Anbau am Schloss Gieboldehausen: So wird weiter diskutiert

Der geplante Anbau am Schloss sorgt in Gieboldehausen weiter für Gesprächsstoff: Nach dem erfolgreichen Bürgerbegehren, bei dem 1082 Unterschriften gesammelt wurden, um einen Bürgerentscheid in die Wege zu leiten, hat die Fraktion der Freien Wähler Gemeinsam für Gieboldehausen (FW GfG) nun den Antrag gestellt, den mehrheitlichen Beschluss des Gemeinderates für den Anbau aufzuheben. Auch kritisierte die Fraktionsvorsitzende Angelika Rohland die Darstellung der Kosten auf der Frage-und-Antwort-Seite der Fleckenverwaltung. Die 1082 Unterschriften, die im Verlauf des Bürgerbegehrens gesammelt wurden, seien „ein unmissverständliches Signal aus der Bevölkerung“, erläuterte Rohland zu dem Antrag. Denn durch ihre Unterschrift hätten bereits 30 Prozent der Bürger gegen das Projekt ausgesprochen. Daher halte die Fraktion der Freien Wähler es für sinnvoll, dem Bürgerbegehren durch Aufhebung des Beschlusses Rechnung zu tragen. Vielmehr solle das Schloss in seinem Bestand saniert werden. Bürgermeisterin Maria Bock (CDU) verweist in dem Zusammenhang darauf, dass zwar 30 Prozent der Bürger sich geäußert hätten, aber auch die übrigen 70 Prozent die Möglichkeit dazu bekommen müssen. Deshalb sehe sie statt der Aufhebung des Beschlusses vielmehr den Bürgerentscheid als die sinnvollere Alternative an. „Dann sollen wirklich alle Bürger entscheiden, wie es mit dem Schloss weitergeht.“ Entscheidung an der Wahlurne: Bei einem Bürgerentscheid sind die Bürger aufgefordert, bei einer geheimen Wahl zu entscheiden, ob ein Anbau gebaut werden soll oder nicht. „Der Entscheidung werden wir dann natürlich folgen“, so Bock. Die Umsetzung der Wahl werde die Gemeinde zwar Geld kosten, aber: „Wir freuen uns über die Beteiligung. Wir wünschen uns aber auch, dass sich die Bürger mit dem Thema auseinandersetzen.“ Sie hoffe darauf, dass die Bürger die Argumente beider Seiten anschauen und dann ihre Entscheidung treffen. Geplant ist aktuell ein Anbau an das historische Schloss. Hinzu kommt ein Fahrstuhl und optional die Überdachung der Bühne. Die Freien Wähler kritisieren, dass die Verwaltung auf der Internetseite die Zahlen zu den Kosten nicht korrekt dargestellt habe. „Der Fahrstuhl ist in die Kosten für die Sanierung eingerechnet worden“, erklärt Rohland. Der Bürger könne nicht erkennnen, dass die Kosten für die Sanierung ohne den Fahrstuhl bei 230 000 Euro liegen, also 120 000 Euro weniger betragen würden. Der Fahrstuhl müsse in der Auflistung zu sehen sein. „Denn es steht immer noch ein großes Fragezeichen dahinter, ob er gebaut werden muss.“ Im Gegensatz dazu erwartet die Verwaltung, dass der Bau des Fahrstuhls notwendig ist. „Wir gehen davon aus, dass es die Forderung geben wird“, sagt Gemeindedirektorin Karin Wilde. Denn allein die Anpassung an die Brandschutzbestimmungen werde voraussichtlich ein Baugenehmigungsverfahren erfordern. Und dann sei bei den Arbeiten in einem öffentlichen Gebäude die Barrierefreiheit zu gewährleisten. Allerdings werde sie der Forderung der Freien Wähler nachkommen und die Berechnung weiter aufschlüsseln und den Fahrstuhlbau in den Antworten der FAQ-Seite gesondert aufführen. Die Kosten: Die Kosten für den Unterhaltungsstau werden mit 120 000 Euro berechnet und die Mängelbeseitigung mit 110 000 Euro. Für den Fahrstuhl würden 120 000 Euro anfallen. Der Anbau des Veranstaltungsraums wurde mit 517 000 Euro berechnet. Für Anbau, Fahrstuhl und Brandschutzmaßnahmen seien nach Angaben von Wilde Förderungen von zwei Drittel der Kosten möglich. Der geplante Anbau an das historische Schloss in Gieboldehausen stößt auf Kritik. „Das Schloss hatte immer Anbauten“, sagt Gieboldehausens Gemeindedirektorin Karin Wilde. Erst bei der jüngsten Sanierung sei es isoliert worden. Alte Aufnahmen würden zeigen, dass es schon früher weitere Gebäude gegeben habe, die dann entfernt wurden. „Es ist in seiner jetzigen Form sicher ein Kleinod“, so Wilde. Der Charakter solle durch den Anbau auch nicht zerstört werden. Vielmehr soll eine zusätzliche Nutzung ermöglicht werden. Lesen Sie auch Schloss Gieboldehausen: viele Bürger haben gegen Anbau unterschrieben Gieboldehausen: So wehren sich Bürger gegen Schlossanbau Schloss Gieboldehausen: Bürger dürfen über Anbau entscheiden Genug Unterschriften gegen Schlossanbau in Gieboldehausen gesammelt Schloss Gieboldehausen: Rat diskutiert weiter über Zukunft Flecken Gieboldehausen: Schloss soll Anbau erhalten Um- und Anbau Schloss Gieboldehausen: Positive Signale vom Fördergeber Ein weiterer Kritikpunkt der freien Wähler zum Ausbau ist das bislang fehlende Nutzungskonzept für die Zeit nach dem Anbau. „Aber, wenn ich noch nichts habe, kann ich es noch nicht anbieten“, sagt die Bürgermeisterin. Aber eine reine Sanierung ohne zusätzlichen Nutzen, belaste nur den Haushalt. Sie sei überzeugt, dass man durch das Ambiente mit dem Park und dem historischen Gebäude und dem dann zusätzlichen Platz neue Nutzungsmöglichkeiten generieren könne. Von Rüdiger Franke