Bildungsvereinigung Arbeit und Leben in Göttingen bietet seit 20 Jahren Bildungsurlaube auf Helgoland an

Urlaub klingt immer gut. Und wenn sich Urlaub noch mit einer gehörigen Portion Wissen verbinden lässt, dann scheint die Kombination geradezu ideal zu sein. Bildungsurlaub heißt der Schlüssel dazu, möglichst in ansprechender Umgebung. Im Fall von der Insel Helgoland trifft dies sicherlich zu. Aus diesem Grund ist es auch nicht verwunderlich, dass die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen Süd in Göttingen auf 20 Jahre Bildungsarbeit auf der Hochseeinsel zurückblicken kann. Im Oktober gibt es das 40. Seminar unter dem Titel „Umweltschutz konkret“. Seitdem haben fast 500 Teilnehmer dieses Angebot wahrgenommen. Die Teilnehmer hätten dabei nicht nur die Schönheit und Reichtümer der Nordsee kennengelernt, sondern auch insbesondere die Nutzung und Bedrohung dieses Lebensraumes durch den Menschen, wie Dozent Jörg-Thomas Baumgarten erläuterte. Wechselvolle Inselhistorie: Darüber hinaus kann im Februar 2020 eine weitere Veranstaltung auf der Insel gebucht werden. „Geschichte erleben auf Helgoland“ lautet dann das Motto. Im Mittelpunkt steht dabei die bewegte, wechselvolle politische Inselhistorie. Durch ihre strategisch günstige Lage sei sie schon lange zum Spielball wechselnder Machthaber geworden, erklärte Baumgarten. Petra Köster ist die Regionalleiterin der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen Süd in Göttingen. Die Einrichtung feiert in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag. Köster selber ist allerdings noch nie bei einem Seminar auf Helgoland dabei gewesen. „Leider nicht“, sagt sie und lacht dabei. Dabei packt sie des Öfteren das Heimweh, wenn sie in der Broschüre über die Seminare blättert beziehungsweise Angebote zusammenstellt. „Es sind wirklich tolle Sachen dabei“, erzählt sie. Bildungsurlaub klingt nach Urlaub, entspricht aber durchaus einem Arbeitstag, wie die Diplom-Pädagogin mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung unmissverständlich klar stellt. „Morgens um 9 Uhr ist Unterrichtsbeginn, denn dann sind die Teilnehmer noch am aufnahmefähigsten. Wir versuchen einen guten Mix zu finden“, sagt Köster. Wer allerdings denkt, dass sich in diesen fünf Tagen die Bräune hervorragend auffrischen lässt, der liegt nicht ganz richtig. Es sei denn, man bräunt extrem schnell. Nur 20 Prozent der Seminar-Inhalte dürfen nämlich im Freien stattfinden. Individuelle Anpassung: Viele erweisen sich als „Wiederholungstäter“. Nach einer gewissen Zeit gibt es für die Themen immer eine individuelle Anpassung, sodass es immer spannend bleibt. „Beispielsweise Öko-Seminare laufen gut. Wenn wir neue Kurse anbieten, die müssen sich immer erst einspielen“, erklärt Köster. Die Kosten für die Seminare müssen von den Teilnehmern selbst getragen werden. Das ökologische Thema hätte sie damals gereizt, erzählt Claudia Hepe. Die in der Gemeinde Gleichen Lebende hat schon mehrfach am Seminar auf Helgoland teilgenommen. Über das Bildungsangebot auf Helgoland „habe ich einmal gehört.“ Und da sie sich ohnehin für ökologische Themen interessiert, hat sie das Angebot wahrgenommen. „Es ist sehr informativ. Man erfährt sehr viel über den Lebensraum Nordsee, die Meeres-Ökologie und auch den Lebensraum Wattenmeer“, erinnert sie sich. Viele Parallelen würden zum eigenen Verhalten gezogen. „Man bekommt auch Anregungen, dass eigene Handeln zu überdenken. Es wird in positivem Sinne radikal gehandhabt, denn es wird einem dabei kein schlechtes Gewissen gemacht, sondern man bekommt nur die Informationen. Was man dann letztlich damit macht, bleibt jedem selbst überlassen“, erzählt Hepe, die von den Lehrgangsinhalten sehr angetan war. Die Idee, die hinter dem Thema Bildungsurlaub steckt, ist einfach erklärt. „Man soll an einem anderen Ort einmal die Muße haben, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, indem man durchatmet, sich ausschließlich dem Thema widmet“, sagt Köster. Auch an den Abenden sitzen die Teilnehmer häufig zusammen. „Dies ist auch ausdrücklich gewünscht. Wie nennen das immer das Seminar nach dem Seminar. Diese Treffen sind meistens unheimlich produktiv“, erklärt sie. Oftmals nehmen auch Paare an den Bildungsurlauben teil. „Prinzipiell sind die Angebote immer offen für alle“, meint Köster. Eine Einschränkung gibt es allerdings. „Es gibt Frauen spezifische Themen, die dann auch nur für Frauen angeboten werden.“ Ein Seminar trägt beispielsweise den Namen „Typisch Frau und Technik“. Für Petra Köster ist eines klar, egal wie sich die Gruppen zusammensetzen: „Alles steht und fällt mit einer netten Truppe.“ Diese Erfahrung hat sie als Dozentin schon gemacht. Jeder Arbeitnehmer hat einen Rechtsanspruch auf Bildungsanspruch nach dem Niedersächsischen Bildungsgesetz (NBilDUG). Die Voraussetzung ist, dass sich der Arbeitsplatz in Niedersachsen befindet. Eine Bildungsveranstaltung soll in der Regel an fünf, mindestens jedoch an drei aufeinanderfolgenden Tagen stattfinden. „In Niedersachsen ist es sogar so, dass der Anspruch nicht verfällt, sondern man im nächsten Jahr dann sogar zehn Tage Bildungsurlaub in Anspruch nehmen könnte, allerdings nicht am Stück, sondern in zwei Blöcken. Die Inhalte sind dabei völlig egal. Sie müssen nicht betrieblich relevant sein“, berichtete Petra Köster von der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben in Göttingen. Der einzige Grund für einen Arbeitgeber, einen Bildungsurlaub abzulehnen, seien betriebliche Gründe. Prinzipiell sind die Angebote für jeden offen. Im vergangenen Jahr sind in der Außenstelle Göttingen 537 Personen registriert worden, die einen Bildungsurlaub in Anspruch nahmen. Davon waren 328 Männer und 209 Frauen. Von Vicki Schwarze

Arbeit und Leben Göttingen - Darum lohnt sich der Bildungsurlaub auf Helgoland