Diese Traditionsgeschäfte in Duderstadt und Gieboldehausen schließen

Nein, mit der Corona-Pandemie habe die Schließung ihrer Geschäfte nichts zu tun. Das versichern mit ähnlichen Worten Katharina Haase und Silke Günther. Haase ist Inhaberin des Schreib- und Spielwarenbetriebs Willi Döring in Gieboldehausen, Günther führt das Kindermodengeschäft Triangel in Duderstadt. In beiden Läden läuft bereits der Räumungsverkauf. Und während für die Triangel-Geschäftsführerin feststeht, dass zum 31. Dezember Schluss sein soll, mag Haase noch kein konkretes Datum nennen, wann das Ladengeschäft an der Obertorstraße 12 in Gieboldehausen seine Türen schließt. „Anfang des Jahres“, meint die 66-Jährige. Sie hat den vom Vater Willi Döring 1948 gegründeten Betrieb 1994 übernommen. „Ich schließe aus Altersgründen“, sagt Haase. Gleichwohl seien die Herausforderungen für inhabergeführte Geschäfte schon andere als noch vor einigen Jahren. Haase nennt zum Beispiel das geänderte Kaufverhalten der Menschen. Man denke nur an das papierlose Büro. Bürobedarf werde inzwischen von vielen online bestellt. Dann aber erzählt sie von den Eltern mit Kindern, die in ihrem Geschäft Schulbedarf einkaufen. Manche Mutter, die jetzt mit ihren Kindern Bücher und Hefte für die Schule kaufe, kenne Haase noch, als diese selbst zur Schule gingen. Bodenbeläge und Devotionalien: In den vergangenen 26 Jahren habe sie immer eine große Wertschätzung ihrer Kunden erfahren, sagt Haase und bedankt sich im selben Atemzug bei ihren treuen Mitarbeiterinnen. „Es sind vier Generationen, die hier eingekauft haben“, blickt Haase zurück. Das heutige Sortiment hat indes kaum noch etwas mit den Waren gemeinsam, die einst Haases Vater Willi Döring verkaufte. Haase blättert in Fotoalben, die Döring umgeben von Tapeten oder Bodenbelägen zeigen, auf einem anderen Motiv steht Haases Mutter an einem Verkaufstisch – an der Wand hinter ihr hängen etliche Kreuze. Auch Devotionalien habe es damals auch im Sortiment gegeben, erinnert sich die 66-Jährige. Ihren Vater, dessen Name das Geschäft heute noch trage, bezeichnet die studierte Agrarökonomin als einen „Vollblutkaufmann, einen Vollblutpolitiker und einen Herzblutmenschen“. Der Betrieb habe immer zur Familie gehört. „Es war für mich ein emotionaler Entschluss, das Geschäft zu übernehmen“, blickt Haase zurück, genauso sei es mit dem jetzigen Entschluss, aufzuhören. Sie bedaure, dass wegen der Corona-Pandemie die Nähe und der Kontakt zu ihren Kunden leide. „Die Menschen zu maßregeln widerstrebt mir“, bezeichnet Haase den Geschäftsbetrieb derzeit als anstrengend. Wichtig sei aber, „dass man gesund bleibt“. Die Inhaberin von Willi Döring Schreib- und Spielwaren in Gieboldehausen hofft, einen Nachfolger für das Geschäft zu finden. Derweil läuft der Ausverkauf mit Rabatten von 30 Prozent. Geschäftsaufgaben zum Jahresende seien nicht ungewöhnlich, zum Beispiel wegen auslaufender Verträge oder aus Altersgründen. Und in der aktuellen Zeit sei die Suche nach einem Nachfolger noch einmal schwieriger. „Wir hoffen darauf, dass die Zeiten besser werden, und wir bald wieder eine höhere Kundenfrequenz in den Geschäften haben“, sagt Hubertus Werner, Vorstandsvorsitzender des Treffpunkt Stadtmarketing Duderstadt. In Duderstadt gebe es derzeit glücklicherweise noch keine coronabedingten Geschäftsaufgaben. „Es ist aber auch ein allgemeiner Trend, dass der Handel in kleinen Städten nicht so rückläufig ist wie in Großstädten. „Große Städte werden mehr gemieden.“ In verschiedenen Branchen habe sich das Kundenverhalten sehr geändert, verweist Werner unter anderem auf den Onlinehandel. Und vieles werde weniger benötigt: „Im Homeoffice brauche ich zum Beispiel keine Winterschuhe.“ Ein anderes Beispiel: ohne Feiern keine Präsente. Nur im Lebensmittelbereich seien die Umsätze erhöht. Deshalb bittet Werner darum, die lokalen Geschäfte zu unterstützen, damit diese auch weiter überleben können. rf Berufliche Neuorientierung: Auch Silke Günther macht zurzeit Räumungsverkauf und bietet den Triangel-Kunden in Duderstadt bis zu 50 Prozent Nachlass. Die Geschäftsführerin des Kindermodengeschäfts an der Marktstraße versucht ebenfalls einen möglichen Nachfolger zu finden, wie sie sagt. Das Geschäft schließe sie nach mehr als 25 Jahren, weil sie sich beruflich neu orientieren wolle. „Ich möchte mich nochmal verändern“, so die gelernte Bürokauffrau und Finanzbuchhalterin. 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