Heike Ledel aus Renshausen näht in jeder freien Minute Gesichtsmasken

Seit Montag müssen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie beim Einkauf in Geschäften Gesichtsmasken getragen werden. Heike Ledel aus Renshausen zählt zu den Frauen, die sich täglich an die Nähmaschine setzen und die Masken herstellen. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit zu helfen. Sie hat mittlerweile ihre 187. Maske genäht und es werden weitere hinzukommen. „Warum ich das mache? Weil ich das Bedürfnis habe, anderen Menschen zu helfen“, erzählt sie. „Jeder braucht mal Hilfe. Und ich helfe gern. Meine Kinder sagen immer, ich könne nicht nein sagen.“ Seniorenheime unterstützt: Die ersten Masken hat sie für ihre Kollegen im Göttinger Alten- und Pflegeheim SenVital genäht. „Dann habe ich auf Facebook einen Aufruf in Bilshausen gelesen“, sagt sie. Nikola Blank, die Leiterin des dortigen Hauses St. Martinus hatte auf diesem Weg um Hilfe gebeten. Diese Einrichtung für Senioren unterstützte sie mit 30 Exemplaren. Mittlerweile ist Heike Ledel in Renshausen nicht mehr allein beim Herstellen der Mund-Nasen-Abdeckungen. Auch Angela Blumenstiehl und Christiane Renneberg haben sich an ihre Nähmaschinen gesetzt und ebenfalls begonnen. Die Drei gehören zu der Gruppe „Renshausen hilft“. „Wir sind eine große Gruppe“, erzählt Ledel. Insgesamt seien dort mehr als 20 Personen aktiv. Jeder steuere etwas bei, „manche Stoff, andere Gummibänder“. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Beschlossen wurde, dass die Masken, die das Trio näht, für einen guten Zweck verkauft werden sollen. „Wir selber möchten nichts dafür haben.“ Stattdessen ist der Erlös für den abgesagten Eichsfelder Bikertag gedacht. Die Biker unterstützen mit ihrem Engagement das Elternhaus für das krebskranke Kind in Göttingen. „Wir fanden, dass das eine tolle Idee ist“, so Ledel. Sie selber sei beim Bikertag noch nicht mitgefahren. „Mein Sohn hilft aber mit, seit er 16 Jahre alt ist.“ Sie habe höchstens mal ein Kuchen gebacken. „Die Dinge mit Liebe machen“: „Ich nähe von klein auf“, erzählt die 57-Jährige. „Meine Großmutter war Schneiderin. Die hat es mir beigebracht.“ Aber auch Stricken, Kochen und Backen habe sie schon als Kind gelernt. „Ich habe es auch an unsere Kinder weitergegeben“, erzählt sie. „Meine Tochter näht mit wachsender Begeisterung.“ „Man muss die Dinge mit Liebe machen, dann geht es auch mit Spaß von der Hand“, sagt sie. Das gelte auch für die Arbeit. „Ich bügel für mein Leben gern“, sagt sie zu ihrer Arbeit im SenVital. Für andere sei das eine lästige Pflicht, „ich kann dabei entspannen“. Und weil ihr das Nähen so viel Spaß macht, suchte sie sich Schnittmuster für Mund-Nasen-Abdeckungen online. „Ich habe zwei Varianten ausprobiert.“ Bei der ersten habe die Nähmaschine nicht so mitmachen wollen. „Die zweite ging dann ruckzuck“, erzählt sie. „Ich habe dann sämtliche alte Bettwäsche zusammengesucht.“ Dazu brauchte sie dann nur noch die Gummibänder und das Garn. Da konnte der Schwiegervater aushelfen. „Jeder sollte helfen“: „Ich habe mich dann jede freie Minute an die Nähmaschine gesetzt“, sagt Heike Ledel. „Je mehr Masken es gibt, desto mehr Menschen können sich schützen, dass wir möglichst bald wieder ein normales Leben führen können.“ Denn sie sei zwar ein Familienmensch, aber sie treffe sich auch gern mit Freunden. Und das vermisse sie zurzeit besonders. Und deshalb wird sie weiter ihre Freizeit an den Nähmaschine verbringen und für den guten Zweck Masken nähen. „Ich habe einen kleinen Beitrag geleistet und kann damit anderen Menschen helfen“, bleibt sie bescheiden. „Jeder sollte anderen helfen.“ Die Masken können bei Bäcker Jünemann in Renshausen erworben werden. Ärzte und Apotheker, Krankenpfleger und Polizisten, Verkäufer und Zeitungsausträger: Ohne sie alle geht es nicht. Auch in der Corona-Krise halten diese stillen Helden des Alltags für uns alle die Stellung, um unser Leben am Laufen zu halten. Das Tageblatt stellt einige dieser Helden vor – doch es gibt noch viel mehr von ihnen in Göttingen und Umgebung, in Duderstadt und im Eichsfeld. Die Redaktion möchte Menschen in den Mittelpunkt rücken, die mit ihrer Arbeit zur Versorgung aller beitragen. Jene, die für unsere Sicherheit einstehen vielleicht, oder solche, die auf eine ganz andere, stille und unbemerkte Art und Weise das Leben ihrer Mitmenschen ein bisschen besser machen. Kennen auch Sie einen oder mehrere stille Helden des Alltags, die trotz der Corona-Krise nicht zu Hause bleiben? Dann schreiben Sie uns eine Mail an redaktion@goettinger-tageblatt.de oder rufen Sie uns an unter der Telefonnummer 05 51/90 17 66. Den Autor erreichen Sie per Mail an r.franke@eichsfelder-tageblatt.de beziehungsweise unter Telefon 05527/9499751. Lesen Sie auch: Dorfaktion: Renshäuser bekommen Masken beim Bäcker für den guten Zweck Corona-Krise - Maskenpflicht: Kunden in Duderstadt sehr diszipliniert DIY-Masken: Feuerwehr gibt Schnittmuster und Nähanleitung für Mundschutz heraus Von Rüdiger Franke

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