Piepgössel werden Rosenmontag beim Fastnachtsverein Wollbrandshausen rasiert

Kuriose Tradition in Wollbrandshausen: Mit dem Rasieren der Piepgössel sind am Rosenmontag fünf 15-Jährige in die Gemeinschaft der jungen Männer des Ortes aufgenommen worden. Mit reichlich Sahne im Gesicht haben Ärztekommission und Gerichtshof die Piepgössel rasiert - zur Freude der Besucher in der Mehrzweckhalle. Die Rasur der Piepgössel zählt seit Jahren zum Programm der Fastnacht in Wollbrandshausen, betont Joachim Rudolph, der am Rosenmontag an der Kasse sitzt. Offensichtlich kommt das Spektakel gut an, denn die Kasse klingelt und der Saal ist gut gefüllt mit großen und kleinen Fastnachts-Fans. Fünf Piepgösseln steht an diesem Rosenmontag eine Prozedur bevor, die bei manchem der Zuschauer im Saal für eine gewisse Schadenfreude, bei anderen für Mitleid sorgt. „Ich finde die Aktion ganz gut, aber selbst....“, kommentiert eine junge Frau, die die Prozedur in der ersten Reihe verfolgt. Mit leichter Verspätung marschieren am Rosenmontag der Gerichtshof des Fastnachtsvereins Wollbrandshausen von 1890 zusammen mit seiner Ärztekommission in den Saal. Sie sorgen dafür, dass mit der kusiosen Zeremonie die Piepgössel in die Reihen der jungen Männer des Ortes aufgenommen werden. Piepgössel bedeutet im Plattdeutschen soviel wie Softie oder Weichei. Doch wenn die Wollbrandshäuser Piepgössel erst einmal zur Rasur am Rosenmontag antreten, ist es damit vorbei und es wird ernst für die Jünglinge. In Wollbrandshausen versteht man indes unter Gössel junge Gänse, weil auch diese wie junge Männer einen zarten Flaum haben. „Wir lassen uns überraschen“: Diesmal sind fünf 15-Jährige an der Reihe, um mit der Zeremonie ihren Flaum zu verlieren und endgültig zum Mann zu werden. Und obwohl sie wissen, was auf sie an diesem Rosenmontag zukommt, geben sich Justus Rudolph, Felix Nordmann, Leon Nordmann, Marc Wollborn und Nicolas Goebel vor der Prozedur eher locker. „Wir lassen uns überraschen und freuen uns schon drauf“, sagt Justus. So wie er sind auch die anderen mit dem Fastnachtsverein Wollbrandshausen groß geworden. Dann ist es soweit: Marius Kurth als Amtsrichter verkündet das Regelwerk, das die angehenden Jungkerle fortan zu beachten haben. So dürfen sie vor ihrem 18. Geburtstag keine Mädchen mit nach Hause nehmen und ihnen auch nicht unter den Rock fassen. Außerdem wird von ihnen erwartet, dass sie auf der Straße immer anständig grüßen. „Augen reeeeechts“: Sodann wird das erste Piepgössel-Duo Leon Nordmann und Nicolas Goebel auf die Bühne gebeten. Sie werden in einen Holzkragen gesteckt um dann von Doktor Linus Jünemann, Assistenzarzt Erik Nordmann und Apotheker Luca Bodmann rasiert zu werden. „Augen reeeeeechts“ rufen sie den Piepgösseln lautstark zu. Dann kommt der Tapetenpinsel zum Einsatz – und dazu reichlich Schlagsahne. Es folgt die Rasur mit einem überdimansionalen Holzmesser. Zu guter letzt lässt man die jungen Männer auf rabiate Art und Weise hochleben. Sie werden direkt am Holzkragen in die Höhe gestemmt und abschließend noch einmal auf einem Tisch sitzend. Gleiche Prozedur machen dann auch Marc Wollborn und Justus Rudolph durch. Als letzter Piepgössel ist Felix Nordmann an der Reihe. Er bekommt als Partner im Holzkragen Philipp Nordmann. Ausgewählt werden die jungen Männer zumeist je nach Jahrgang, erklärt Heiko Schwedhelm, Vorsitzender des Fastnachtsvereins Wollbrandshausen. Aber auch Zugereiste oder eingeheiratete Neu-Wollbrandshäuser könnten sich der Prozedur unterziehen. Finale der Fastnacht 2020 in Wollbrandshausen: Die Fastnacht 2020 in Wollbrandshausen endet mit dem Würstesammeln und dem abendlichen Würste essen am Fastnachtsdienstag. Und am Aschermittwoch ist um 12 Uhr Abschminken und um 19.30 Uhr das Heringsessen angesagt. Lesen Sie auch: Die Autorin erreichen Sie per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de oder unter Telefon 05527/9499712. Von Britta Eichner-Ramm

Fastnacht - Piepgössel verlieren in Wollbrandshausen den Flaum