Autobahn 7: Wieder sind Hunderte Auto- und Lkw-Fahrer zu schnell

Fahrverbote, Bußgeld, Punkte in Flensburg: Hunderte Lastwagen- und Autofahrer sind der Göttinger Polizei in dieser Woche auf der Autobahn 7 ins Netz gegangen. Die Beamten nahmen sich vor allem den Abschnitt zwischen Göttingen und Kassel vor, auf dem es zuletzt zwei tödliche Unfälle gegeben hatte – und kündigen bereits weitere Kontrollen an. Es blitzte am Donnerstag am Autobahndreieck Drammetal. Das lag allerdings nicht am schlechten Wetter, sondern an der Göttinger Autobahnpolizei. Diese setzte ihre groß angelegten Kontrollen auf der A7 zwischen Göttingen und Kassel fort, mit denen sie am Montag begonnen hatte. Vor allem Autofahrer zu schnell: Diesmal nahmen die Beamten den Verkehr auf der Südfahrbahn kurz hinter der Abfahrt auf die A38 ins Visier. An dieser Stelle gilt Tempo 120, für Lkw-Fahrer Tempo 80. Weil die Brummifahrer auf ebener Strecke ohnehin kaum schneller als 80 Kilometer pro Stunde fahren können, traf es an diesem Tag vor allem die Autofahrer. 185 Geschwindigkeitsverstöße registrierte die Polizei in rund sieben Stunden, wie Matthias Rink, Leiter der Göttinger Autobahnpolizei, berichtete. Den negativen Rekord stellte ein Autofahrer auf, der mit 173 Kilometern pro Stunde gemessen wurde. Dieser und drei weitere Raser müssen mit einem Fahrverbot rechnen. „Das ist schon ordentlich“, sagte Michael Kellner von der Autobahnpolizei, der die Geschwindigkeitsüberwachung mit weiteren Kollegen beaufsichtigte. „Wir wollen den Finger in die Wunde legen“: Wobei es ihnen nicht darum gehe, so viele Bußgelder wie möglich einzutreiben, sondern Aufmerksamkeit zu erregen und die Verkehrsteilnehmer zu Nachdenken über ihren Fahrstil anzuregen. Denn, so Kellner: „Jeder Tag ohne Unfall ist ein gewonnener Tag.“ Das unterstreicht auch Rink: „Wir wollen den Finger in die Wunde legen. Es ist daher wichtig, dass wir als Polizei wahrgenommen werden.“ Parallel zu der Geschwindigkeitsüberwachung kontrollierte die Polizei mit einer Streife vornehmlich Lastwagenfahrer. Dabei gehe es vordergründig um das Thema Ablenkung, erklärte Rink, denn die jüngsten Lkw-Unfälle auf der A7 seien vornehmlich darauf zurückzuführen. Während der Fahrt Fußnägel geschnitten: Immer wieder komme es vor, dass gerade Brummifahrer zu wenig auf den Verkehr achteten und sich stattdessen mit ihrem Handy oder Laptop beschäftigten, sagte Rink. Selbst Lkw-Fahrer, die sich während der Fahrt die Fußnägel schnitten, seien schon auffällig geworden. Einen derartigen Fall registrierten die Beamten am Donnerstag zwar nicht. Dennoch kamen auch an diesem Tag mindestens zehn Fälle zusammen, in denen Lkw-Fahrer entweder durch ihr Handy abgelenkt waren oder zum Beispiel ihren Gurt nicht angelegt hatten. 149 Lastwagenfahrer zu schnell – an einem Tag: Bereits am Montag hatte eine Kontrolle erschreckende Ergebnisse geliefert: 538 Geschwindigkeitsverstöße hatten die Beamten zum Wochenstart an der Landesgrenze kurz hinter Lutterberg in gut sechs Stunden registriert. Davon entfielen gleich 73 auf Lastwagen. Am Mittwoch fiel das Ergebnis bei einer Kontrolle kurz vor dem Parkplatz Hackelberg bei Hedemünden nicht viel besser aus: 276 Verkehrsteilnehmer waren auf dem Abschnitt, auf dem Tempo 100 für Autofahrer und Tempo 60 für Lkw-Fahrer gilt, zu schnell. Besonders besorgniserregend: Diesmal entfielen gleich 149 dieser Verstöße auf Lastwagenfahrer, zwölf von ihnen müssen gar mit einem Fahrverbot rechnen. Drei Brummifahrer waren zudem nicht nur zu schnell, sondern überholten auch noch trotz Verbots. Der Schnellste brachte es dabei auf 96 Kilometer pro Stunde. „Das ist schon erheblich“, sagte Rink. Kontrollen der Polizei werden fortgesetzt: „Das zeigt aber auch, dass die Kontrollen mehr als erforderlich sind“, betonte der Chef der Autobahnpolizei. Zwar seien die registrierten Verstöße insbesondere von Lkw-Fahrern im Laufe der Woche zurückgegangen, was eventuell auf eine Verhaltensänderung hindeuten könnte. Dennoch werde die Polizei ihre Kontrollen auch in den nächsten Tagen und Wochen fortsetzen. So lange zumindest, bis die Baustelle in Kassel, die als Auslöser langer Staus und damit auch vieler Auffahrunfälle gilt, noch besser beschildert sei, erklärte Rink. Die zuständige Verkehrsbehörde Hessen Mobil arbeite jedenfalls daran, das Warnsystem in diesem Bereich zu optimieren. „Wenn das umgesetzt ist, werden wir die Situation neu bewerten“, so Rink. Bis dahin kann es zwischen Göttingen und Kassel also noch häufiger blitzen. Den Autor erreichen Sie per E-Mail an a.fuhrmann@goettinger-tageblatt.de; Twitter: @elba79. Lesen Sie auch: Nach Unfallserie auf der A7: Polizeikontrollen liefern erschreckendes Ergebnis Nach Lkw-Unfall auf A7: 6500 Liter Öl verschmutzen Bach in Dramfeld „Angst um mein Leben“: Pendler schildern ihre Erlebnisse auf A7 Von Andreas Fuhrmann

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