Gieboldehäuser Pastor untersucht Darstellung Roms im Neuen Testament

Der Gieboldehäuser Pastor Jens-Arne Edelmann hat die ersten beiden Schritte auf dem Weg zur Promotion bewältigt. Jetzt muss er seine Arbeit mit dem Titel „Das Römische Imperium im Lukanischen Doppelwerk“ nur noch veröffentlichen, bevor seinen Doktortitel führen darf. „Ich habe es aber nicht wegen des Titels gemacht“, sagt er. „Ich habe mich vor zehn Jahren entschieden zu promovieren“, sagt Edelmann. Während eines Studiensemesters an der Universität Göttingen sei seine alte Liebe zum Neuen Testament neu entfacht worden. In einem Gespräch mit Professor Reinhard Feldmeier habe dieser ihm dann angeboten, dass er bei ihm promovieren könne. Zeit für die Heilige Schrift: Nach der Entscheidung habe er sich überlegen müssen, wie er das Vorhaben neben seinem Beruf als Pastor realisieren könne. „Ich habe mich in den Jahren während meines Urlaubs hingesetzt und daran gearbeitet“, so Edelmann. „Immer drei Wochen im Jahr, eine im Frühjahr, eine im Sommer und eine im Herbst.“ Seine Motivation sei dabei gewesen, „mir Zeit für die Heilige Schrift zu nehmen“. Im vergangenen Jahr habe er dann von der Landeskirche Hannovers von Juni bis November frei bekommen, um seine Arbeit zu schreiben. „Das Schreiben der Arbeit ist der erste Schritt zum Doktortitel“, erklärt Edelmann. Der zweite sei dann die Disputation, ein öffentliches Gespräch mit vier Professoren, in dem er seine Arbeit vorstellt und verteidigt. „Meine Disputation am 20. Mai ist sehr gut gelaufen“, berichtet er. Geprüft wurde er von seinem Doktorvater Reinhard Feldmeier und Professor Jürgen Wehnert, beide bedeutende Neutestamentler, Tanja Scheer, Professorin für alte Geschichte, sowie dem Religionswissenschaftler Professor Andreas Grünschloss. „Da sich alle mit der Thematik auskannten, konnten wir ein Supergespräch führen.“ Leser im ersten Jahrhundert: Edelmanns Arbeit „Das Römische Imperium im Lukanischen Doppelwerk“ trägt den Untertitel „Darstellung und Ertragspotenzial für den Leser des späten ersten Jahrhunderts“. „Es ist spannend zu sehen, wie die Römer dargestellt werden“, sagt er. „Ich habe dabei mit den Augen der Leser des späten ersten Jahrhunderts darauf geblickt. Was sagt das Werk über Rom aus? Und was haben die Leser davon?“ Das sei die innovative Idee hinter seiner Arbeit. „Ich habe nicht gefragt, was hat es historisch gegeben, sondern wie hat es gewirkt. Das ist in dieser Form noch nicht aufgearbeitet worden.“ Das Werk von Lukas, der außer seinem Evangelium auch die Apostelgeschichte geschrieben hat, habe er gewählt, weil sich kein anderer in der Bibel so mit dem römischen Imperium beschäftigt hat. Edelmann nennt die Weihnachtsgeschichte als Beispiel. „Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde“, zitiert er und erklärt: „Schon gleich zu Beginn gibt es lauter Impulse.“ Der Aufbau der ersten sieben Verse steige die ganze Leiter herunter vom Kaiser bis zum Neugeborenen. Hintergründig hinterfragt: Lukas akzeptiere zwar den Kaiser Augustus, stelle ihn aber auch gleichzeitig in Frage. Dieser habe sich zum Beispiel immer als Friedenskaiser feiern lassen. Der Retter sei aber nicht Augustus, sondern Christus. Bei Lukas gebe es an vielen Stellen eine hintergründige Hinterfragung des römischen Reiches. Und er biete viele Anknüpfungspunkte an die Blickwinkel der Leser. Die Informationen zu finden, sei eine Sache gewesen, so Edelmann. Die Gestaltung der Arbeit eine ganz andere. „Da brauchte ich wirklich Ruhe.“ Deshalb habe er dafür im Theologicum gesessen, wo ihm sein Professor ein Zimmer zur Verfügung gestellt hatte. „Es war ein großes Geschenk, dass ich mich ein halbes Jahr mit dem beschäftigen durfte, was mich wirklich interessiert. Wenn es nur ein Krampf gewesen wäre oder nur wegen des Doktortitels hätte ich das nicht durchgehalten.“ Rückblickend habe ihm die Beschäftigung mit der Heiligen Schrift auch etwas für seine Predigten gebracht. „Man kommt dadurch auch menschlich weiter“, sagt er. Allein das wissenschaftliche Interesse sei nicht seine Welt. Nach dem Schreiben der Doktorarbeit und der erfolgreichen Disputation ist der Gieboldehäuser Pastor Jens-Arne Edelmann mit der Note „Magna cum laude“ bewertet worden. Auf dem Weg zur Promotion fehlt nur noch der dritte und letzte Schritt: die Veröffentlichung seiner Arbeit. „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten“, sagt Edelmann. Man könne es zum Beispiel einfach im Internet veröffentlichen. Er habe aber das Glück, dass der Tübinger Verlag Mohr Siebeck es in seiner Reihe „Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament“ herausgeben möchte. „Es steht danach theoretisch in jeder theologischen Bibliothek“, sagt er. Vor der Veröffentlichung müsse er aber noch die Anregungen und Korrekturen der Professoren einarbeiten. Den Autor erreichen Sie per E-Mail unter r.franke@eichsfelder-tageblatt.de sowie per Telefon unter 05527 / 94 99 751. Lesen Sie auch: Studiensemester - Pastor Edelmann will Doktor der Theologie werden – GT - Göttinger Tageblatt Himmelfahrt mit Ökumene im Pfarrgarten Gieboldehausen Fast 700 Christen feiern in Duderstadt das Reformationsjubiläum Von Rüdiger Franke

Auf dem Weg zur Promotion - Gieboldehäuser Pastor untersucht Darstellung des römischen Reiches im Neuen Testament