Abitur: Meinungen von Göttinger Elternvertretern gehen auseinander

Sollten die Abiturprüfungen in diesem Jahr angesichts der Corona-Pandemie ausfallen? Darüber ist in Niedersachsen eine heftige Debatte entbrannt. Während der Schulleitungsverband und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordern, sämtliche Abschlussprüfungen zu streichen, weil keine sicheren und fairen Prüfungsbedingungen für Schüler und Lehrer möglich seien, halten Kultusministerium und Philologenverband dagegen: Das Abitur sei ein wichtiges Qualitätsmerkmal, man dürfe die Schüler nicht um diese Möglichkeit bringen. Es sei im Stadtelternrat noch nicht darüber diskutiert worden, weshalb er keine erschöpfende Auskunft geben könne, sagt Janek Freyjer, Vorsitzender des Stadtelternrates Göttingen, aber er persönlich erachte einen Verzicht auf sämtliche Abschlussprüfungen als sinnvoll – und auch wenn der Landeselternrat das anders sehe, gehe er davon aus, dass die Mehrheit seiner Ratskollegen in dieser Frage mit ihm auf einer Linie ist. „Realistisch gesehen wurde der Lehrplan nicht erfüllt, und warum sollten die Kinder dann schlechte Startbedingungen haben?“, fragt Freyjer. „Besser wäre doch, wenn sich die Abiturnote aus den Schulzeugnissen zusammensetzt. Separate Prüfungen würden alles nur unnötig komplizieren.“ Lesen Sie auch Ärztin und Corona-Leugnerin: Polizei durchsucht Praxis in Duderstadt Land stellt Schulbesuch für Grundschüler frei – Kritik von der Opposition Impfzentrum des Landkreises Göttingen: Warten auf den Impfstoff Dazu komme, dass Vertreter von Hochrisikogruppen unter den Schülern weniger oft anwesend gewesen seien und damit schlechtere Voraussetzungen hätten als ihre Klassenkameraden. „Dann die Ungleichheit über Abschlussprüfungen zu zementieren, halte ich für falsch“, so Freyjer. „Man sollte die Kirche im Dorf lassen und praktisch vorgehen“, findet der Vorsitzende des Stadtelternrates. Hier der Kommentar von Kathrin Lienig: Unkonventionelle Entscheidungen statt Hinhaltetaktik In dieser Hinsicht sei auch das Argument, dass ohne Prüfungen lediglich ein sogenannter Corona-Abschluss geschaffen werde, „nicht greifend“. Denn: „Die Lehrer kennen ihre Schüler und können auf der Basis von mündlichen Leistungen oder Referaten gut eine Beurteilung vornehmen. Das sind ja auch alles bewertbare Dinge.“ Lesen Sie auch: Corona-Abitur in Göttingen und Duderstadt – was sagen Lehrer und Schüler dazu? Holger Sparbier, Vorsitzender des Kreiselternrates, sieht das etwas anders: „Mein Eindruck ist, dass ein Großteil der Schüler und Eltern schon ganz gern die Abiturprüfungen haben würde und es nur ein kleiner Teil ist, der das nicht möchte.“ Er habe sich über das Thema zwar noch nicht mit seines Ratskollegen ausgetauscht, halte einen Verzicht auf die Prüfung aber für „schwierig, denn wir brauchen für bestimmte Bereiche bestimmte Abschlüsse. Es würde es für die Schüler nicht einfacher machen, wenn sie auf die Uni gehen wollen.“ Von Eduard Warda