Jugendraum Gieboldehausen nimmt Gestalt an

Seit über vier Jahren haben die Jugendlichen im Flecken Gieboldehausen keinen Jugendraum mehr. Doch die Wartezeit hat bald am Ende. Der ehemalige Kohlenkeller in der Grundschule wird gerade umgebaut und hergerichtet. Wenn die Arbeiten weiter im Zeitplan bleiben, kann der neue Jugendraum noch im Frühjahr eröffnet werden. In dem Raum mit dem frisch verlegten Estrich ist es noch etwas dunkel. In einer Ecke steht eine Baulampe und von der zukünftigen Küchenzeile ist noch nichts zu sehen. Doch Karin Wilde von der Verwaltung ist optimistisch. „Wir sind sportlich drauf – Ende März“, antwortet sie auf die Frage, wann der Jugendraum den Betrieb aufnehmen kann. Für die Jugendlichen des Fleckens Gieboldehausen geht damit eine Zeit ohne festen Treffpunkt zu Ende. Und den wünschen sie sich eigenen Aussagen zufolge schon lange. Mietvertrag mit der Samtgemeinde: „Nach der Schule möchte man sich irgendwo treffen“, sagt Franka Hörnlein. Deshalb seien einige Jugendliche auf den Schlosspark ausgewichen. Aber das habe immer wieder Ärger gegeben und sei für den Winter als Treffpunkt ohnehin nicht geeignet. Hörnlein war lange Schulsprecherin der Kooperativen Gesamtschule (KGS) in Gieboldehausen und in einer Gruppe aktiv, die sich für einen neuen Jugendraum stark gemacht hat, nachdem das sogenannte Jugendhaus in der Fleckenstraße 2015 wegen baulicher Mängel geschlossen und schließlich verkauft wurde. Seitdem gab es immer wieder Anläufe, um einen neuen Jugendraum einzurichten. Angedacht war auch eine Container-Lösung, aber es wurden keine geeigneten Standflächen gefunden. Als bekannt wurde, dass die Schule den Kohlenbunker und den angrenzenden Werkraum auch langfristig nicht brauchen wird, wurde das Projekt auf den Weg gebracht und einen entsprechenden Bauantrag beim Landkreis Göttingen gestellt. Über die Nutzung hat der Flecken einen Mietvertrag über zehn Jahre mit der Samtgemeinde Gieboldehausen geschlossen. Künftig stehen den Jugendlichen knapp 100 Quadratmeter zur Verfügung. Der Aufenthaltsraum mit etwa 52 Quadratmetern nimmt dabei die größte Fläche ein. Daran angrenzend soll eine Küchenzeile und ein etwa zehn Quadratmeter großer Abstellraum sowie ein Flur und Sanitärbereich entstehen. Um eine einheitliche Raumgröße zu schaffen und für Barrierefreiheit zu sorgen, musste ein neuer Eingang gebaut und ein Bereich auf einer Fläche von etwa 30 Quadratmetern 1,40 hoch mit Kies verfüllt werden. „65 Tonnen Schotter“ wurden dafür benötigt, erzählt Bauleiter Ingo Dannoritzer. „Viel Platz“ und eine eigene Toilette – das war den Jugendlichen besonders wichtig, sagt Hörnlein. Eine große Sofaecke, ein Kicker oder Billardtisch und Spiele gehören zu den weiteren Wünschen. Auch bei der Farbe des Linoleumbodens und der Wandfarbe dürfen die Jugendlichen mitreden. Die Regeln für die Benutzung des Jugendraums wollen sie sich selbst geben. Dazu gehört auch, dass sie selbstständig für Ordnung und Sauberkeit sorgen. Unterstützt werden sie dabei von Jugendreferent Dieter Seliger und zwei Mitarbeitern der aufsuchenden Jugendarbeit des Landkreises. „Wir haben den Daumen drauf“, sagt Seliger. Projekte umsetzen: Chillen gut und schön, aber die Jugendlichen wollen auch etwas auf die Beine stellen: Gemeinsam mit Melina Wilke hatte Leonie Friederici die Idee, mit den Jugendraumbesuchern Projekte zu entwickeln. Vorstellbar sei zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit dem Kindergarten oder Senioreneinrichtungen. „Wir wollen ernst genommen werden und uns einbringen“, sagt Hörnlein. Zudem soll es Workshops zu Toleranz und Akzeptanz geben, ein Thema, „das auf Dörfern etwas schwieriger ist“, sagt Friederici. Als Erstes aber werden sie das Gespräch mit den Anwohnern suchen. „Wir wollen uns vorstellen und erklären, was unsere Pläne sind.“ Dirk Huttary, Lehrer an der KGS, ist zufrieden mit den Schülern. Oft werde Jugendlichen vorgeworfen, sie seien unpolitisch, aber am Beispiel Jugendraum könne man sehen, dass sie sich sehr wohl engagierten. „Wenn es wirklich um etwas geht, halten sie auch durch.“ 107000 Euro Kosten kostet der Umbau des einstigen Kohlenkellers zum Jugendraum. 10000 schießt der Landkreis zu. Die Arbeiten haben im Oktober begonnen. Der Flecken hat die Räumlichkeiten von der Samtgemeinde gemietet und trägt die Unterhaltungskosten. Für den Jugendraum zur Verfügung stehende Haushaltsmittel in 2020: 1200 Euro aus den Verträgen für das Windenergieprojekt Bodensee, die in zwei Rate von jeweils 600 Euro ausgezahlt werden, sowie 2000 Euro für die Anschaffung „geringwertiger Vermögensgüter“. Geöffnet haben soll der Jugendraum voraussichtlich zweimal in der Woche und am Wochenende. Er steht allen interessierten Jugendlichen von 13 bis 18 Jahren offen. Lesen Sie mehr zum Thema: Ausbau des Jugendraums in Gieboldehausen Landkreis fördert Jugendraum in Gieboldehausen Kohlenkeller soll Jugenddomizil werden Jugendtreff: Genehmigung steht kurz bevor Gemeinde trennt sich von Jugendhaus Von Nora Garben

Bauarbeiten - Der Jugendraum Gieboldehausen nimmt Gestalt an