Weißenborner Rentnerinnen nähen in der Corona-Krise Gesichtsmasken

Ein Dorf – oder vielmehr eine ganze Region – hält in der Corona-Krise zusammen: In Weißenborn, Gemeinde Gleichen, nähen zwei rüstige Rentnerinnen seit Wochen Mundmasken. Ursula Dorn und Bärbel Hunold haben es sich in diesen schwierigen Zeiten zur Aufgabe gemacht, zu helfen – und wie. Mehr als 850 Gesichtsmasken haben die beiden Frauen bereits hergestellt, weitere folgen. Allein mehr als 600 hat die 84-jährige Dorn produziert, Hunold kommt auf über 250. „Ich habe eigentlich schlimme Arthrose“, erzählt die 79-Jährige. Die Arbeit an der Nähmaschine funktioniere aber gut, erläutert die gelernte Schneiderin. Nur mit dem Falten hatte sie Schwierigkeiten: Doch dafür gibt es ja Marga Ehbrecht. Sie holt die fertigen Stoffe ab und legt sie zusammen. „Sonst hätte ich die Flinte schon ins Korn geworfen.“ „Dann machen wir das zusammen“: „Es macht uns Freude, zu helfen“, sagt Hunold. Die Idee hatte sie: „Ich habe meiner Tochter erzählt, ich wolle Masken nähen. Schließlich stand überall, dass die knapp werden könnten.“ Sie hatte kaum mit dem Nähen begonnen, da rief ihre Freundin Ursula Dorn an und präsentierte die gleiche Idee. „Dann machen wir das zusammen“, beschlossen die beiden. Wo immer Masken knapp seien oder ausgingen, auf die Näherinnen aus Weißenborn könne gezählt werden. Beliefert wurden schon Arztpraxen, Pflege- und Altenheime, sogar der Landkreis Göttingen hat bereits eine Bestellung aufgegeben. Besonders glücklich ist Hunold über den Zusammenhalt in der Region – denn auch bei ihr wurde das Material wie Stoffe oder Gummilitze schnell knapp. Doch die Spendenbereitschaft in den Gleichener Ortschaften war unfassbar groß. „Bärbel macht das schon“: Das bestätigt Bärbel Reeh vom Sozialverband Gleichen Obere Garte, die sich um die Verteilung, Materialanschaffung und Organisation kümmert. „Ich setze mich mit Herz dafür ein“, sagt sie. In Gleichen gebe es aufgrund ihres Organisationstalents den Spruch „Bärbel macht das schon“, fährt sie fort. Sie habe sofort beschlossen, die Organisation zu übernehmen, als sie von der Aktion hörte. „Als unser Bürgermeister Manfred Kuhlmann auf mich zukam und fragte, ob ich die Orga übernehme, hatte ich die ersten hundert Masken schon hier liegen“, erzählt Reeh. Kuhlmann habe verdutzt geschaut, als sie ihn fragte, ob er schon welche mitnehmen wolle, lachte sie. „Das lief nach dem Motto: ’Liebe Gemeinde, bitte näht – haben wir schon’.“ Mittlerweile stehe ihr Telefon nicht mehr still, alle wollten Stoffe, Gummibänder und ähnliches Material spenden. „Die Leute holen die guten Stoffe von Oma vom Dachboden und geben sie uns.“ Diese enorme Hilfsbereitschaft habe sie beinahe überwältigt: „Ich finde kein anderes Wort dafür als großartig.“ Austausch per Whatsapp: Die beiden Näherinnen lassen ihre Maschinen weiterhin glühen, die Nadeln rattern, doch Materialknappheit herrscht nicht mehr – dafür sorgen die Gleichener Bürger mittlerweile von allein. „Als uns die Gummilitze drohten auszugehen, hatte ich am Morgen ein ganzes Paket davon im Briefkasten“, erläutert Reeh. Dass die Bürger untereinander so gut vernetzt sind, dafür sorgen sie über eine Whatsapp-Gruppe. Dort tauschen sie sich aus, wenn etwas an einer Stelle fehlt, wird es an einer anderen organisiert. Um die Corona-Krise zu überstehen, dafür haben Hunold und Dorn neben ihrer täglichen Näharbeit eine gute Ablenkung gefunden. „Wenn ich durch unseren Garten gehe, bin ich gleich im Wald“, sagt Hunold. Dort könne sie in Ruhe spazieren gehen. „Ich halte mich an die Regeln, nehme Abstand und gehe nicht mehr selbst einkaufen.“ Und dann setzt sie sich wieder an ihre Nähmaschine. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Mehr zum Thema: So verbringen Bewohner des GDA-Stifts Ostern in Quarantäne Von Tobias Christ

Weißenborn - Weißenborner Rentnerinnen nähen in der Corona-Krise hunderte Gesichtsmasken