Kläranlage Gieboldehausen: Diese Möglichkeiten sieht ehemaliger EWB-Chef

Fast sechs Millionen Euro soll ein Neubau beziehungsweise eine Erweiterung der Kläranlage in Gieboldehausen kosten. Diese Summe wurde seitens der Verwaltung der Samtgemeinde in die Haushaltsplanungen für 2021 eingestellt. Doch Fritz Bergmann, langjähriger Geschäftsführer der Eichsfelder Wirtschaftsbetriebe, kann sich auch andere Lösungen vorstellen, die am Ende Geld sparen könnten. Die Kläranlage in Gieboldehausen ist dringend sanierungsbedürftig. „Wir haben nicht wirklich viel Zeit“, sagt Samtgemeindebürgermeister Steffen Ahrenhold (CDU). Die Anlage sei 40 Jahre alt. Eigentlich gehe man von einer Lebensdauer von 25 Jahren aus. Eine reine Beckenbodensanierung sei allerdings nicht möglich, da es in der Anlage nur ein Becken gebe. „Mit den Planungen haben wir erst einmal ermittelt, wie hoch der Investitionsstau wirklich ist“, erklärt Ahrenhold. Das beauftragte Büro habe den Auftrag gehabt, zusätzlich zur reinen Sanierung die Kosten einzuberechnen, um die Anlage zukunftsfähig zu machen. Herausgekommen ist die Summe von 5 814 000 Euro. Dann sei die Anlage aber auch vorbereitet, um sie später mit einer vierten Reinigungsstufe erweitern zu können. Vierte Reinigungsstufe erwartet: Bislang wird in Kläranlagen mit einer mechanischen, einer biologischen und einer chemischen Reinigungsstufe gearbeitet. Die mechanische Stufe nimmt die Feststoffe aus dem Wasser. In der biologischen sorgen Mikroorganismen für eine weitere Reinigung des Wassers. In der dritten Stufe werden Chemikalien hinzugegeben, um zum Beispiel Phospor abzubauen. Eine vierte Reinigungsstufe soll dann Mikroteilchen, wie zum Beispiel Medikamentenreste, herausfiltern. Die vierte Stufe sei noch nicht verpflichtend, werde aber für die Zukunft erwartet, sagt Bergmann. Der Ingenieur im Ruhestand sieht hohe Kosten auf die Bürger zukommen, wenn alle Anlagen im Eichsfeld umgerüstet werden müssen. „Man sollte tunlichst eine Einheit nehmen, wenn man neu baut“, erklärt er. „Warum setzt man sich nicht zusammen, um über eine Einheitskläranlage zu sprechen?“ Er verweist dabei auf ein unabhängiges Gutachten aus dem Jahr 2010, das gemeinsam von der Stadt Duderstadt und der Samtgemeinde Gieboldehausen in Auftrag gegeben worden sei. Lesen Sie auch Möglicherweise zweites Becken für Kläranlage Gieboldehausen Samtgemeinde Gieboldehausen: Defizite für Haushalt 2021 und 2022 erwartet Betriebskosten durch Gesamtanlage sparen: „Wenn man eine Kläranlage baut, auch mit den dazugehörenden Leitungen, wird es insgesamt günstiger, als wenn alle ihre Anlagen erneuern und einzeln weiter betreiben“, so Bergmann weiter. Durch den Bau einer großen Anlage könnten Betriebskosten eingespart werden. Auch würden Reparatur- und Wartungskosten gesenkt und man müsse nur für eine Anlage Chemikalien einkaufen. Zwar seien neue Leitungen und auch Pumpstationen notwendig, zitiert der Ingenieur aus dem Gutachten, aber insgesamt ermögliche eine optimierte Entsorgungsstruktur eine erhebliche Senkung zukünftiger Investitions- und Betriebskosten. Doch für Gieboldehausen wird eine schnelle Lösung benötigt. Bergmann schlägt vor, zunächst eine Leitung von Gieboldehausen nach Rollshausen zu verlegen. „Das kann man so planen, dass das Wasser später zu der Gesamtanlage weitergeleitet wird.“ Denn die Entfernung, über die das Wasser transportiert werden müsse, spiele heutzutage keine Rolle mehr. „Der Zufluss zu einer Kläranlage verläuft parallel zu der Wasserentnahme durch die Bürger“, so Bergmann. Über eine Steuerung der Zuflussmenge könne eine Gleichmäßigkeit erreicht werden. Die Haushaltsplanung, auch mit dem Thema Kläranlage, ist Bestandteil der Sitzung im Bauausschuss am 19. Januar. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr in der Mehrzweckhalle in Rüdershausen, Hellbergstraße 10a. Außer den den Bauausschuss betreffenden Punkten des Haushalts stehen die Gebührenkalkulationen für die Bereiche Abwasser und Friedhöfe auf der Tagesordnung. Von Rüdiger Franke