Gieboldehausen: Entwicklung des Einzelhandels im Ortskern kaum möglich

Weil es für den Einzelhandel im kleinteiligen Ortskern des Fleckens Gieboldehausen kaum eine Chance auf Entwicklung gibt, wollen die Verantwortlichen das im Bereich Stockenbreite rund um das Eichsfelder Möbelcenter ermöglichen. Doch das widerspräche den raumordnerischen Vorgaben. Grundlage für Diskussion und einstimmigen Beschluss während der jüngsten Ratssitzung war eine Potenzialanalyse zum Einzelhandel im Flecken Gieboldehausen samt Sortimentsliste zur Definition „zentrenrelevanter“ Sortimente. Ziel sei es, die Attraktivität Gieboldehausens zu erhalten, so der Tenor. Besondere Situation: Der Flecken Gieboldehausen ist ein Grundzentrum. Damit sind großflächige Vorhaben für nahversorgungs- und zentrenrelevante Kernsortimente grundsätzlich nur innerhalb der städtebaulich integrierten Lagen, also sogenannter „zentraler Versorgungsbereiche“ zulässig. Zentraler Versorgungsbereich für den Flecken Gieboldehausen ist der Ortskern, erläuterte die Verwaltungsvertreterin des Fleckens, Karin Wilde, in der Vorlage zur jüngsten Ratssitzung. Und genau das ist die Krux in Gieboldehausen, denn im Ortskern gibt es kaum Möglichkeiten der Weiterentwicklung. „Die Besonderheit der innerörtlichen Lage mit einer kleinteilig parzellierten historischen und entsprechenden Bebauung macht jedoch unter heutigen Bedingungen die Ansiedlung bestimmter grundzentraler Versorgungsangebote unrealistisch“, führte Wilde aus. Stockenbreite als Versorgungsbereich: Im Bereich Stockenbreite nördlich der B 27 gibt es hingegen außer dem Eichsfelder Möbelcenter schon die für ein Grundzentrum relevanten großflächigen Lebensmittelmärkte (Aldi, Lidl und Edeka) sowie verschiedene Fachmärkte. Damit bildet das Areal Stockenbreite bereits faktisch einen „grundzentral wirksamen Versorgungsbereich“ in Gieboldehausen. Im kleinteiligen historischen Ortskern sind einige kleinere Fachgeschäften und ein kleinerer Supermarkt (Nahkauf) als lokaler Versorger vorhanden. Im Zusammenhang mit dem Bebauungsplanverfahren zur Neuordnung des Fachmarktstandortes Stockenbreite und zur Orientierung ist daher eine Potenzialanalyse erstellt worden. Die Untersuchung hat aufgezeigt, was den Gieboldehäusern längst klar ist: „Das Angebot im Ortskern ist nicht geeignet, die grundzentrale Versorgung für den Flecken oder gar die Samtgemeinde wahrzunehmen.“ Zudem sei der Ortskern hinsichtlich seiner baulichen Struktur und verkehrlicher Erschließung nicht geeignet, einen frequenzbildenden Fachmarkt beispielsweise aus den Bereichen Mode, Drogerie, Heimtextilien oder Sonderposten aufzunehmen, attestiert die Analyse. „Prägender Standort“: Die Stockenbreite indes wird als „für Nahversorgung, Mode und Schuhe prägender grundzentral wirksamer Standort in Gieboldehausen“ angesehen mit dem regional ausstrahlenden Eichsfelder Möbelcenter als Sonderfaktor. Die Einstufung als „zentraler Versorgungsbereich“ aufgrund der siedlungsstrukturell randständigen Lage entspreche laut der Untersuchung „nicht üblichen Standards. Insofern liege in Gieboldehausen „eine atypische Situation“ vor. Aufgrund der besonderen Situation will der Flecken in der Stockenbreite mittlere und größere Ladeneinheiten ermöglichen, die im Ortskern nicht realistisch angesiedelt werden können. Überschneidungen mit den Angeboten im Ortskern soll es nicht geben. Basierend auf der Untersuchung hat der Rat nun eine Liste „zentrenrelevanter“ Sortimente beschlossen, die „eine umfängliche Grundversorgung in allen Bereichen“ sichern und entsprechende Entwicklungsmöglichkeiten nicht ausschließen soll. Der Flecken Gieboldehausen hat im Zusammenhang mit dem Bauleitplanverfahren zur Neuordnung des Fachmarktstandortes Stockenbreite sowie allgemein zur Potenzialanalyse für Einzelhandelsnutzungen im Flecken Gieboldehausen eine Untersuchung beauftragt. Die Ergebnisse liegen inzwischen vor. Empfohlen wird der weitere Ausbau Gieboldehausens als Grundzentrum und das Schließen von Angebotslücken. Die Analyse zeigt zum Beispiel auf, dass Gieboldehausen „in einem hohen Umfang überörtliche Kunden ansprechen“ müsse, „um seinem grundzentralen Versorgungsauftrag gerecht zu werden und um das hierfür erforderliche Verkaufsflächengerüst tragen zu können“. Mittelfristig sieht die Untersuchung „durchaus nennenswerte Potenzialspielräume zum Ausbau des grundzentralen Angebotes in Gieboldehausen“. Geeignet und bisher weitgehend nicht vorhanden sind laut Analyse: Drogeriefachmarkt (etwa ab 600 Quadratmetern Verkaufsfläche), Zoo-Fachmarkt (ab 400), gegebenenfalls Getränkefachmarkt (ab 400), Modemarkt (200-400), Landhandel/Raiffeisen-Markt (ab 700), eventuell Fachmarkt für Heimtextilien (ab 600) sowie Kleinpreis-, Sonderposten- oder Aktionskaufhaus (etwa 300-1000) mit breitem Sortiment. Sie erreichen die Autorin per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de oder unter Telefon 05527/9499712. Von Britta Eichner-Ramm