Verkehrswacht Duderstadt: dem Verein droht die Auflösung

Mit einem Aufruf versucht die Landesverkehrswacht die Verkehrssicherheitsarbeit für Duderstadt zu retten. Denn finden sich nicht bald Engagierte, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen möchten, droht der Verkehrswacht Duderstadt, einem eingetragenen Verein, die Auflösung, heißt es in einer Mitteilung. Um den Duderstädter Verein ist es schon länger personell nicht gut bestellt. Seit 2006 hat es Tageblatt-Informationen zufolge keine ordentliche Hauptversammlung mehr gegeben, ein Vorstand existiert quasi nicht mehr. Der langjährige Vorsitzende Rudi Schäfer starb im vergangenen Jahr nach längerer Krankheit. Damit droht der Verkehrswacht Duderstadt nun das endgültige Aus. Vereinsaktivitäten ruhten zuvor schon etwa fünf Jahre, wie seine Witwe, die frühere Kassiererin des Vereins, bestätigt. Zudem seien fast alle Mitglieder ältere Leute gewesen. Auch der frühere Schriftführer, der Duderstädter Thomas Gerlach, sagt: „Es ist jahrelang nichts mehr gelaufen. Die Mitglieder hatten kein Interesse mehr. Zuletzt hing alles nur noch am Vorsitzenden.“ Er selbst habe seine Mitgliedschaft schon vor einiger Zeit gekündigt, so Gerlach. „Ich habe für mich mit dem Kapitel Verkehrswacht abgeschlossen.“ Verein gibt es seit 70 Jahren: Tim Hey, stellvertretender Geschäftsführer der übergeordneten Landesverkehrswacht Niedersachsen, sagt zur aktuellen Situation des Duderstädter Vereins: „Es wäre schade, wenn diese traditionelle Verkehrssicherheitsarbeit in der Region keine Zukunft mehr hat. Immerhin gibt es die Verkehrswacht Duderstadt schon seit genau 70 Jahren.“ Zwei Faktoren hätten nach Aussage Heys in letzter Zeit eine entscheidende Rolle gespielt: „Zum einen wollten sich zunehmend immer weniger Personen in der Verkehrswacht Duderstadt ehrenamtlich engagieren, zum anderen verstarb mit dem langjährigen Vorsitzenden Rudi Schäfer der Motor zahlreicher Aktionen.“ Aufgaben haben sich gewandelt: Gesucht werden laut Hey interessierte Personen aus Duderstadt und der näheren Umgebung, die Freude an einer ehrenamtlichen Arbeit im Dienste der Verkehrssicherheit haben. Die Aufgaben der Verkehrswacht Duderstadt hatten sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt, berichtet Hey. In den 1980-er Jahren seien noch regelmäßig Geschicklichkeitsturniere für Mofas, Mokicks, Leichtkrafträder und Motorräder organisiert worden. Immer wieder seien auch Schulkinder mit Warnmützen ausgestattet worden. Zuletzt wurden dem Landesverband zufolge in Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei jährliche Tage der Verkehrssicherheit durchgeführt. Dabei hätten die Bürger Gelegenheit gehabt, unter anderem einen Überschlagssimulator und einen Rauschbrillenparcours zu testen. Lesen Sie auch Tippen tötet: Polizei warnt in Göttingen vor Handynutzung am Steuer Verkehrswacht Gieboldehausen im Kindergarten Seeburg zu Gast Derzeit zähle die Verkehrswacht Duderstadt noch 22 – in der Regel nur finanziell unterstützende – Mitglieder. Hey weiter: „In der Verkehrssicherheitsarbeit gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten und Projekten, die vor Ort durchgeführt werden können. Dabei gibt es keinerlei Verpflichtungen, alle Aktionen und Projekte zu übernehmen. Jeder kann seinen Zeitaufwand selbst festlegen.“ Unterstützung gäbe es zudem von den benachbarten Verkehrswachten im Landkreis Göttingen, dort insbesondere aus Gieboldehausen sowie vom Gebietsbeauftragten Dirk Hitzing aus Northeim. Anfragen von Kindergärten: Uwe Sommer, Vorsitzender der Verkehrswacht Gieboldehausen, berichtet, dass es in Gieboldehausen keine solchen personellen Probleme gebe wie in Duderstadt. „Wir haben ein tolles Team“, um Aktivitäten in der Seniorenbetreuung oder in Kindergärten anzubieten. In der Vergangenheit seien die Gieboldehäuser vereinzelt auch schon in Duderstadt aktiv gewesen. Es gebe immer wieder Anfragen von Schulen oder Kindergärten, sagt Sommer. Anfragen aus der Region bediene man gerne, „wenn wir es denn schaffen“, ergänzt er. Eine Fusion mit Duderstadt kommt für Sommer indes nicht in Frage. Das könnten sie nicht leisten, denn sie seien auch „nur eine Handvoll Aktiver“. Auch Katlenburg-Lindau mit Personalsorgen: Ähnliche Probleme wie derzeit in Duderstadt gebe es in Südniedersachsen noch bei den Verkehrswachten in Katlenburg-Lindau und möglicherweise in ein paar Jahren auch Bovenden, so Dirk Hitzing, Gebietsbeauftragter für die Verkehrswachten in Südniedersachsen. Alle anderen, wie etwa die Verkehrswacht in Göttingen, hätten derzeit keine personellen Sorgen. Gleichwohl sieht auch er, dass die Arbeit der Verkehrswachten bei vielen nicht mehr den Stellenwert habe, wie dies einst der Fall war. Für die Landesverkehrswacht sei der jetzige Aufruf die letzte Chance, Verkehrssicherheitsarbeit für Kindergärten, Schulen und andere Einrichtungen in Duderstadt zu organisieren. Gespräche mit der örtlichen Polizei, der Kommune sowie Unternehmen und Institutionen hätten bisher leider nicht den gewünschten Erfolg gehabt, berichtet Hitzing. Von Britta Eichner-Ramm