Bei Noah als Jungennamen liegen Göttinger Eltern im Bundestrend

Wie soll das Kind heißen? Persönliche Vorlieben bestimmen die Namenswahl, nicht selten aber auch der Zeitgeist. Hanna und Noah waren bundesweit im Jahr 2019 die am häufigsten gewählten Vornamen bei Mädchen und Jungen, in Niedersachsen waren es Hanna und Ben. Göttingen und die Region liegen da nur bedingt im Trend. Das Göttinger Standesamt hat die Geburten aller Kliniken, Geburtshäuser sowie die Hausgeburten der Stadt erfasst. Bei den Mädchen führte 2019 Ida die Statistik an (21 Kinder), dicht gefolgt von Lina und Mila auf Platz zwei, die von den Eltern jeweils 20 Mal ausgewählt wurden. Mit Noah als Rufnamen haben 22 Eltern absolut dem Bundestrend entsprechend entschieden, sie müssen sich in Göttingen aber den Spitzenplatz mit Theo teilen. Nur knapp dahinter folgen bei den Jungen die Namen Emil (21) und Elias (20). Mia und Paul liegen in Herzberg vorn: Das Krankenhaus Herzberg, das ebenfalls eine Geburtsstation besitzt, registrierte im vergangenen Jahr insgesamt 540 Geburten. Mia (7), Emma (6) sowie Ida und Mathilda (jeweils 5) führen beim Standesamt Herzberg das Ranking der favorisierten Mädchennamen an. Paul (7) und Tom (6) liegen dort auf den ersten beiden Plätzen, Anton, Elias und Leon (jeweils 5) teilen sich Rang drei. Während sich der überwiegende Teil der Eltern auf einen Vornamen beschränkt, wählten dort immerhin 63 Eltern für ihre Mädchen einen Zweitnamen, bei den Jungen waren es sogar 67. Marie und Alexander wurden jeweils sechs Mal und damit am häufigsten ausgesucht. Elf Mädchen erhielten einen dritten Vornamen, Jungen waren es in Herzberg lediglich zwei. Jeweils ein Kind jedes Geschlechts besitzt seit seiner Geburt sogar einen vierten Vornamen. Wenn er Kevin heißt, dann ist das Alter dieses Mannes problemlos einzuordnen: geboren zu Beginn der 1990er Jahre. 1991 hat es Kevin einmal an die Spitze der deutschen Vornamen bei Neugeborenen geschafft. Wen wundert’s: Aus einem alten keltischen Namen wurde ein beliebter Vorname und ein Synonym für ein verwahrlostes Kind. Wäre das auch geschehen, wenn es Anfang der 1990er die beiden Filme über den kleinen mutigen Kevin, der allein zu Hause bleiben musste, nicht gegeben hätte? Jedes Jahrzehnt hat seine beliebtesten Namen. Das sind die jeweils drei beliebtesten Mädchen- und Jungennamen der vergangenen zehn Dekaden in Deutschland: 1920er Jahre (1920 bis 1929): Ursula, Ilse, Hildegard – Hans, Günter, Karl. 1930er Jahre (1930-1939): Helga, Ursula, Ingrid – Hans, Günter, Horst. 1940er Jahre (1940-1949): Karin, Renate, Monika – Hans, Peter, Klaus. 1950er Jahre (1950-1959): Angelika, Monika, Sabine – Michael, Peter, Hans. 1960er Jahre (1960-1969): Sabine, Susanne, Andrea – Thomas, Michael, Andreas. 1970er Jahre (1970-1979): Nicole, Stefanie, Sandra – Christian, Michael, Stefan. 1980er Jahre (1980-1989): Julia, Stefanie, Anna – Christian, Sebastian, Jan. 1990er Jahre (1990-1999): Anna, Julia, Sarah – Jan, Lukas, Philipp. 2000er Jahre (2000-2009): Anna, Hanna, Lea – Lukas, Leon, Tim. 2010er Jahre (2010-2019): Mia, Emma, Hanna – Ben, Leon, Paul. Frei nach Astrid Lindgren gewählt: Gerade unter diesen Namen befinden sich außergewöhnliche oder selten gewählte. In Herzberg sind das bei den Mädchen beispielsweise alte Namen wie Aloisia oder Rosemarie, aber auch solche mit Ursprung in einer anderen Sprache – wie Sky oder der aus dem Astrid-Lindgren-Roman „Ferien auf Saltkrokan“ entlehnte Name Skrollan. Zwischen Amadeus und Zaen befinden sich bei den Jungen auch viele alte, deutsche Namen wie Alwin, Heinrich oder Willi. Auch in Göttingen kommen außergewöhnliche Namen häufiger vor. Im Jahr 2019 gab es bei den Mädchen als außergewöhnlichen ersten Vornamen zum Beispiel die Namen Amilia-Medea, Excellent, Ilvalie und Paris. Bei den Mädchen gab es als außergewöhnlichen zweiten Vornamen außerdem Filimon, Huguette, Magalie und Noppajira. Bei den Jungen wurden als außergewöhnlicher erster Vorname die Namen Apostolos, Diamant, Monte-Grigor und Signwonders vergeben, hier gab es als ungewöhnlichen zweiten Vornamen etwa Dongmany, Ehichoya, Elischa, Lion und Meadow. Trend geht zu deutschen Vornamen: „Wenn man sich die vorderen dreißig Plätze bei den in Göttingen vergebenen Namen anschaut, dann geht der Trend eher zu deutschen Vornamen als zu internationalen Namen“, berichtet Dominik Kimyon, Pressesprecher der Stadt Göttingen. Auf den vorderen Plätzen liegen zudem mit Ida, Lina, Frieda und Helena bei den Mädchen, sowie Theo, Anton, Johann und Karl bei den Jungen eher ältere deutsche Vornamen. Deutschlandweit wurden im vergangenen Jahr Namen wie Seestern, Regenbogen, Voice oder Ewert abgelehnt. Beim Standesamt in Göttingen gab es dagegen keinen Vornamen, der nicht akzeptiert wurde. „Wir konnten den Namenswünchen aller Eltern entsprechen“, sagt Kimyon. Frühzeitige Beratung verhindert spätere Enttäuschung: Grund dafür sei auch, dass sich einige Eltern, die für ihre Kinder einen außergewöhnlichen Vornamen wählen möchten, bereits während der Schwangerschaft informieren, ob dieser so vergeben werden darf. Oft müsse auch geklärt werden, ob es sich um einen Namen handelt, der einem Geschlecht eindeutig zuzuordnen ist oder ob die Eltern einen weiteren, das Geschlecht klarstellenden Namen hinzufügen müssen. „Durch diese frühzeitige Beratung haben wir wenig bis gar keine Fälle, in denen Eltern nicht den Wunschnamen für ihr Kind bekommen können“, sagt Kimyon. Von Kathrin Lienig

Namenswahl bei Neugeborenen - Bei Noah als Jungennamen liegen Göttinger Eltern im Bundestrend