Schloss Gieboldehausen: Info mit Podiumsdiskussion vor Bürgerentscheid

Am 25. April sollen die Gieboldehäuser darüber abstimmen, ob der Ratsbeschluss, das Schloss um einen Anbau zu erweitern, aufgehoben werden oder weiter Bestand haben soll. Zur Sitzung des Bauausschusses hatte die Verwaltung des Fleckens mit dem hannoverschen Architekten Wolfgang Meyer vom Netzwerk Baukultur einen Fürsprecher eingeladen, der mit einer Veranstaltung am 26. März noch einmal Möglichkeiten aufzeigen und die Meinung der Bürger aufnehmen will. „Das Schloss hat sich in seiner Erscheinung und Nutzung häufiger gewandelt“, sagt Meyer. Wichtig sei nun, eine passende Nutzung für die Zukunft zu finden. „Und das Wichtigste dabei ist, dass die Bürgerinnen und Bürger noch mitgenommen werden.“ Beim Gedanken an einen Anbau dürfe man sich auch nicht von einem im Dezember 2019 veröffentlichten Entwurf dazu verleiten lassen, zu denken, dass schon alles entschieden sei. Das Bild habe eine starke Wirkung gehabt, obwohl eine Planung noch weit entfernt sei. „Der Kollege Markus Otto hatte lediglich versucht, einen Entwurf aufzuzeichnen.“ Bislang gebe es aber nur den Grundsatzbeschluss zu einem Anbau, mehr nicht. Lösung in einem Mediationsprozess finden: „Wir müssen jetzt sehen, wie man durch den Mediationsprozess eine Lösung finden kann“, so Meyer weiter. „Ich kann natürlich nicht versprechen, dass wir am Ende die perfekte Lösung für alle haben werden.“ Er selber habe auch keine Pläne ausgearbeitet. „Das ist ein noch offener Prozess, in dem es darum geht, gemeinsam Lösungsvorschläge zu finden.“ Er werde versuchen, am 26. März die Menschen für eine solche Umgestaltung zu sensibilisieren, mit Bildern von An- und Umbauten anderer Gebäuden mit denkmalgeschützter Substanz. „Es gibt aber nirgendwo ein Beispiel, dass man eins-zu-eins für das Schloss anwenden kann.“ „Man muss in Gieboldehausen eine Gestaltung finden, die die dominante Wirkung des historischen Gebäudes nicht in Frage stellt“, sagt Meyer Dabei sei auch wichtig, von Beginn an die Denkmalpflege in den Prozess einzubinden. Ein Vorteil, der für einen Anbau spreche, sei die Tatsache, dass es Mittel der Städtebauförderung gebe. Und die bekomme der Flecken nur, wenn ein Mehrwert geschaffen werde, ergänzte Bürgermeisterin Maria Bock (CDU). „Wenn wir das Schloss nur sanieren, müssen wir das Geld aus laufenden Haushaltsmitteln bezahlen.“ Und eine Sanierung sei unumgänglich. „Wenn man gar nichts macht, ist es das mit dem Gebäude bald gewesen“, bestätigte auch Meyer. Fehlende Bedarfsermittlung: Ortsheimatpfleger Alois Grobecker, der gemeinsam mit Angelika Rohland (Freie Wähler Gemeinsam für Gieboldehausen) und Gerhard Nickel in einer Bürgerinitiative ein Bürgerentscheid gegen den Ratsbeschluss in die Wege geleitet hat, erklärte, dass er noch immer eine genaue Bedarfsermittlung vermisse. „Die Räume haben seit 1991 immer ausgereicht“, sagte er. Dennis Brockmann (CDU) erwiderte, dass die künftigen Nutzungsmöglichkeiten noch keiner kenne, sich durch einen Anbau aber neue Möglichkeiten ergeben. „Ich wünsche mir, dass wir nach vorn schauen und folgende Generationen etwas damit anfangen können“, sagte die Bürgermeisterin. „Wenn wir keinen Mehrwert schaffen, dann brauchen wir kein Geld reinzustecken.“ Bevor am Sonntag, 25. April, die Gieboldehäuser beim Bürgerentscheid über die Zukunft des Schlosses abstimmen, soll eine Veranstaltung am Freitag, 26. März, für weitere Information sorgen. „Die Form der Veranstaltung ist noch nicht endgültig durchgeplant“, sagt Meyer. Die Idee sei eine Podiumsdiskussion mit einem Impulsvortrag zum Umgang mit historischer Bausubstanz. Eventuell könnte in Arbeitsgruppen über das Nutzungskonzept gesprochen werden. Die BürgerInitiatoren Schloss (BIS) haben mit Unterstützung der Freien Wähler „Gemeinsam für Gieboldehausen“ (FW GfG) einen Bürgerentscheid gegen den geplanten Schlossanbau auf den Weg gebracht. Im vorgelagerten Bürgerbegehren sammelten sie 1082 Stimmen von Bürgern, die über den Ratsbeschluss, das Schloss nicht nur im Bestand zu sanieren, sondern auch mit einem Anbau und einem Fahrstuhl zu erweitern, abstimmen wollen. Der Termin für den Bürgerentscheid ist auf Sonntag, 25. April, gelegt worden. Dann sollen die Bürger an die Urnen gehen. Die Freien Wähler haben indes einen Antrag gestellt, die Wahl komplett als Briefwahl abzuhalten. Der Antrag fand im Verwaltungausschuss und auch im Bauausschuss keine Mehrheit. Die Frist dafür gilt nur bei Wahlen, die bis 31. März stattfinden, wie am 7. Juli im niedersächsischen Kommunalwahlgesetz festgelegt wurde. Doch die Freien Wähler geben nicht auf. Der Fraktionsvorsitzende Hubert Hackenfort hat Briefe an die Fleckenverwaltung, Landrat Bernhard Reuter, die Kommunalaufsicht des Landkreises Göttingen, das Gesundheitsamt für die Stadt und den Landkreis Göttingen und das niedersächsische Ministerium für Inneres und Sport geschrieben und für eine reine Briefwahl plädiert. „Wir können diese Begründung angesichts der Dynamik der Pandemie nicht nachvollziehenund bitten Sie um Unterstützung/Genehmigung eines Verfahrens, dass einfach und erprobt ist und den größtmöglichen Infektionsschutz bietet“, erklärte Hackenfort in seinem Schreiben. Erste Antworten hat Hackenfort bereits erhalten. Das Ministerium habe auf die Zuständigkeit der Kommunalaufsicht verwiesen, so Hackenfort, Gemeindedirektorin Karin Wilde hingegen auf das Gesundheitsamt. Lesen Sie auch Am 25. April sollen Gieboldehäuser Bürger über Schlossanbau abstimmen Genug Unterschriften gegen Schlossanbau in Gieboldehausen gesammelt Schloss Gieboldehausen: viele Bürger haben gegen Anbau unterschrieben Um- und Anbau Schloss Gieboldehausen: Positive Signale vom Fördergeber Flecken Gieboldehausen: Schloss soll Anbau erhalten Streitigkeiten um Investition: Wird das Schloss in Gieboldehausen umgebaut? Coronakonforme Möglichkeit für die Veranstaltung suchen: „Wir wollen auf jeden Fall die Meinung der Bürger aufnehmen“, betonte der Architekt. Man müsse nun nach Möglichkeiten suchen, die Veranstaltung coronakonform abzuhalten. Und da müsse man auch Möglichkeiten für eine größere Interessenschaft bedenken. „Jeder, der Interesse hat, soll dazukommen können“, sagt Meyer. Von Rüdiger Franke