommen werde, soll darüber nachgedacht werden, sie fortzusetzen - dann allerdings gegen einen kleinen Aufschlag, um die Ausgaben zu decken. Mehr Kunden durch Homeoffice: „Wir haben in unseren Läden in Groß Lengden und Bremke schon von Beginn an einen Lieferdienst“, sagt Sylvia Jeschina, die zurzeit sehr viel Arbeit zu bewältigen hat. Nachdem sie noch einmal per Mail auf den Lieferdienst hingewiesen hat, sind am Donnerstag daraufhin die ersten Anfragen gekommen. Aber auch der Laden wird stärker als sonst frequentiert. „Es kommen mehr Leute, weil alle zu Hause sind“, erzählt sie. „Wir haben zurzeit einen Umsatz wie im Weihnachtsgeschäft.“ Für sie bedeute es, dass sie gefordert sei, die benötigten Waren zu besorgen. Denn außer den überall knappen Waren wie Toilettenpapier und Hefe seien auch die Grundnahrungsmittel stark gefragt. „Es wird eben mehr gekocht“, sagt sie. „Wir liefern auch“, erklärt Karin Klawunn, Inhaberin des Dorfladens in Herberhausen. Es gebe im Dorf sehr viele Freiwillige, die sich für die Auslieferung gemeldet haben. Der Service werde sehr geschätzt. „Besonders ältere Kunden kommen zurzeit weniger in den Laden, was ich angesichts der aktuellen Situation auch gut heiße.“ Dafür würden Nachbarn ihnen etwas mitbringen oder sie könnten den Lieferservice in Anspruch nehmen. Insgesamt sei auch bei ihr der Umsatz gestiegen, „auch dadurch, dass viele im Homeoffice arbeiten“. Klawunn denkt, dass die Corona-Krise dafür gesorgt haben, dass das Bewusstsein für die Dorfläden ein bisschen stärker vorhanden sei. Der Dorfladen in Fuhrbach bietet aktuell einen Lieferdienst, der ab einem Bestellwert von 15 Euro in Anspruch genommen werden kann. In den Dörfern Fuhrbach, Langenhagen, Brochthausen im niedersächsischen sowie Jützenbach im thüringischen Eichsfeld wurden Flyer verteilt, dazu Listen mit dem Warenangebot und den Preisen. Die Produktliste umfasst 203 Artikel, bei genauer Betrachtung angesichts verschiedener Geschmacksrichtungen einzelner Produkte sogar noch mehr. Von 8 bis 16 Uhr können Kunden unter Telefon 0151/22362591 bei den Mitarbeitern Simon Ohse und Nathalie Wolf ihre Bestellung aufgeben. Sie geben auch gleich Auskunft, welche Waren vorrätig sind. Ausgeliefert wird dienstags und donnerstags in Fuhrbach und Langenhagen sowie mittwochs und freitags in Brochthausen und Jützenbach. 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Neuer Lieferdienst in Fuhrbach - Wie reagieren Dorfläden auf die Corona-Krise?