Ehemaliger EKD Ratsvorsitzender Wolfgang Huber in Wollershausen zu Gast

Die am Freitag, 22. November bevorstehende Lesung des früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) und Altbischofs Prof. Wolfgang Huber sei für die Kirchengemeinde Wollershausen ein „großes Event“, betont Erich Schakowske vom Kirchenvorstand. Huber wird ab 19 Uhr in der St. Marienkirche Wollershausen aus seinem Buch lesen, das sich mit dem wohl bekanntesten deutschen Theologen Dietrich Bonhoeffer befasst. Zu dem Besuch Hubers in Wollershausen kam es Schakowske zufolge über den Autor Christian Richter. Richter lebe eigentlich in Berlin und organisiere dort regelmäßig Lesungen. Richters Frau jedoch stammt aus Wollershausen, womit die Verbindung in den Ort gegeben ist und woraus auch die Idee entstand, Prof. Huber einmal nach Wollershausen einzuladen. Richter wird den Abend in der Marienkirche moderieren. „Dietrich Bonhoeffer – Auf dem Weg zur Freiheit“: Inhaltlich soll es um Dietrich Bonhoeffer gehen, der als lutherischer Theologe Position gegen den Nationalsozialismus bezog, zum Widerstand aufrief und schließlich 1945 auf ausdrücklichen Befehl Hitlers hingerichtet wurde. In seinem Buch „Auf dem Weg zur Freiheit“ widmet sich Huber diesem Mann, „der bis heute für ein mutiges Christentum und einen kritischen Glauben steht und dessen Wirken gerade jetzt vielleicht wieder an Aktualität gewinnt“, so Schakowske weiter. Er ist überzeugt: Diese „außergewöhnliche literarische wir theologische Veranstaltung“ werde „ein spannender Abend“. Die Vorbereitungen seien „gerade für einen recht kleinen Kirchenvorstand keine alltägliche Aufgabe“ gewesen, sagt das Kirchenvorstandsmitglied. „Man muss heute eben auch mal größere Dinge anpacken, sonst bekommt man keine Leute mehr in die Kirche“, so Schakowske. Das Tageblatt hat Prof. Wolfgang Huber zu seinem bevorstehenden Besuch im Eichsfeld befragt: Fragen an Prof. Wolfgang Huber: Herr Huber, Sie werden am 22. Nobember in Wollershausen eine Lesung aus ihrem Buch über Dietrich Bonhoeffer halten. Wie verschlägt es den ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden ins vorwiegend katholische Eichsfeld? Von „verschlagen“ kann keine Rede sein. Ich bin mein Leben lang ein ökumenisch gesonnener evangelischer Christ. Als Schüler habe ich die Ruine unseres ehemaligen Gymnasiums für die Fronleichnamsprozession geschmückt. Ich freue mich auf die Menschen im Eichsfeld. Mussten Sie sich lange überreden lassen, in die „Provinz“ zu kommen? Die Überredung durch Herrn Christian Richter war kurz und erfolgreich. Ich kenne ihn schon lange als sehr beliebten Berliner Buchhändler, der über Jahre viele Lesungen gestaltet und moderiert hat. Warum ein Buch über Dietrich Bonhoeffer? Was fasziniert sie an der Person Dietrich Bonhoeffer? Dietrich Bonhoeffer beeindruckt durch die Konsequenz seines Lebenswegs, durch die Tiefe seiner Frömmigkeit und durch die Klarheit seines Denkens. Mir geht es um die Zusammengehörigkeit von Biographie und Theologie. Ich habe ein „Porträt“ geschrieben, das – so hoffe ich – diese Verbindung deutlich macht. Was kann die Gesellschaft von heute, insbesondere auch das vorwiegend katholische Eichsfeld, von Bonhoeffer lernen? Ich kenne viele Katholiken, die Bonhoeffer als einen „Heiligen“ betrachten. Der Protestantismus kennt keine Heiligenverehrung; aber auch für evangelische Christen sind Vorbilder im Glauben wichtig. In diesem Sinn verbindet Dietrich Bonhoeffer die Konfessionen, ohne die Unterschiede zu verwischen. Er war ein politisch wacher Christ, der zum Widerstand bereit war und dafür sogar sein Leben riskierte. Früher und konsequenter als andere trat er Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass entgegen. Er hat alle Aufmerksamkeit darauf gelenkt, wie künftige Generationen leben können. Eine solche Orientierung brauchen wir gerade heute. Das Buch: Dietrich Bonhoeffer – Auf dem Weg zur Freiheit“, Biografie, Autor: Wolfgang Huber. Zweite Auflage 2019, 336 Seiten mit 25 Abbildungen. Hardcover; C. H. Beck. ISBN 978-3-406-73137-2; 26,95 Euro. In der Buchbeschreibung heißt es: „Wolfgang Huber macht in seinem meisterhaften biographischen Porträt deutlich, warum Bonhoeffers meistgelesene Schriften – insbesondere die Ethik und Widerstand und Ergebung – nur unter diesen existentiellen Bedingungen entstehen konnten und wie sich sein Leben und Denken spannungsvoll ergänzten.“ Wolfgang Huber wurde im August 1942 in Straßburg geboren und wuchs in Freiburg im Breisgau auf. Der evangelische Pressedienst schrieb zu Hubers 75. Geburtstag, dass ihm aus dem Elternhaus ein strenges Leistungsdenken, das seine Karriere prägte, mitgegeben worden sei. Als jüngster von fünf Brüdern wurde Wolfgang Huber nicht Jurist sondern Theologe. Er studierte in Heidelberg, Göttingen und Tübingen, promovierte 1966 und wurde dann Vikar und Pfarrer in Württemberg. Er habilitierte 1972 in Heidelberg und lehrte ab 1980 als Universitätsprofessor in Marburg Sozialethik und in Heidelberg systematische Theologie. 1983 bis 1985 war Huber Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages, von 1994 bis 2009 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, seit 1995 Honorarprofessor an der Humboldt-Universität Berlin und der Universität Heidelberg sowie seit 2013 an der Universität Stellenbosch in Südafrika. 1997 bis 2009 war Huber Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), von 2001 bis 2003 und noch einmal von 2010 bis 2014 Mitglied des Nationalen Ethikrates und von 2003 bis 2009 Vorsitzender des Rates der EKD. Auch im Ruhestand engagiert sich Huber für seine Kirche, hält Vorträge und ist Buchautor. Wolfgang Huber wurde unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland, dem Verdienstorden des Landes Berlins, dem Verdienstorden des Landes Brandenburg und dem Europäischen Kulturpreis ausgezeichnet. Zudem trägt er die Ehrendoktorwürde der Christlichen Akademie Warschau, der Universitäten Stellenbosch, Bochum und Jena. Von Britta Eichner-Ramm

Lesung in Wollershausen - Wolfgang Huber spricht über Dietrich Bonhoeffer