Wegen Corona: Bremke startet Dorf-App früher als geplant

Im Landkreis Göttingen finden sich derzeit immer mehr Gruppen, die in der Corona-Krise ihren Mitmenschen helfen wollen. In Bremke haben die Menschen dafür jetzt eine weitere Möglichkeit: Seit Montag ist der Ort in der „Dorf-Funk“-App vertreten. Die App soll dabei helfen, Nachbarschaftshilfe zu organisieren und Informationen aus der Gemeinde zu teilen. Der Start der App für Bremke unter dem Projektnamen bremke.digital wurde kurzfristig vorgezogen: „Die Vorteile digitaler Kommunikation müssen gerade jetzt genutzt werden“, begründet Nenja Wolbers von der Stiftung Digitale Chancen den früheren Start. Ansprechpartner im Ort sind für Fragen zur Nutzung der App die „Digitalen Bremker“, die sich für dieses Projekt haben schulen lassen. Kurzfristige Planänderung wegen Corona: Die Entwickler der „Dorf-Funk“-App vom Fraunhofer Institut Kaiserslautern seien sofort bereit gewesen, die technischen Voraussetzungen für einen früheren Start der App in Bremke zu ermöglichen, sagt Wolbers. Der Vorteil der App sei ihre Übersichtlichkeit, so Ortsbürgermeisterin Karin Jürgens (SPD): „Diese App ist so leicht zu bedienen, dass auch unsere älteren Einwohner problemlos an der Kommunikation teilnehmen können.“ So könnten die Bremker sich helfen und trotzdem gebührenden Abstand zueinander wahren. Die App, die unter www.dorf.app oder in den App-Stores herunterzuladen ist, soll aber mehr sein als ein Nachbarschaftshilfe-Portal. Hier sollen sich die Bremker auch über Neuigkeiten aus dem Ort informieren und austauschen können. Außerdem ist die App nur ein Baustein im Projekt bremke.digital: Unter anderem soll eine „Dorf-Page“ die Internetseite gleichen-bremke.de ablösen. Auf der Dorf-Seite sollen alle Vereine und Institutionen im Ort ihre Termine und Mitteilungen selbst veröffentlichen können. Überall in der Region finden sich in der Corona-Krise Menschen zusammen, um ihren Mitmenschen zu helfen. Viele bieten an, Einkäufe zu erledigen. Die neue „Dorf-Funk“-App in Bremke ist nur eines von vielen Beispielen, wie sich Menschen zu diesem Zweck koordinieren können. Das Bremketaler Lädchen in Bremke bietet unter der Telefonnummer 05592/9275793 einen Lieferservice für Lebensmittel an. Auch über Bremke und die Gemeinde Gleichen hinaus gibt es in der Region viele Möglichkeiten, Hilfe anzubieten oder zu bekommen, etwa beim DRK-Kreisverband Göttingen Northeim unter der Telefonnummer 0551/3831250 oder auf Internetportalen wie „quarantaenehelden.org“ und „nebenan.de“. Das Tageblatt trägt auf seiner Internetseite www.goettinger-tageblatt.de Telefonnummern, E-Mail-Adressen und Facebookgruppen zusammen, über die Menschen in der Region aktuell Hilfe anbieten und erhalten können. Auf der Themenseite „Die Region hält zusammen“ finden sich auch aktuelle Informationen über Kontakte zu den Verwaltungen der Gemeinden. „Digitale Bremker“ sollen bei App-Nutzung helfen – Telefonsprechstunde in Planung: Damit auch jeder in Bremke die Möglichkeiten des digitalen Austauschs nutzen kann, wurden seit Januar die „Digitalen Bremker“ geschult: Sieben Ehrenamtliche aus dem Ort wollen ihren Mitmenschen die Benutzung der App erklären. Das gehe derzeit natürlich nicht persönlich, sagt Wolbers. Deshalb ist eine Telefonsprechstunde in Planung. Anfang April soll sie beginnen. Die Nummer für die Sprechstunde werde noch mitgeteilt, so Wolbers. Lesen Sie auch: Digitalisierung auf dem Lande: Bremke für die Hosentasche Die „Digitalen Bremker“ waren es laut Wolbers auch, die die Idee hatten, den Start der App vorzuziehen, um Hilfe in der Corona-Krise zu vereinfachen. Das Ganze sei nun spontan geschehen, sodass noch nicht alles perfekt sei – aber die App laufe, und bereits einen Tag nach dem Start schickten sich die ersten Bremker dort Nachrichten und Fotos zu. Eines von 70 Projektdörfern bundesweit: Bremke zählt zu den 70 Orten in Deutschland, die für das bundesweite Förderprogramm „Land.Digital“ ausgewählt wurden. Ziel des Projekts ist die Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum durch Digitalisierung. bremke.digital ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Stiftung Digitale Chancen in Berlin und dem Haus kirchlicher Dienste in Hannover. Es wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Das Gesamtbudget für das Modellprojekt bremke.digital mit 27 Monaten Laufzeit liegt nach Angaben von Carola Croll von der Stiftung Digitale Chancen bei 316 000 Euro. Von der gesamten Projektsumme trägt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 253 000 Euro. Die Stiftung Digitale Chancen und das Haus kirchlicher Dienste bringen 63 000 Euro ein. Sie erreichen den Autor per Mail an lokales@goettinger-tageblatt.de. Von Tammo Kohlwes

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