Behelfsabfahrt an Raststätte Göttingen soll weichen

Rauf auf die Autobahn-Raststätte und runter auf die Landstraße. Was an der A 7 westlich von Göttingen möglich ist, ist eine Besonderheit. Über die Tank- und Rastanlage Göttingen Ost kann der Autofahrer auf die L 573 gelangen und dann wahlweise nach Mengershausen, Rosdorf oder Göttingen weiterfahren. Doch so, wie es ist, soll es nicht bleiben: Der gesamte Bereich soll großflächig neu gestaltet werden. Das gilt vor allem für die Ostseite der Raststätte Göttingen. Die Pläne dafür freilich sind keineswegs neu. Bereits vor 14 Jahren sind sie diskutiert worden; 2017 hätte der Bau beginnen sollen, begann er aber nicht. Noch läuft Planfeststellungsverfahren: In der Gemeindeverwaltung von Rosdorf hieß es im Jahr 2015, dass das im selben Jahr begonnene Verfahren für dieses Großprojekt zwei Jahre dauern werde. Es dauert indes noch heute an. „Wir sind noch immer im Planfeststellungsverfahren“, erklärt Hans-Joachim Welle von der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Geschäftsbereich Gandersheim. Er ist der Projektverantwortliche für den sechsstreifigen Ausbau der A 7. Es gebe noch ein, zwei kleinere Probleme zu lösen, damit der Beschluss zum Umbau herbeigeführt werden kann, sagt Welle. „Wie bei vielen anderen Bauprojekten auch, hängt vieles am Grunderwerb“, verweist der Projektleiter auf eine Reihe von Verhandlungen mit Grundstücksbesitzern. Nicht jeder wolle verkaufen, andere nicht für den angebotenen Preis, wieder andere wollen Ersatzland. Man habe aber gute Vorschläge gemacht - außerdem gebe der Bund die Höhe der Summen für den Aufkauf von Flächen vor. Da könne nicht munter darüber hinaus geboten werden. Welle zeigt sich optimistisch, dass diese „letzten Probleme“ schnell aus dem Weg geräumt werden können. Geht es nach ihm, würde der Startschuss so schnell wie möglich, sprich: noch in diesem Jahr fallen. Suche nach Munition aus Kriegszeit: Allerdings müsse der Baugrund zuvor erkundet werden. Es bestehe der Verdacht, dass sich Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg im Erdreich befinden könnten, etwa nicht detonierte Fliegerbomben. „Da haben wir Erkenntnisse“, sagt Welle. Diese Untersuchung würde ein gutes Jahr Zeit in Anspruch nehmen. Wenn ab jetzt aber alles gut läuft, könnte Mitte 2022 Baubeginn sein – vielleicht schon im Frühjahr 2022. Das Interesse der Politik sei es jedenfalls, das Projekt so schnell wie möglich umzusetzen. Die Baumaßnahme sei zweifelsohne ein großer Eingriff in die Infrastruktur vor Ort. „Es zieht sich alles hin, das ist mir klar. Bei einem Vorhaben wie diesem ist das aber ein normaler Prozess“, wägt Welle ab. Die Investitionskosten für Ost und West schätzt er nach heutigem Stand auf rund 30 Millionen Euro. „Warum so viel Geld ausgeben?“: Darf nun davon ausgegangen werden, dass sich Rosdorfs Gemeindebürgermeister Sören Steinberg (SPD) freut, dass die Einheitsgemeinde eine eigene, professionelle Autobahnanbindung bekommt? „Mit der Behelfsabfahrt, wie sie jetzt besteht, wären wir auch zufrieden“, sagt Steinberg. Als das Thema Vollausbau zur Debatte stand, war er selbst noch nicht im Amt, weiß aber, dass der Gemeinderat den Status quo gerne behalten hätte. „Es funktioniert. Warum so viel Geld ausgeben“, stellt Steinberg eine Frage in den Raum. Der Bund habe die Wahl gelassen: die Behelfsausfahrt dichtmachen oder Vollausbau. Für den Bürgermeister eine Entscheidung, die am grünen Tisch gefallen sein muss. Aber mit dem jetzt geplanten Ausbau sollen eine ganze Reihe von Parkplätzen für Lastwagen geschaffen werden. Das ist bei dem offensichtlichen Mangel an Lkw-Parkflächen entlang deutscher Autobahnen doch ein nachvollziehbares Argument – oder? „Die hätte man auch so schaffen können“, meint Steinberg. Der Anschlussstellenverkehr gefährdet laut einer Stellungnahme des Bundes die Fußgänger im Bereich der Raststätte. Diese Zu- und Abfahrten sollen daher aus Gründen der Verkehrssicherheit geschlossen und durch eine reguläre Anschlussstelle ersetzt werden. Zudem wolle die Bundesregierung das Defizit der Lkw-Parkkapazitäten an deutschen Autobahnen beseitigen und damit die Verkehrssicherheit erhöhen. Der Ausbau der TuR-Anlage Göttingen ist Bestandteil dieses Konzeptes. Vorrangig beim Um- und Ausbau der Anlage sei daher die Erweiterung der Lkw-Parkstandsflächen. Gegenstand der Baumaßnahme sind ferner die teilweise Verlegung von Pkw-Parkflächen sowie die Herstellung von Busparkplätzen. Eine Erweiterung des Lkw-Parkstandsangebotes ist wegen der angrenzenden Bebauung auf der Westseite nicht möglich. Hierfür ist der Neubau eines Parkplatzes mit WC-Anlage unter dem Namen „Wasserbreite“ in der Holtenser Kurve nördlich von Göttingen bei Kilometer 262 geplant. Dort sind 156 Lkw-, 12 Bus- und 75 Pkw-Parkplätze sowie eine Schwerlastspur vorgesehen. Lesen Sie auch: Wegen Parkplatznot: Lkw-Fahrer finden kreative Lösungen Rosdorf diskutiert Straßentausch Mehr Bauanfragen als Grundstücke: Neues Wohngebiet in Rosdorf Von Ulrich Meinhard

Autobahnanbindung - Behelfsabfahrt an Raststätte Göttingen soll weichen