Berufsschulen im Landkreis Göttingen stehen vor vielen Herausforderungen

Sieben Freunde sollt ihr sein. So kann, salopp gesagt, das von der Politik im Landkreis Göttingen erwünschte und vorgegebene Miteinander der Berufsschulen beschrieben werden. Sieben Berufsschulen (BBS) gibt es: Drei in Göttingen, zwei in Osterode, eine in Hann. Münden, eine in Duderstadt. Prinzipiell stehen sie in Konkurrenz, etwa um Schüler, um Bildungsangebote, um Investitionsmittel. Ein im Mai 2014 von Vertretern aller Berufsschulen unterzeichnetes Zukunftskonzept sollte jedoch eine symbiotische Gemeinschaft der Sieben auf den Weg bringen. Sie sollen sich ergänzen. Wie sieht fast sechs Jahre später die praktische Umsetzung dieser Willenerklärung aus? Dazu fragte das Tageblatt alle Sieben an. Für das Septett antwortete, in Abstimmung mit den Schulleitungen der anderen Bildungsstätten, Rainer Wiemann, Leiter der BBS I Göttingen und Sprecher des Arbeitskreises der Schulleitungen der berufsbildenden Schulen im Landkreis Göttingen. Spielt das Zukunftskonzept in der alltäglichen Arbeit tatsächlich eine Rolle oder ist es nur gut gemeint? Das im Mai 2014 vereinbarte Zukunftskonzept spielt eine große Rolle für die tägliche Arbeit der Berufsbildenden Schulen. In den letzten sechs Jahren hat sich auf der Basis dieses Konzepts eine intensive Zusammenarbeit der Berufsbildenden Schulen im Landkreis Göttingen entwickelt, die in vielen Bereichen deutlich über den ursprünglich vereinbarten Rahmen hinausgeht. Kooperativ abgestimmte Vorgehensweisen gibt es zum Beispiel in den Bereichen Bildungsgangplanung, Personal- und Qualitätsmanagement sowie bei der Weiterentwicklung von IT-Infrastruktur und IT-Prozessen, Datenschutz und Schulverwaltungsprozessen. Ist das Konzept in der Zwischenzeit überarbeitet worden beziehungsweise ist das vorgesehen? Eine formale Weiterentwicklung ist nicht erfolgt, wird aber angestrebt. Gespräche über einen möglichen Rahmen für diese Weiterentwicklung werden derzeit geführt. Gibt es regelmäßige oder auch unregelmäßige Treffen der Schulleiter, um sich auszutauschen? Die Schulleitungen treffen sich etwa alle sechs Wochen, soweit aufgrund aktueller Abstimmungserfordernisse notwendig auch öfter. Darüber hinaus gibt es weitere Arbeitskreise zu verschiedenen Themen, in denen Vertreter und Vertreterinnen aller Berufsbildenden Schulen im Landkreis Göttingen zusammenarbeiten. Was sind derzeit die größte Herausforderungen für die Schulen? Die Berufsbildenden Schulen stehen vor zahlreichen Herausforderungen, die es gemeinsam zu bewältigen gilt. Neben der Gestaltung von Anpassungsprozessen aufgrund veränderter Schülerströme im Zusammenhang mit dem demografischen Wandel, der Veränderung regionaler Schulstrukturen und dem Trend zu akademischen Ausbildungsformen gehören dazu insbesondere die Weiterentwicklung von Ausbildungs- und Unterrichtskonzepten, insbesondere im Hinblick auf den digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. Außerdem der Ausbau elektronischer Lernplattformen, die Planung und Durchführung von Investitionen in den Ausbau schulischer Infrastruktur, zum Beispiel im Rahmen der Umsetzung des Digitalpakts Schule und des Masterplans Digitalisierung. Weiterhin die schulische Adaption des gesellschaftlichen Wandels - Stichworte sind Generation Y, Gender Mainstreaming, Diversity. Und dann die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit mit Partnern der beruflichen Bildung zur Sicherung der regionalen Fachkräfteversorgung, die Konzeptionierung und Umsetzung von E-Government in der Schulverwaltung, die Weiterentwicklung der Inklusion an den BBS sowie zahlreiche weitere Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit, etwa die Stärkung von politischer Bildung und Demokratiebildung sowie der Internationalisierung. Fühlen Sie sich von der Politik im fusionierten Landkreis unterstützt - oder könnte es mehr Zuwendung sein? Die Berufsbildenden Schulen wurden in ihrer Entwicklung in den letzten sechs Jahren vom Landkreis deutlich spürbar unterstützt. Auch seitens der Niedersächsischen Landesschulbehörde und des Niedersächsischen Kultusministeriums wurde die Zusammenarbeit der BBS im Landkreis Göttingen immer wieder positiv hervorgehoben. Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft auf diese Unterstützung bauen können oder auch, dass diese Unterstützung noch umfangreicher ausfallen könnte. Grundsätzlich gilt natürlich immer: Unterstützung kann nie groß genug sein. Von Ulrich Meinhard

E-Government/ Digitalpakt/ Inklusion... - Berufsschulen im Landkreis Göttingen stehen vor vielen Herausforderungen