Germershausen: Adventsweg auf der Wallfahrtswiese wird zum Weihnachtsweg

Eine besondere Adventsaktion ist in Germershausen zu Ende gegangen. Der Wallfahrtsort „Maria in der Wiese“ war in den vergangenen Wochen eigentlich regelmäßig einen Besuch wert: Jeden Tag wurden auf dem „Adventsweg“ neue besinnliche Texte zum Advent hinzugefügt. An Heiligabend wird diese Aktion vom „Weihnachtsweg“ abgelöst. „Den Adventsweg einfach mitgehen, dann hat sich jeden Tag ein Türchen geöffnet, das uns Weihnachten näher gebracht hat“, sagen Alexandra Bömeke und Cornelia Kurth-Scharf vom ehrenamtlichen Wallfahrtsteam. Der Adventsweg wurde zu einem Begleiter durch die Adventszeit. Die Kirche „Mariä Verkündigung“ ist seit Jahrhunderten ein Ziel für Menschen, die sich besinnen und hier ihren Glauben erneuern wollen, oder die Trost und Zuversicht, Kraft und neue Hoffnung suchen. Sternenhimmel auf den Kinderbeiträgen: An den verschiedenen Stationen hingen in den vergangenen Wochen jeweils Beiträge für Kinder und für Erwachsene. Damit sie unterschieden werden konnten, waren sie entsprechend gekennzeichnet. Die Texte für die Kinder waren mit einem Sternenhimmel versehen, die für Erwachsene mit einer verschneiten Winterlandschaft. „Wir haben den Weg so aufgebaut, dass er auch von Menschen mit Behinderung gut bewältigt werden konnte“, berichtet Alexandra Bömeke. Erstmals hatten sich die Organisatoren dazu entschlossen, diesen Adventsweg anzubieten und auszuarbeiten. „Die Idee kam uns, weil viele Wallfahrten in diesem Jahr coronabedingt abgesagt werden mussten. Wir hatten auch schon den Kreuzweg mit Texten versehen, sodass Menschen kommen und individuell beten konnten“, sagt Bömeke. Die Kinder bekamen Rätsel zu lösen, täglich öffnete sich ein weiteres Türchen mit einer neuen Geschichte passend zum Advent zum Nachlesen. Eine Jugendliche aus dem Dorf hatte die Geschichten für die Kinder illustriert. Besucher nicht gezählt: Wie stark frequentiert der Adventsweg in den vergangenen Wochen gewesen sei, könne sie nicht genau beziffern. Es sei den Organisatoren aber auch nicht um die Quantität gegangen. „Das wäre in Zeiten von Corona das falsche Signal. Wir haben die Besucher nicht gezählt. Meines Wissens gab es keine Stoßzeiten. Auffällig war nur, dass, wenn das Wetter gut war, natürlich mehr Leute unterwegs waren und sich die Stationen angeschaut haben“, sagt das Pfarrgemeinderatsmitglied. Lesen Sie auch Corona: 2020 keine Große Wallfahrt, sondern Ausstellung in Germershausen Aus für Bildungsstätte St. Martin in Germershausen: Das sind die Reaktionen Bömeke bezeichnet den Adventsweg als Alternative zum lebendigen Adventskalender, der in der Pfarrgemeinde St. Johannes der Täufer, zu der die Orte Germershausen, Rollshausen, Obernfeld, Bernshausen, Seulingen und Seeburg zählen, eine Tradition hat und dort „Gemeinsam unterwegs“ genannt wird. In der Vergangenheit habe es im Advent so um die 15 Veranstaltungen entweder in den Gotteshäusern oder bei Privatpersonen gegeben. In diesem Jahr war es jeweils „nur“ eine Andacht in der Kirche der einzelnen Mitgliedsorte der Gemeinde. Private Aktionen bei Familien konnten nicht stattfinden. „Wir haben für jede Kirche ein Hygienekonzept. Das allein ist schon aufwändig genug“, sagt Bömeke. Weihnachtsweg ab Heiligabend: Der Weihnachtsweg, der den Adventsweg ablösen wird, erzählt ab Heiligabend die Weihnachtsgeschichte in Bildern. Besucher haben zusätzlich die Möglichkeit, einen QR-Code mit ihrem Handy zu scannen und sich ein Video anzusehen. Um auch die Sternsinger, die Anfang Januar ausgesendet werden, in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses zu rücken, soll in der Kirche ein Tisch aufgebaut werden, der sich diesem Thema widmet. Nach Ausbruch der Corona-Pandemie sind im Mai alle Wallfahrten zu „Maria in der Wiese“ in Germershausen und auf dem Höherberg abgesagt worden. Das gleiche galt auch für die Vierzehnheiligen-Wallfahrt ins Erzbistum Bamberg. Für das gesamte Eichsfeld waren etwa ein Dutzend Wallfahrten geplant gewesen. Zudem gab es in diesem Jahr keine Prozessionen an Fronleichnam oder zu anderen Anlässen. Schon die für Ende März geplante Eröffnung der Wallfahrtssaison hatte nicht stattgefunden. In Germershausen waren auch die Senioren- und Frauenwallfahrt im April und Anfang Mai davon betroffen. Abgesagt wurde auch die Große Germershäuser Wallfahrt am ersten Sonntag im Juli, der Höhepunkt einer jeden Wallfahrtssaison. In der mehr als 340-jährigen Geschichte der Wallfahrtskirche „Maria in der Wiese“ war zuvor lediglich einmal eine Wallfahrt ausgefallen. Im Jahr 1938 hatten die Nationalsozialisten die Veranstaltung verboten, weil sie befürchteten, die Wallfahrt könne zu einer politischen Protestkundgebung ausarten. Von Kathrin Lienig