Weihnachtsbaum-Aktion in Krebeck: Unbehandelte Bäume aus dem nahen Wald

Mit Säge, Axt und Plätzchendose geht Familie Dietrich aus Gieboldehausen in das Waldstück am Kastenhof. Michaela Dietrich kommt aus Krebeck, die Familie ist Mitglied in der Realgemeinde. Seit viele Jahren kämen sie hierher, um sich einen Baum auszusuchen, sagt sie. Sonst haben sie auch noch eine Thermoskanne mit Tee oder Glühwein dabei. Es gebe ja doch immer den einen oder anderen, bei dem man für einen Plausch stehenbleibt. In diesem Jahr ist wegen der Corona-Pandemie alles etwas anders. Da fällt das lange Zusammenstehen flach und die Plätzchen als kurzer Gruß müssen reichen. Deckenhöhe soll ihr Baum haben, sagt Holger Dietrich, so um die zwei Meter. Sohn Lukas hilft, als sie das passende Exemplar gefunden haben. Kleiner ökologischer Beitrag: So zwischen 30 und 50 Krebecker – und Bewohner benachbarter Gemeinden – holen sich jedes Jahr einen Weihnachtsbaum im Wald hinter dem Ort, erklärt Josef Sorhage, Vorsitzender der Realgemeinde. „Wir pflanzen alle paar Jahr so 100 bis 150 Bäume. Und verteilen sie dort, wo sie gerade hineinpassen.“ Es gibt hier keine Extra-Schonung für Weihnachtsbäume. Das sei ein kleiner ökologischer Beitrag. Die Bäume sind unbehandelt, werden im Wesentlichen sich selbst überlassen. Nur ab und an wird mal etwas um sie herum Platz geschaffen. Nordmanntannen und wenige Blaufichten stünden hier, so Sorhage. Wer in diesem Jahr einen original Harzer Weihnachtsbaum aufstellen möchte, bekommt seinen Baum im Niedersächsischen Forstamt Clausthal nur nach Vorbestellung. Darüber informieren die Niedersächsischen Landesforsten in einer Mitteilung. Privatkunden können ihre Clausthaler Wildfichte nach vorheriger Terminabsprache aussuchen und nach Hause bringen. Der zentrale Abverkauf an einem einzigen Vormittag auf dem Forstamtsgelände in Clausthal-Zellerfeld sei in diesem Jahr nicht möglich. „Versammlungsverbot und Abstandsregelungen im Zuge der Corona-Pandemie schränken die bewährte Tradition ein“, heißt es dazu vonseiten der Landesforsten. Statt an nur einem Freitag stehen die Mitarbeiter der Niedersächsischen Landesforsten im Dezember an drei Tagen bereit. Zur Auswahl stehen ausschließlich Harzer Wildfichten. Die Naturbäume stammen aus ursprünglicher Waldverjüngung und sind zwischen 1,5 und 3,5 Meter groß. Rund 120 bis 150 Stück will das Forstamt aus regionaler Ernte vermarkten. Termine zum Weihnachtsbaumkauf unter Telefon 05323/9361-32 . Jeder Interessierte klettert allein durch den Wald und sucht sich seinen Baum. Zum Teil müssen sie schon ganz schön suchen. Im oberen Bereich sei schon vieles ausgesucht, sagt Sorhage. Rüdiger Heine hat noch einen schönen großen Baum gefunden. Über vier Meter lang ist er. Das gute Stück ist für die Kirche in Krebeck gedacht. Heine gehört zum Kirchenvorstand und hat den Baum ausgesucht. Unter dem Arm hat er noch einen Schwung Tannenzweige. „Die sind für die Krippe“, erzählt er. Da in diesem Jahr ein Teil der Gottesdienste im Freien gefeiert werde, werde auch draußen eine Krippe aufgebaut. Maik Süme ist mit seinem Sohn Aru unterwegs. Ihr Baum soll nicht so groß sein. „So 1,60 Meter sollte er haben“, sagt Süme. Diese Jahr soll er auf einem Tisch stehen. „Wir haben ein Baby zu Hause“ erklärt er lächelnd. Auch er kommt schon seit vielen Jahren im Advent hierher, um sich einen Baum auszusuchen. Rund 20 Euro kostet eine größere Nordmanntanne. Die Einnahmen findet Sorhage allerdings nicht so wichtig. „Ich lege Wert darauf, dass die Menschen in den Wald kommen“, sagt er. Von Christiane Böhm