Beteiligung am Bundeswettbewerb: Göttingen möchte zur Smart City werden

Die Stadt Göttingen beabsichtigt, sich an der dritten Runde des Wettbewerbs „SmartCities made in Germany“ zu beteiligen. Das Bundesministerium für Inneres, Bauen und Heimat hat zum dritten Mal dazu ausgerufen, bei einer erfolgreichen Teilnahme ist eine Fördersumme in Millionenhöhe möglich. Einen entsprechenden Beschluss möchte der Rat der Stadt in seiner nächsten Sitzung erteilen. Die Digitalisierung prägt mehr und mehr das Leben und die Struktur von Städten und Gemeinden. Deshalb hat sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt, „Modellprojekte Smart Cities“ zu fördern, in denen beispielhaft für deutsche Kommunen strategische und integrierte Smart-City-Ansätze entwickelt und erprobt werden sollen. Insgesamt sollen über einen Zeitraum von zehn Jahren in vier Runden rund 50 Modellprojekte mit etwa 820 Millionen Euro gefördert werden. Kommunen erhalten für die förderfähigen Kosten Zuschüsse in Höhe von 65 Prozent oder bis zu 90 Prozent im Falle einer kommunalen Haushaltsnotlage. Es geht um 17,5 Millionen Euro: Für Göttingen würde dies konkret bedeuten: Die Stadt erhält Zuschüsse in Höhe von bis zu 17,5 Millionen Euro für das Göttinger Gesamtprojekt. Die Fördermodalitäten erfordern die sofortige Beantragung der gesamten Fördersumme, ohne bereits die konkreten Umsetzungsmaßnahmen zu kennen. Das Projekt sieht eine Strategiephase (Phase A) mit einem Gesamtvolumen von etwa 2,15 Millionen Euro sowie eine Umsetzungsphase (Phase B) mit circa 15 Millionen Euro vor. In der Phase A ist vorgesehen, mit der Umsetzung erster Projekte zu beginnen. Insofern seien für das Jahr 2021 bereits investive Mittel vorgesehen, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung. Lesen Sie auch Göttinger Digitalisierungsrat begleitet Digitalisierung Sartorius Quartier: In Göttingen entsteht eine kleine Stadt in der Stadt Studie: Deutschlands Städte sind nicht besonders „smart“ Doch um welche Projekte handelt es sich? Der aktuelle Wettbewerbsaufruf stellt die Frage in den Fokus, wie Städte mit den Herausforderungen und Folgen der Corona-Pandemie umgehen werden. Deshalb sei es notwendig, bei einigen der einzureichenden Projektideen diesen Corona-Folgen-Bezug aufzuzeigen, so die Verwaltung. Innenstadt im Wandel und Augmented Reality: Der Antrag beinhaltet dementsprechend den Punkt „Innenstadt im Wandel“, da der Wandel zum E-Commerce, also dem Einkauf über das Internet, durch die Pandemie stark beschleunigt werde. Drohendem Leerstand müsse begegnet werden. „Die Aufhebung der Trennung von Wohnen und Arbeiten, das vermehrte Wohnen in der Innenstadt sowie die Entwicklung von der Konsum- zur Erlebnisinnenstadt können Ziele der Stadtentwicklung sein, die mit Smart City erreicht werden können“, so die Vorlage. Einbeck, Hannover, Oldenburg und Göttingen wollen bei ihren Beteiligungen am Wettbewerb „Smart City made in Germany“ zusammenarbeiten. Schnell hätten die Städte erkannt, dass sie – unabhängig von dem Wettbewerb – das Thema „Wandel der Innenstadt“, das durch die Corona-Pandemie einen zunehmenden Handlungs- und Steuerungsbedarf erhalte, gemeinsam haben, heißt es in der Beschlussvorlage zur Stadtratssitzung. Deshalb hätten sich diese vier Städte, eine jeweils erfolgreiche Teilnahme an dem Wettbewerb vorausgesetzt, darauf verständigt, sich mit Blick auf ihre jeweiligen stadtentwicklerischen Herausforderungen und der damit einhergehenden Projektideen eng abzustimmen und die jeweiligen Projekt- und Arbeitsergebnisse offen und kostenfrei auszutauschen. Gleichzeitig sollen die Ergebnisse der vier Städte durch den Niedersächsischen Städtetag allen weiteren Kommunen zur Adaptierung angeboten werden. Die kooperierenden Städte beabsichtigen, hierzu eine Absichtserklärung zu schließen, der der Niedersächsische Städtetag beitritt. Auch Augmented Reality (AR), also eine virtuelle Unterstützung der Sinne, findet sich in der Göttinger Bewerbung: Mithilfe von AR sollen Göttinger Stadtgeschichte sowie insbesondere das Leben berühmter Persönlichkeiten und Nobelpreisträger sowie ihr Wirken in und ihr Bezug zu Göttingen erlebbar gemacht werden. Psychische Belastungen abfedern: Im Hinblick auf die zunehmenden psychischen Belastungen, die durch die Corona-Pandemie verstärkt würden, soll zudem eine Plattform zur psychischen Gesundheit angeboten werden. Durch niederschwellige digitale Angebote soll Menschen, die bei sich leichte bis mittelschwere depressive Erkrankungen vermuten, die Möglichkeit zur fachlich angeleiteten Selbstdiagnose gegeben und sie gleichzeitig in die Lage versetzt werden, erste Maßnahmen einer Art Auto-Therapie durchzuführen. „Eine Einbeziehung aller in Göttingen vorhandenen psychisch-sozialen Hilfsangebote sowie der Göttinger Hausärzte ist dabei unerlässlich“, heißt es in der Beschlussvorlage weiter. Ebenfalls auf der Agenda stehen Projekte einer smarten, bei Dunkelheit beleuchteten Laufstrecke, zum Verkehrs- und Parkraummanagement und weitere digitale Angebote zu Wissenschaft, Kultur und Bildung. Die Ratssitzung beginnt am Freitag, 12. März, um 16 Uhr in der Sparkassen-Arena, Schützenplatz 1. Von Tobias Christ