„Wir jagen Funklöcher“ im Kreis Göttingen: Das berichten Betroffene

Wie es sich in einem Funkloch lebt und welche Probleme damit verbunden sind, berichteten mehrere Tageblatt-Leser. An manchen Orten funktioniert nicht einmal das Telefonieren, geschweige denn das Surfen im Internet. Betroffen sind ländliche Gebiete. Wunderschön liegt Ertinghausen. Diesen von Wald umschlossenen Ortsteil von Hardegsen kennen wohl nur wenige. Das Örtchen ist eine Sackgasse. Wer Ruhe sucht, wird sie hier finden – vielleicht schon wieder zu viel Ruhe. Denn Handy-Empfang gibt’s hier nicht. Das hat Konrad Seidel feststellen müssen. Der Göttinger erwarb jüngst ein Grundstück in Ertinghausen. Für Umbauarbeiten orderte er Handwerker. Mal eben schnell Material nachbestellen ist für sie über das Mobiltelefon nicht möglich. „Egal, über welchen Anbieter, Empfang gibt es nicht“, versichert Seidel. Da hilft alles nichts, wer auf diese Weise kommunizieren will, muss die knapp fünf Kilometer bis Hardegsen zurückfahren. „Das ist schon lästig“, so der Göttinger. Immerhin sind Internetverbindung und Festnetz aber von guter bis ausreichender Qualität. Nur eben das Handy ist quasi nicht brauchbar in Ertinghausen. Jedenfalls nicht zum Kommunizieren. „Nichts mit autonomen Fahren“: „Auf der Suche nach Funklöchern kann ich gut weiterhelfen“, schreibt Ingo Weidner in einer E-Mail. „Ich wohne in Klein Wiershausen und da geht nichts mit Telekom. Der gesamte Talbereich zwischen Varmissen und Settmarshausen ist funktot. Ebenso im Bereich der B3 ab Groner Holz nach Dransfeld funktioniert bis Höhe Abzweig Varmissen nichts“, versichert Weidner. Er findet, die im Tageblatt abgedruckte Karte mit Funklöchern sei „recht positiv gehalten“. Für sein Umfeld hält er definitiv fest: „Mit autonomen Fahren wird das nichts.“ Und: „Danke für den Artikel und die Möglichkeit sich zu melden.“ Andreas Schwedhelm wiederum schreibt: „Fast die gesamte Gemeinde Gleichen sowie Teile von Radolfshausen – wie Potzwenden und Falkenhagen – ist ein Funkloch für D1. In Seeburg, Seulingen und Bernshausen ist D2 schwach.“ „Telefonate brechen regelmäßig ab“: „Funklöcher im Landkreis? Dazu kann ich auf jeden Fall den Ort Mackenrode nennen“, schreibt Jonas H. Der 21-Jährige führt zudem aus: „Weiterhin ist mir aber zusätzlich noch ein Funkloch auf der B27 zwischen dem Södderich und Roringen bekannt. Hier brechen Telefonate regelmäßig ab, dies war auch bereits vor dem Bau der Katzenbrücke der Fall.“ Mitstreiter, um aus dem Funkloch zu kommen, sucht Familie Hess aus Bettenrode. Die Familie, allen voran Philipp Hess, betreibt den Hof Bettenrode. Hier werden des Öfteren Reitveranstaltungen ausgerichtet. „Gerade kürzlich mussten wir zum wiederholten Male feststellen, dass bei unserem Dressurturnier der Internetkontakt so gut wie nicht vorhanden war“, informiert Ilse Hess über ein echtes Ärgernis. Leben auch Sie im Funkloch? Schreiben Sie uns, damit wir Ihre Geschichte erzählen können. Sie erreichen den Autor per E-Mail an u.meinhard@goettinger-tageblatt.de. Nicht einverstanden mit der Überschrift „Wenn das Navi einfach aussteigt“ ist Klaus-Hinrich Heermann. Ein Navi, schreibt er, habe wohl kaum irgendetwas mit Funklöchern im terrestrischen System zu tun. „Das Navigationssystem empfängt Signale von mehreren Satelliten, meistens die des ‚Global Positioning Systems‘ (GPS), das in den 1970er Jahren vom US-Verteidigungsministerium entwickelt wurde. Daneben existiert noch das russische Glonas-System und vielleicht bald auch ein europäisches Satellitensystem, das für Navigationszwecke eingesetzt werden kann. Die Signale dieser Systeme können nur durch Störung, Abschirmung beziehungsweise Spiegelung der Signale an Hochhäusern oder durch bestimmte Wetterlagen beeinflusst werden. Ein Aussteigen des Navis ist damit sehr von der Qualität des Gerätes und der Anzahl der empfangenen und verrechneten Satelliten abhängig.“ Aber was ist mit Google Maps, das ja auf dem Handy funktioniert? „Google Maps ist ein online-Kartenprogramm. Das Navi im Handy kann natürlich keine Karten übertragen, sondern nur die Position bestimmen. So wird im Eichsfeld nicht das Navi ausgestiegen sein, sondern die entsprechende Karte war weg beziehungsweise konnte nicht aktualisiert werden. Wenn man nicht ständig online sein will, holt man sich deshalb offline-Karten auf sein Handy. Ein empfehlenswertes Programm dafür ist ‚maps.me‘, was von eingefleischten Fahrradspezies benutzt wird und neuerdings auch mit Höhenlinien versehen ist. Dieses Programm bedient sich der Karten von OpenMaps, die kostenlos beziehbar sind und von vielen Nutzervereinigungen mit entsprechenden Programmen verbessert und gepflegt werden. Unter ‚maps.me‘ kann man sich die Kartenbereiche, die einen interessieren, vor der Benutzung auf sein Handy laden. Darüber hinaus kann man in dieser Art das Kartensystem zur Navigation länger benutzen, da man durch Abschalten des Internets weniger Strom benötigt, was für Radler oder Wanderer wichtig ist“, empfiehlt der Göttinger. Von Ulrich Meinhard