BUND Göttingen kritisiert Bebauungskonzept für Gothaer Areal

Die Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) hat die Stadt Göttingen kritisiert: Sie versage im Hinblick auf die geplante Neubebauung des sogenannten Gothaer Areals, auf dem momentan ehemalige Gebäude der Gothaer Versicherung abgerissen werden sowohl beim Klimaschutz als auch bei Mobilitätskonzept und Grünplanung. Grundsätzlich begrüße die BUND-Kreisgruppe die Planung, die vorsieht, das auf dem 70000 Quadratmeter großen Areal 900 Wohnungen, darunter 560 Studentenappartements, entstehen – sie sehe in einer Neugestaltung großes Potenzial für die ökologische Stadtentwicklung. Leider werde bei der Planung aber die Chance verpasst, „Wohnungsbau mit zukunftsweisenden ökologischen Erfordernissen zu verbinden“, heißt es in einer Mitteilung. „Für das geplante Baugebiet muss unbedingt ein vorwiegend regeneratives Energieversorgungskonzept entwickelt werden, das den Anschluss an das Fernwärmenetz oder die Installation eines Blockheizkraftwerks festschreibt,“ fordert Ralph Mederake vom Arbeitskreis Verbandsbeteiligung des BUND Göttingen. „Zusätzlich sollte die Festschreibung Fotovoltaik- und Solarthermieanlagen auf allen Gebäuden beinhalten.“ Die Stadt Göttingen müsse bei einem Neubauprojekt dieser Größenordnung unbedingt dem vom Rat der Stadt Göttingen verabschiedeten Masterplan 100% Klimaschutz folgen. Forderung nach mehr Tiefgaragenstellplätzen. Statt oberirdischer Stellplätze für Pkw fordert die BUND-Kreisgruppe, die vorgesehenen Tiefgaragen zu vergrößern und Zufahrten nur von bereits bestehenden Straßen zuzulassen. „Auf dem Gelände selbst müssen Fußgänger und Radfahrer absoluten Vorrang haben sowie eine gute Erreichbarkeit des ÖPNV gesichert werden,“ sagt Mederake. Außerdem werden feste Parkplätze für Carsharing-Anbieter sowie genügend Fahrradabstellanlagen mit Wetterschutz gefordert. Das Grünkonzept sei zu überarbeiten: Unter anderem um eine Überhitzung zu vermeiden, Stäube zu binde und zusätzlichen Lebensraum zu schaffen, müssten für alle Gebäude Dach- und Fassadenbegrünungen vorgeschrieben werden. 1991 hatte die Gothaer ihren Sitz nach Köln verlegt und sich schrittweise aus Göttingen zurückgezogen. Seit Jahren gibt es Pläne, das zurückgelassene Areal als Wohngebiet zu entwickeln. Nun weichen die alten Bürogebäude einem Neubaugebiet: Bis voraussichtlich Ende 2021 will das Unternehmen „Base Camp Student“ auf dem 70 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen Geismar Landstraße und Wörthstraße sowie Breslauer Straße und Am Weißen Stein 900 Wohnungen erschließen. Entlang der Geismar Landstraße sind 560 Studentenappartements inklusive Gemeinschaftseinrichtungen geplant. Im inneren Bereich sowie an der Wörthstraße und Breslauer Straße sind neue Wohnhäuser geplant – für frei finanzierte und staatlich geförderte Wohnungen. In einem Vertrag mit der Stadt hat sich der Investor verpflichtet, 30 Prozent der Wohnungen später zu günstigeren Mieten anzubieten. Die Stadt Göttingen weist auf Tageblatt-Anfrage darauf hin, dass, wie im Bauleitplanverfahren üblich, eingegangene Stellungnahmen seitens der Verwaltung geprüft würden. „Ein Beschluss durch den Rat ist noch nicht erfolgt – die Kritik erfolgt daher verfrüht“, heißt es in der Stellungnahme der Stadt. Viele der aufgeführten Forderungen würden aber bereits in der Planung berücksichtigt. So sei eine Anbindung an das Fernwärmenetz der Stadtwerke möglich. Die „Vorhabenträgerinnen“ hätten bereits im städtebaulichen Vertrag ihr Einvernehmen erklärt, dass die Gebäude mit Fernwärme für Heizung und Warmwasser versorgt werden. „Einer Satzung über einen Anschluss- und Benutzungszwang bedarf es daher nicht.“ Zudem enthalte der Vertrag Anforderungen an die Energieeffizienz und sehe auch die Schaffung von technischen Voraussetzungen für Photovoltaikanlagen vor. Stadt: Bisheriges Straßensystem nicht ausreichend: Im Hinblick auf die verkehrliche Erschließung müssten Großfahrzeuge von der Feuerwehr oder der Müllabfuhr das Areal erreichen können, unterstreicht die Stadt. „Die Erschließung ausschließlich vom bisherigen Straßensystem aus ist hier nicht ausreichend.“ Flächen eigens für Fußgänger und Radfahrer seien eingeplant, der Anschluss ans ÖPNV-Netz sei sehr gut. „Eine vollständige Unterbringung von Stellplätzen in Tiefgaragen einzufordern, erscheint nicht angemessen“ heißt es weiter. Es bestehe aber die Möglichkeit, den Bedarf, der sich an der Stellplatzsatzung der Stadt orientiere, durch ein Mobilitätskonzept zu reduzieren. Fahrradstellanlagen seien erforderlich und berücksichtigt. Das Grünkonzept des Bebauungsplans, zu dem auch Dachbegrünungen zählten, wird von der Verwaltung als ausgewogen bezeichnet. Eine später zu erfolgende Freiflächenplanung sei aber nicht Gegenstand der Bauleitplanung. Mehr zum Thema: Mehr als 900 neue Wohnungen für Göttingen Das Hochhaus auf dem Gothaer-Areal ist abgerissen – so geht es jetzt weiter Das sind die Pläne für das Gothaer-Areal Von Eduard Warda

Nachhaltigkeit - BUND Göttingen kritisiert Bebauungskonzept für Gothaer Areal