Campingplatz Reiffenhausen: Ausgezeichnet Ferien machen

Der niederländische Automobilclub ANWB kommt nicht nur Autofahrern zur Hilfe, er ist – wie der ADAC in Deutschland – auch Dienstleister in Sachen Reisen. Und was liegt bei den westlichen Nachbarn nahe: Sie empfehlen Campingplätze. Das Areal in Reiffenhausen gehört dazu – in der Kategorie „Kleine Plätze in Europa“ zählt es in Holland zu den Top-Adressen. Wie hoch der Erholungswert der Anlage in der Gemeinde Friedland ist, weiß Peter Schoonenwolf schon lange. Seit 43 Jahren kommt der Holländer nach Reiffenhausen, ist seit elf Jahren Vorsitzender des Campingclubs Reiffenhausen, der den Platz gepachtet hat und ihn – in enger Abstimmung mit der Gemeindeverwaltung – betreut und in Ordnung hält. Auf die Mitarbeiter der Gemeinde lässt der 75-jährige Niederländer nichts kommen: „Wir stecken regelmäßig die Köpfe zusammen, halten Kontakt und entscheiden gemeinsam, was getan werden muss. Vieles machen wir in Eigenleistung. Es ist eine große Erleichterung, zu sehen, dass alle zusammenhalten.“ Die sanitären Anlagen wurden in den vergangenen Jahren erneuert und werden im kommenden Winter mit der Chemie-Toilette abgeschlossen. Für ein Zelt ist immer Platz: Nahezu voll besetzt ist der Platz momentan. „Es läuft bombig. Das hat aber nichts mit dem Campingboom zu Coronazeiten zu tun. Hier ist immer etwas los“, sagt Schoonenwolf. Für spontan anreisende Camper findet er aber immer noch einen Platz. „Zelte können noch aufgestellt werden, zur Not auf meinem Rasenstück“, sagt der Holländer, dessen Dauerstellplatz 230 Quadratmeter groß ist und auf dem zwei Wohnwagen stehen. „Den einen Wohnwagen habe ich renoviert, wenn die Kinder mal kommen“, erzählt der ehemalige Oberstleutnant, der sich mit seiner Frau vor mehr als vier Jahrzehnten einen Wohnwagen gekauft hat und mit der Familie auf große Reise gehen wollte, letztlich aber irgendwann in Reiffenhausen gelandet ist, „weil die Natur dort so schön und ganz anders als in meiner Heimat ist“. Alle fünf Jahre wird ein neuer Wohnwagen angeschafft, der in Reiffenhausen stehen bleibt, sodass Schoonenwolf nur mit dem Auto die 350 Kilometer aus seiner holländischen Heimat westlich des Rheins anreisen muss. Kurzbesuche auch im Winter: Vier Monate verbringt er im Sommer in Südniedersachsen, für einige Tage schaut er auch immer wieder im Winter vorbei. „Wir hatten schon minus 23 Grad und jede Menge Schnee, das hat auch seinen Reiz.“ Lieber ist ihm aber der Sommer, wenn er das nahe gelegene Waldschwimmbad nutzen kann oder in der kleinen Kneipe auf dem Campingplatz mit seinen Nachbarn und Freunden zusammensitzt. „Da kann man auch Kleinigkeiten essen, muss aber etwas Zeit mitbringen, weil die Bedienung auch gleichzeitig kocht“, erzählt der Vereinsvorsitzende, der das Leben auf der gesamten Anlage insgesamt als „sehr billig“ bezeichnet. Zum Einkaufen oder für einen Restaurantbesuch muss man inzwischen fahren, Shoppingtouren in Göttingen und Kassel gehören regelmäßig zum Programm des Niederländers. „Ich lasse in den Sommermonaten einige tausend Euro in der Region – und da bin ich nicht allein“, weist er auf die Wirtschaftskraft der Camper hin. Fester Wohnsitz auf dem Campingplatz: Neben den Dauercampern gibt es auch einige Bewohner, die komplett auf den Platz gezogen sind. „Auch weil sie sich keine Wohnung leisten können, sie sind gezwungen, dort zu wohnen“, erzählt Schoonenwolf. Sie alle kümmern sich gern um Durchreisende, wie beispielsweise kürzlich einige Radler, die auf dem Weg von Portugal zum Nordkap waren. „Die waren so nass geworden, dass wir ihr Zelt unter dem Carport untergebracht haben, ihnen Tisch und Stühle hingestellt haben und sie die Steckdose dort zum Aufladen ihres Handys nutzen konnten.“ Die Gruppe ist am nächsten Tag weiter gefahren, Schoonenwolf bleibt und kommt immer wieder. Vielleicht auch deshalb, weil er Wurzeln im nicht weit entfernten hessischen Großalmerode hat. „Von dort sind meine Vorfahren vor langer, langer Zeit nach Holland ausgewandert.“ Seit mehr als 50 Jahren stehen Zelte, Wohnmobile und Wohnwagen auf dem Campingplatz in Reiffenhausen. Seit Mai 2003 leitet ein eingetragener Verein (e.V.) den Platz in Eigenverantwortung. Es gibt einen Clubkiosk für Getränke und Speisen (kleine Karte). Der Campingplatz liegt in einem Tal, umgeben von Wald, in der Mitte Deutschlands. Es gibt günstige Jahresstellplätze, und Tagesstellplätze für Wohnwagen, Wohnmobile und Zelte. Egal, ob als Wochenendlager, für Tagestouren in der Region oder als Zwischenstopp auf der großen Urlaubstour, der Campingplatz liegt geografisch günstig. Von der A38 (Anschlussstelle Friedland) sind es nur wenige Kilometer bis zu dem Platz in der knapp 650 Einwohner zählenden Gemeinde. Er ist Ausgangspunkt für vielfältige Aktivitäten, wie Wandern, Radfahren, Motorradtouren, Besichtigungen und Veranstaltungen. Der Harz, das Weserbergland oder der Hohe Meisner liegen quasi vor der Tür. Die Pilgerwege (Jacobsweg/Locckum) führen direkt durch Reiffenhausen. Das 2006 komplett erneuerte Waldschwimmbad liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Platzes. Von Kathrin Lienig