„Und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war“: Die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium wird im Altarraum der St.-Laurentius-Kirche plastisch, ja greifbar. „Der Betrachter, der davor steht, wird in das Geschehen einbezogen“, sagt Werner Grobecker.
In der Mitte befindet sich der Stall mit der Krippe, darüber ist das Kreuz des Altars zu sehen und über allem die Taube als Zeichen des Heiligen Geistes. „Ein Bild der Anbetung und der Dreifaltigkeit“, so Grobecker. Nur allmählich entdecken Besucher die Detailverliebtheit der rund 15 Krippenbauer, die sich vor mehr als 55 Jahren zu einer Krippenbruderschaft zusammenfanden. Mehr als 25 Tannen haben sie in Etagen verbaut, der Altarraum gleicht einem 45 Quadratmeter großen Weihnachtswald.
Fast eine Woche dauerte der Aufbau. In den Wipfeln sind Drosseln, Kauz oder Rotkehlchen Zuschauer des Geschehens, rechts plätschert ein Wasserfall. Der Esel liegt im Stall, es duftet nach Tannen, Moos und Rinde. Gersten, Rogge und Weizen liegen im Stall, daneben steht ein Weinstock. Ein echtes, ausgestopftes Lämmchen ziehe besonders die Kinder an, erzählt Tischlermeister Grobecker.
Fast 40 Figuren, handgeschnitzt aus Oberammergau und um die 80 Zentimeter groß, machen seit 1971 biblische Geschichte lebendig, auf Augenhöhe mit den Besuchern der Krippe. Das Heilsgeschehen von vor 2000 Jahren wird hier mit der Gegenwart verknüpft: Viele der Figuren tragen Trachten, genäht von den Frauen der Krippenbrüder.
„Jede Figur schaut zur Mitte, zur Heiligen Familie mit dem Jesuskind“, sagt Grobecker, der Krippenvater von Gieboldehausen. Auch deren Positionen ändern sich: Die Heiligen Drei Könige nähern sich der Krippe, bei der Flucht nach Ägypten zieht die Familie aus dem Stall. Nicht nur das Weihnachtsgeschehen alleine zeigt die Krippe in St. Lautentius. Grobecker erläutert Besuchern das „Evangelium zum Anschauen“, verweist auf Psalme. Jedes noch so kleine Detail haben die Krippenbrüder mit Bedacht gewählt, jedes Jahr ändert sich leicht die Szenerie. „Eine Krippentour durch das Eichsfeld“, sagt der Tischlermeister, „sollte hier ihren Abschluss finden.“ In der Bibel fanden Maria und Josef keinen Raum in der Herberge. In der St.-Laurentius-Kirche aber findet ein ganzes Evangelium Platz.
Während der Öffnungszeiten der Kirche lässt sich die Krippe besuchen. Führungen können mit Werner Grobecker unter Telefon 05527 / 20 53 63 vereinbart werden.