Umfrage: Klein Lendgen gemischte Stimmung zum geplanten Funkmast

Wie groß ist der Wunsch nach einer Verbesserung der Mobilfunkversorgung in Klein Lengden und Umgebung? Wie groß ist das Problem? Wie hoch ist die Akzeptanz eines Mobilfunksendemastes am Friedhof, mit dem außer Klein Lengden auch noch Groß Lengden und Diemarden zu rund 70 Prozent versorgt werden soll? Fragen wie diese, so eine Idee der Klein Lengder Ortsratsmitglieder sollten mittels einer Umfrage unter allen Bewohnern Klein Lengdens erhoben werden. Hintergrund der Idee: In dem Ort wird seit drei Jahren nach einem Standort für einen Mobilfunksendemast gesucht, aktuell ist die Errichtung eines Mastes am Klein Lengdener Friedhof wahrscheinlich. Eine Bürgerinitiative mit Kern im angrenzenden Neubaugebiet Burgfeld protestiert vehement, Kommunalpolitik, Verwaltung und andere Bürger akzeptieren oder befürworten den Standort, weil mit ihm für viele Hundert Menschen eine Versorgungsverbesserung erreicht werde. Die Fronten sind verhärtet, die wechselseitigen Vorwürfe teils schwer. Empfang nur draußen: Eine Tageblatt-Umfrage folgt der Idee eines Stimmungsbildes und zeigt unterschiedliche Meinungen. So ist für Maik Schütky klar, dass es eine Verbesserung geben muss. Er sagt: „Bei mir in Groß Lengden ist DSL und Mobilfunk schlecht. Mein Handy ist komplett tot. Ich habe nur einen Punkt in meinem Wohnzimmer, wo ein bisschen Empfang ist. Internet mit dem Handy geht gar nicht.“ Einen Funkmast-Standort am Friedhof sieht er unkritisch: „Die Hauptsache ist, dass jeder Empfang hat. Es funktioniert ja nichts mehr ohne Handy. Ich habe seit Jahren schon kein Festnetztelefon mehr.“ Ein älterer Diemardener, der nicht namentlich in der Zeitung stehen möchte, nutzt hingegen fast ausschließlich sein Festnetztelefon. Das Handy sei nur für Notfälle, wenn er unterwegs ist. Er sagt aber auch: „In Diemarden sind bestimmt eine Menge Leute, die sich darüber ärgern, weil das Handy nicht geht.“ Oder nur draußen auf dem Hof – für einige Diemardener eine Art Telefonzelle. Drei Jahre Standort-Suche für einen Funkmasten für die Mobilfunkversorgung in Klein Lengden und Umgebung könnten in absehbarer Zeit ein Ende finden. Verkoppelungsinteressentenschaft und Telekom sollen in der kommenden Woche über das Wegerecht zum Funkmast-Standort am Friedhof. Bei erfolgreichen Verhandlungen wäre der Weg für einen Funkmasten vorbehaltlich einer Baugenehmigung oder rechtlichen Schritten sehr wahrscheinlich. Und der Widerstand bei der Bürgerinitiative Funkmast Klein Lengden (BI) scheint abzuebben. Stefan Hinker, aktiv in dem losen Zusammenschluss, sagt für sich und ohne für alle in der BI zu sprechen: „Man muss das dann wohl so akzeptieren. Die Möglichkeit auf dem Rechtsweg einen Funkmast-Standort zu verhindern, schätze ich als sehr gering ein. Stand jetzt habe ich nichts Entsprechendes vor.“ Ähnliches berichtet Karin Bedarff, Klein Lengderin, die an der Straße zum Lengder Grund im nördlichen Teil des Dorfes wohnt, wo im Tal zwischen Westerberg und Lengder Burg der Empfang immer schlechter wird. Bedarff meint, dass sie sich an den schlechten Empfang gewöhnt habe. Mit dem Handy zu telefonieren gehe bei ihr zu Hause nur am Fenster. Weil sie es sich angewöhnt hatte, ihr Handy zum Empfang von Nachrichten in Richtung des Fensters zu halten, erntete sie schräge Blicke von Freunden und Bekannten, wenn sie auch in deren Häusern das Handy am ausgestreckten Arm zum Fenster hielt. Bezüglich des Protests der Bürgerinitiative fehlt Bedarff das Verständnis: „Das finde ich schlimm. Wenn ich die bessere Versorgung mit Mobilfunk will, muss ich auch die Einschränkungen akzeptieren. Ich würde das auch tun.“ Negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild: Eine ganz andere Meinung vertritt Alex Michel aus Diemarden. Er sagt, zwar das Problem des schlechten Empfanges zu kennen, dennoch sei er gegen einen weiteren Funkmast: „Strahlen – das ist nicht die Welt, in der ich leben möchte. Ich bin gegen Strahlung.“ Lesen Sie auch: Klein Lengden: Funkmast soll niedriger als 40 Meter werden Funkmast in Klein Lengden: Grünes Licht für Verhandlungen mit Telekom Und auch eine Klein Lengdenerin, die Burgfeld-Bewohnerin ist, sich aber nicht in der Bürgerinitiative engagiert und die ihren Namen auch nicht in der Zeitung lesen möchte, äußert sich zum Thema. Sie beobachtet beruflich bei ihrer Tätigkeit im Gewerbegebiet immer wieder, dass Kunden im Gebäude keinen Empfang haben und auf den Wendehammer gehen, um zu telefonieren. Privat unterstützt sie aber die Gegner des Funkmast-Standortes am Friedhof: Der Ort sei aufgrund der Nähe zum Friedhof pietätlos gewählt, wirke sich negativ auf das Landschaftsbild aus und führe nicht zuletzt dazu, dass der Wiederverkaufswert der Häuser im Burgfeld sinke. Von Steffen Kahl