Mehr als 6000 Schüler haben in fünf Jahrzehnten ihr Abi am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) abgelegt. In Scharen strömten ehemalige Gymnasiasten am Sonnabend in ihre alte Penne. Etwa 600 hatten sich angemeldet, mehr als doppelt so viele kamen. Das erste Ehemaligen-Treffen zum 50. Geburtstag der Schule soll nicht das letzte sein. Der noch in der Gründungsphase steckende Alumni-Verein, der die Wiedersehensparty organisiert hat, will die Ehemaligen enger zusammenrücken lassen und ein Netzwerk knüpfen.
„Wenn man sich lange nicht gesehen hat, hat man sich soviel zu sagen.“ Schulleiterin Rita Engels hatte Mühe, die Menge zum Schweigen zu bringen und ihr einen „beschwingten, erinnerungsoptimierten Abend in der alten, immer noch jungen Schule“ zu wünschen. Mucksmäuschenstill wurde es aber schnell in der überfüllten Pausenhalle, als zur Eröffnung des Treffens der Ehemaligen-Chor unter Leitung von Michael Krause Brahms anstimmte. Spontan verstärkt um weitere Ex-Schulchoristen aus dem Publikum folgten ein französisches Trinklied und ein irisches Traditional.
Eine neue Schultradition begründen wollte Rainer Köster: Als Abschiedsgeschenk vor dem Ruhestand hat der Lehrer den Alumni-Verein angestoßen, unterstützt von Kollegen und ehemaligen Schülern. „Das Interesse am Verein ist groß“, sagt Carsten Ertl und freut sich mit Petra Siebert über die gelungene Generalprobe am Sonnabend. Der logistische Aufwand war hoch. Mit Lichteffekten, Catering, Lehrerband-Gig, Diashow, Dekorationen, Fotowänden und Anlaufpunkten für einzelne Jahrgänge wurde die Schule in einen ansprechenden Begegnungsort verwandelt. Engels zeigte sich beeindruckt über das in kurzer Zeit organisierte Großevent.
Graue Haare und Motto-T-Shirts
Bei dem waren ergraute Altvordere des ersten Abi-Jahrgangs 1975 mit nur einer Klasse ebenso vertreten wie Abiturienten aus jüngerer Vergangenheit mit Motto-T-Shirts. Erst nach der Schulzeit hat Marcus Reh seine Frau Thorgund kennengelernt. Beide haben in den 1980er-Jahren ihr Abi am OHG bestanden, der Bruder seiner Frau war in Marcus’ Jahrgang, sein Schwiegervater Lehrer. Thorgund Reh-Bergen erinnert sich noch gut an das 1982 wegen des Leine-Hochwassers vor dem Abbruch stehende Vorabi und an den DAF-Kleinwagen eines Lehrers, den Mitschüler in die untere Pausenhalle getragen haben: „Der fand das nicht so lustig.“
„Es war eine schöne Zeit“, sagt Sabine Schütte, Abi-Jahrgang 1980, die noch am alten Standort in der ehemaligen Hölty-Schule am Nikolausberger Weg eingeschult wurde. Hinter ihr saß im Bio-Leistungskurs Sabine Althaus, die nach 27 Jahren in Tübingen wieder nach Göttingen zurückgekehrt ist: „Richtige Abibälle gab es damals noch kaum. Wir waren sowieso ein bisschen anders und schräger.“ Mit gemischten Gefühlen erinnert sich Jan Jahnke (Abi 1997) an die „prägenden Jahre“ der Schulzeit und seines Coming-of-Age.
Wiedersehen nach vielen Jahren
Ebenso wie das Küken unter den fünf Göttinger Gymnasien, dessen wechselvolle Geschichte von Protesten gegen Raumnot, Teilungs- und Verlegungspläne gezeichnet ist, sind auch die ersten Abi-Jahrgänge in die Jahre gekommen. Das machte das Wiedererkennen nicht immer einfach. „Mensch, wir haben uns 30 Jahre nicht mehr gesehen.“ „Ist das nicht schön, die ganzen Alten sind wieder da.“ Sätze wie diese waren bei der Alumni-Premiere häufig zu hören.
Dem nostalgiegetränkten Begegnungsabend waren Jubiläumsveranstaltungen vom Sportfest bis zum Festakt vorangegangen. Als erst dritte OHG-Leiterin freut sich Engels über das „sehr schöne Gemeinschaftserlebnis“. Am Montag geht es mit einem Ausflug weiter: Dann hat die Schule den Heidepark Soltau ganz für sich alleine.
Von Kuno Mahnkopf