B117-Virusmutation in Göttingen: So viele Menschen haben sich angesteckt

Die Corona-Virusvariante B1.1.7 ist auch in Göttingen angekommen. Neun Mitarbeiter der Göttinger Entsorgungsbetriebe (GEB) haben sich damit infiziert. Jetzt liegen auch die Testergebnisse der Kontaktpersonen vor. Die gute Nachricht: Bislang sind keine schweren Krankheitsverläufe bekannt. „Insgesamt haben wir 10 Corona-Fälle bei den GEB, neun davon mit der mutierten Virusvariante B1.1.7”, erklärt Göttingens Sozialdezernentin Petra Broistedt. Darüber hinaus gebe es zwei weitere Ausbruchsgeschehen in Göttingen, nämlich in zwei Seniorenheimen. „Wir sind noch lange nicht über den Berg”, sagt Broistedt. Nachverfolgung von bis zu 30 Infektionen leistbar: Die neue Virusmutation, die sich von England aus verbreitet, gilt als deutlich ansteckender als das bislang verbreitete Sars-Cov2-Virus. In Niedersachsen steht bereits ein Stufenplan zur Lockerung der Corona-Lockdown-Maßnahmen zur Diskussion. Dreh- und Angelpunkt der Kontrolle über das Virus ist – so lange nicht genügend Impfstoff zur Verfügung steht – die Nachverfolgung der Infektionsketten. Das sei aber nur gut leistbar, wenn nicht mehr als 30 Infizierte pro Tag gemeldet werden, so Broistedt. Wie der Leiter des Gesundheitsamtes für Stadt und Landkreis Göttingen, Dr. Eckart Mayr, erklärt, so könne man die Nachverfolgung in etwa bei einem Index unter 50 gewährleisten. „Das hängt natürlich davon ab, wie viele Kontakte ein Infizierter hatte. Sind es nur zwei oder drei, schaffen wir das“, so der Mediziner. Derzeit sind aber etliche Kontaktketten deutlich länger, da sich die Menschen im Job infizieren, und dort auf bis zu über 100 Kontakte kommen. „Derzeit verzeichnen wir vor allem Infektionen im beruflichen Umfeld, allerdings kommen auch wieder vermehrt Fälle in Schulen und Kitas hinzu”, sagt Mayr. Im Umfeld der GEB-Mitarbeiter, die sich mit der Variante angesteckt haben, sind die Testungen bereits abgeschlossen. Die Ergebnisse lagen am Donnerstagnachmittag vor. „Wir haben insgesamt 20 B117-Positive aus Stadt- und Landkreis. Einige von ihnen lassen sich auf Infektionen durch GEB-Mitarbeiter, beispielsweise im familiären Umfeld, zurückführen, dazu kommen sechs aus anderen Landkreisen“, so Mayr. Und: „Wir gehen davon aus, dass wir alle haben.“ Lesen Sie auch Göttinger Corona-Forscherin Priesemann: So gelingt der Weg aus dem Lockdown Corona in Göttingen und Südniedersachsen: Der Überblick für Donnerstag, 4. Februar Göttinger Politiker: Warum ist Niedersachsen Schlusslicht bei Corona-Impfungen? Göttingen: Fünf GEB-Beschäftigte bei Schnelltests positiv auf Coronavirus getestet „Alle anderen Mitarbeiter der GEB werden derzeit vor dem Dienstbeginn per Schnelltest getestet“, erklärt Broistedt. „Und die Ausfälle der Mitarbeiter fangen die Kollegen mit großem Engagement auf, das ist nicht leicht“, sagt die Dezernentin. Durch die schnelle Intervention des Gesundheitsamtes konnte offenbar eine weitere Ausbreitung der britischen Corona-Mutante zunächst verhindert werden. Allerdings werden nur die wenigsten regulären Corona-Tests dahingehend analysiert, um welche Variante es sich handelt. Dass die Mutation bei den GEB gefunden wurde, ist eher einem Zufall zu verdanken. In der vergangenen Woche hatte das Bundesgesundheitsministerium einige Proben in Laboren sequenzieren lassen. Darunter auch die der GEB. Das Ergebnis hat das Gesundheitsamt alarmiert. Zwei Wochen Quarantäne und Test: „Das Prozedere im Anschluss an das Ergebnis ist aber nahezu das gleiche wie sonst”, erklärt Mayr. Unterschiedlich sei aber die Quarantänedauer: nämlich auf jeden Fall zwei Wochen. Dann werde erneut getestet und nur bei negativem Befund die Quarantäne aufgehoben. Außerhalb des GEB-Geschehens sei bislang kein weiteres Auftreten der B1.1.7-Variante bekannt. Wo das Virus herkam, sei ebenfalls unbekannt, zwei Spuren führten aber nach Thüringen und Hessen. Vor dem Hintergrund der Virusmutation betrachten Broistedt und Mayr mögliche Lockerungen derzeit mit Skepsis. „Wenn wir jetzt lockern, werden die Zahlen wieder steigen”, sagt Mayr. Wenn wir bei einem Index von 25 stehen, dann ist ist das denkbar”, sagt Broistedt. Von Britta Bielefeld