Reinhard-Horn-Grundschule Rhumspringe testet alle Lehrkräfte auf Corona

Kaum ein Thema sorgt in der Debatte über Corona-Schutzmaßnahmen für so viele Kontroversen, wie das Öffnen der Schulen. Kritiker der Öffnungen vermuten, dass Schulen die Entwicklung der Pandemie mehr befeuern, als bisher angenommen. Um die Schulen so sicher wie möglich zu gestalten, werden nun vermehrt Lehrer auf das Virus getestet. 7 Uhr: Coronatest statt Kaffee: Es ist noch früh in Rhumspringe, langsam geht die Sonne über den Hügeln der Samtgemeinde auf, doch in der Reinhard-Horn-Grundschule herrscht bereits emsiges Treiben. Um 7 Uhr haben sich rund 25 Lehrer, Schulbegleiter und pädagogische Mitarbeiter auf das Coronavirus testen lassen. In einem weißen Schutzanzug testet Jann-Olav Backhaus die Pädagogen vor Dienstantritt. „Die ersten Tests sehen gut aus“, sagt der Internist zufrieden. Gerade kommt Heike Anhalt aus dem provisorisch eingerichteten Testzimmer. „Es war angenehmer, als erwartet“, erzählt die Schulbegleiterin. „Es ist zwar nicht mein erster Test, aber ich finde es sehr gut, dass man nun vor Dienstbeginn Gewissheit hat. Auch aus Rücksicht den Kindern gegenüber halte ich das für eine gute Idee“, so Anhalt weiter. Das Konzept, alle pädagogischen Mitarbeiter vor dem Unterrichtsstart am Montag zu testen, ist in der Samtgemeinde im Moment noch einzigartig. „Wir haben mit Absicht den Montag als Testtag gewählt, da die Kollegen am Wochenende möglicherweise vermehrt Privatkontakte haben“, erzählt Schulleiterin Katharina Woitschewski. Tests erstmal bis zu den Osterferien: Lehrer erhalten von der Landesschulbehörde einen Berechtigungsschein, mit dem sie einmal pro Woche einen kostenlosen Corona-Schnelltest beim Hausarzt machen dürfen – als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. „Wir haben die Klassen jetzt auch mit Luftfiltern ausgestattet, alle Lehrkräfte tragen FFP-2 Masken und wir lüften regelmäßig“, erzählt Schulleiterin Woitschewski. Lesen Sie auch: Erstklässler in Corona-Zeiten: So läuft das erste Schuljahr an Grundschulen im Landkreis Göttingen Homeschooling im Landkreis Göttingen: Das sagt die Mutter eines Erstklässlers Trotz der Bemühungen ist sie aber gegen eine Schulöffnung: „Wir haben ja gesehen, wie die Inzidenz gesunken ist, als die Schulen wegen des Schnees geschlossen waren, jetzt steigen die Fallzahlen ja wieder merklich.“ Backhaus pflichtet ihr bei: „Es erfordert schon viel Disziplin von den Kleinen.“ Backhaus weiter: „Ich hoffe wirklich von der Politik, dass der Wahlkampf nicht der Pandemiebekämpfung vorgezogen wird, es müssen möglicherweise noch schmerzhafte Entscheidungen getroffen werden.“ Ines Engelhardt ist Lehrerin einer ersten Klasse an der Reinhard-Horn-Grundschule. Nach ihrem Test erzählt sie über die Herausforderungen für Lehrer in Pandemiezeiten: „In der ersten Klasse ist es ganz schwer. Die Kinder müssen, wenn sie Lesen und Schreiben lernen, eigentlich mein ganzes Gesicht sehen, um beispielsweise die Lautbildung zu verstehen.“ Engelhardt erklärt weiter, wie das Verhältnis zu ihren Schützlingen durch Corona leidet: „Für die Kinder ist das Ablesen von Mimik und Gestik wirklich wichtig, mit Maske und Abstand ist es nicht einfach, Zuneigung auszustrahlen.“ Alle Tests negativ: Doch trotz aller Maßnahmen schwingt die Angst bei Engelhardt und ihren Kollegen immer noch mit. „Wir wissen ja, dass alles getan wird, um so sicher wie möglich zu unterrichten, aber die Angst ist immer zumindest ein bisschen da“, erzählt Engelhardt. Und dann, pünktlich als die ersten Schüler gegen 7.40 Uhr das Schulgebäude betreten, sich brav die Hände desinfizieren und in die Klassenräume verschwinden, ist der letzte Test ausgewertet. Wäre ein Test positiv angeschlagen, hätte Backaus auch noch PCR-Tests dabei, welche dann sofort ins Labor gingen. Doch von ihnen muss heute glücklicherweise kein Gebrauch gemacht werden. „Das sieht doch gut aus, alle Tests sind negativ“, freut sich Backhaus. Von Max von Schwartz