Duderstadt: Rosenthaler Hof für Spätaussiedler angemietet

Im Hotel Rosenthaler Hof bei Westerode sollen vorübergehend Spätaussiedler unterkommen, um nach ihrer Ankunft in Deutschland hier ihrer 14-tägigen Quarantänepflicht nachzukommen. Das hat das Bundesinnenministerium bestätigt. Beginn und Dauer der Belegung stünden noch nicht fest, so eine Ministeriumssprecherin. Unterbringung vorübergehend: „Es ist zutreffend, dass der Bund vertreten durch das Bundesverwaltungsamt den Rosenthaler Hof in Duderstadt für die vorübergehende Unterbringung von Spätaussiedlern angemietet hat“, bestätigt Ministeriumssprecherin Katja Ullrich-Zeßner, was in Duderstadt bereits als Gerücht die Runde gemacht hat. Wie derzeit schon an mehreren anderen Orten, würden im Rosenthaler Hof „übergangsweise in Deutschland eintreffende Spätaussiedler untergebracht“. Ullrich-Zeller weiter: „Diese Unterbringung erfolgt zur Entlastung des hierzu eigentlich bestehenden Grenzdurchgangslagers Friedland in Niedersachsen, das seinerseits wegen Fällen von Covid-19-Infektionen aktuell nicht alle eintreffenden Spätaussiedler unterbringen kann.“ Im Grenzdurchgangslager Friedland waren im Juni mindestens 38 mit dem Coronavirus infizierte Spätaussiedler angekommen. Die Landesaufnahmebehörde Niedersachsen, die für Verpflegung und Unterkunft der Spätaussiedler zuständig ist, hatte vor einem Kollaps der Einrichtung gewarnt, sollten mit weiteren Neuankömmlingen auch weitere Erkrankte hinzukommen. Die Möglichkeiten für eine verantwortungsvolle Separierung und Quarantäne seien erschöpft. Suche nach Ausweichlösung: BMI-Sprecherin Ullrich-Zeßner weist jetzt auch darauf hin, dass seit Beginn des Infektionsgeschehens im Grenzdurchgangslager Friedland „Bund und die Länder unter Einbindung der zuständigen Gesundheitsbehörden und weiterer Partner gemeinsam mit Hochdruck an Ausweichlösungen für die vorübergehende Unterbringung von Spätaussiedlern außerhalb Friedlands“ arbeiteten. Zurzeit gebe es solche Unterkünfte zum Beispiel in Ahrweiler (Rheinlad-Pfalz) und in Mörfelden (Hessen). „Es geht dabei um schnelle, praktikable und vorübergehende Lösungen“, betont sie. Im Vordergrund stehe dabei „gleichermaßen die Fürsorgepflicht des Bundes für die lokale Bevölkerung wie ebenso für Spätaussiedler, die derzeit nicht in Friedland aufgenommen werden können und mangels eines eigenen Wohnsitzes im Bundesgebiet keine Möglichkeit haben, der bei Einreise nach Deutschland bestehenden 14-tägigen Quarantänepflicht nachzukommen“, so die Ministeriumssprecherin weiter. Auch die vorübergehende Unterbringung im Rosenthaler Hof solle es Spätaussiedlern ermöglichen, die rechtlich vorgeschriebene Quarantäne einzuhalten. Besorgte Äußerungen: In den vergangenen Tagen gab es nach Tageblatt-Informationen verschiedentlich besorgte Äußerungen der Menschen im Eichsfeld zur geplanten Unterbringung von Spätaussiedlern im Rosenthaler Hof. Und auch soll es unterschiedliche Informationen über die Nutzung der Immobilie gegeben haben. „Die zuständigen Behörden, insbesondere auch die Gesundheitsämter, vor Ort arbeiten eng zusammen“, versichert das BMI. „Die Zuständigkeit für die Umsetzung der Quarantäneregelung und die Kontrolle ihrer Einhaltung liegt nach dem Infektionsschutzgesetz in der Zuständigkeit der Länder“, so Ullrich-Zeßner. „In den Einrichtungen werden alle infektionsschutzrechtlichen Vorgaben genauestes eingehalten.“ Entlastung von Friedland: Wie lange genau Spätaussiedler in Duderstadt untergebracht sein werden, lasse sich heute noch nicht abschließend sagen, ergänzt die Ministeriumssprecherin. „Klar ist: Die Unterbringung erfolgt erklärtermaßen und explizit nur vorübergehend zur Entlastung von Friedland.“ Das ehemalige Hotel Rosenthaler Hof bei Westerode diente schon einmal als Ausweichstandort für die Friedländer Erstaufnahmeeinrichtung. Das Land Niedersachsen hatte die Immobilie von 2015 bis 2017 als Flüchtlingsunterkunft angemietet. Zeitweise waren hier bis zu 650 Geflüchtete untergebracht, bevor diese auf die Kommunen verteilt wurden. Zum Jahresende 2017 zogen die letzten sieben Bewohner aus. Betreut wurden die Menschen während ihres Aufenthaltes im Rosenthaler Hof seinerzeit von Hotelleiter Eckhard Melz und einem Team von bis zu 50 Vollzeitkräften. Seit Anfang 2018 stand das Objekt leer. Der Eigentümer hatte noch im Sommer vergangenen Jahres nach einem Käufer für den Rosenthaler Hofes gesucht. In der Monatsstatistik Juni 2020 des Bundesverwaltungsamtes über Spätaussiedler und ihre Angehörigen ist zu entnehmen, dass im Juni 105 Menschen registriert wurden, 464 weniger als im Juni 2019. 104 Frauen und Männer stammen aus der ehemaligen UdSSR – davon 51 aus Kasachstan, 49 aus der Russischen Föderation und vier aus der Ukraine –, eine Person kommt aus Rumänien. Elf der 105 im Juni registrierten Spätaussiedler wurden nach Niedersachsen verteilt. Lesen Sie auch Rosenthaler Hof im Eichsfeld steht seit anderthalb Jahren leer Flüchtlingsunterkunft Rosenthaler Hof schließt Aufstockung auf bis zu 350 Plätze - Rosenthaler Hof in Westerode bleibt Flüchtlingsquartier – GT - Göttinger Tageblatt Friedland: Spätaussiedler weichen nach Hessen und Rheinland-Pfalz aus Weitere Spätaussiedler: Lager Friedland stößt an seine Grenzen Die Kapazität im Grenzdurchgangslager Friedland ist erschöpft Von Britta Eichner-Ramm