Corona-Hilfe: Landkreis Göttingen fördert Künstler und Solo-Selbstständige

Gleich zwei Corona-Hilfspakete für Kulturschaffende hat der Landkreis Götttingen geschnürt, der Kreistag jetzt grünes Licht dafür gegeben. Diskussionen gab es über Förderhöhe, Gegenfinanzierung und das Windhundverfahren für das begrenzte Budget. Im Rahmen des Dorfbudgets wird ein Fördertopf mit 80 000 Euro gefüllt. Möglich sind einmalige Zuwendungen, die pro Antrag auf 2000 Euro begrenzt sind. Profitieren sollen davon Solo-Selbstständige, aber auch gemeinnützige Organisationen, die keine Corona-Soforthilfe des Landes erhalten haben. Die Palette reicht von freischaffenden Künstlern über Fotografen bis zu Yoga-Lehrern, von Musik- bis zu Naturschutzvereinen. Ein von ihrem ursprünglichen Antrag abweichender Änderungsantrag der Mehrheitsgruppe SPD/Grüne/Freie Wähler, die Höchstförderung für Solo-Selbstständige auf 4000 Euro anzuheben, fand keine Mehrheit im Kreistag. Harm Adam (CDU) merkte an, dass der Fördertopf dann schon bei 20 Anträgen ausgeschöpft sei. „Populistischer Antrag ohne Substanz“: Ebenfalls abgelehnt wurde der Antrag der P2+-Fraktion, dass die Kreistagsabgeordneten auf Fahrtkosten und Aufwandsentschädigungen für den April verzichten sollten, um den Hilfsfonds aufzustocken. Nach Angaben Hans-Georg Schwedhelms wären dadurch 120 000 Euro statt 80 000 Euro möglich. Schwedhelm gab zu bedenken, dass es im Kreis etwa 5000 Solo-Selbstständige gebe. Adam sprach von einem populistischen Antrag ohne Substanz. Spenden sollten nicht vorgeschrieben werden, sondern freiwillig erfolgen. Reinhard Dierkes (SPD) kritisierte den Antrag als „hypermoralisches Profilieren“ ohne Rechtswirkung und „unkollegiale Selbstdarstellung“. Viele Abgeordnete hätten selbstbestimmt nicht unerheblich gespendet, sagte Dierkes und verwies auf Kreistagsarbeit auch ohne körperliche Präsenz während des Lockdowns. Joachim Bons (Linke) äußerte Probleme mit dem Windhundverfahren, zu dem sowohl Harm als auch Wolfgang Meyer (SPD) keine Alternative sehen. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, sagte Meyer. Es handele sich um eine freiwillige Leistung, die unbürokratisch abfließen solle. Da die freiwilligen Leistungen des Landkreises wegen des Zukunftsvertrages auf 1,5 Prozent der Gesamtaufwendungen gedeckelt sind und der Höchstbetrag im Haushaltsplan bereits ausgeschöpft ist, muss noch nach Lösungen zur Gegenfinanzierung des Hilfsbudgets gesucht werden. Höheres Budget für virtuelle Bühne: Auf Antrag der CDU-Fraktion wird ein weiterer projektbezogener Corona-Hilfstopf für die virtuelle Bühne Kunstschaffender mit einem Volumen von 50 000 Euro eingerichtet. Daraus sollen Künstler mit Wohnsitz im Landkreis, die auf der Internetplattform KiSN (Kunst in Südniedersachsen) ein Video veröffentlicht haben oder das bis Ende Oktober noch tun, jeweils 1000 Euro erhalten. Auch hier gilt das Windhundverfahren. Bislang waren 25 000 Euro vorgesehen, von den bereits die Hälfte abgerufen wurde. Von einem berechtigten Antrag und einem verbindenden Signal sprach Thomas Carl Stiller (FDP): „Auch kleine Summen helfen, und es geht hier nicht um Jammerkultur.“ Auch die Mehrheitsgruppe unterstützte den Antrag zur Wertschätzung der kulturellen Vielfalt im Landkreis, da Kunstschaffende besonders hart von der Corona-Krise getroffen wurden. „Vom Klatschen auf dem Balkon kann keiner Miete zahlen“, sagte Christa Bauer-Schmidt (SPD). Die beiden Fördertöpfe würden nicht kollidieren, es gebe keine Überförderung, sondern eine konkrete Projektförderung mit Videobeiträgen auf einer Plattform analog zum Projekt des Vereins Kunst in der Stadt Göttingen: „Davon haben nicht nur die Künstler etwas, sondern wir alle.“ Lesen Sie auch Zuschuss für notleidende Künstler im Landreis Göttingen Virtuelle Bühne für Kultur in Südniedersachsen Corona Hilfsaktion für Künstler in Not vom Verein Kunst in Göttingen Göttinger CDU-Politiker drängt auf Soforthilfe für Künstler Die Kulturförderung wird beim Landkreis Göttingen vom Fachdienst Sport und Kultur betreut. Der Antrag für die Förderung kann angefordert werden unter Telefon 0551/525-2509 oder E-Mail rupprecht@landkreisgoettingen.de. Unter diesen Kontaktdaten stehen die Beschäftigten des Fachdienstes Sport und Kultur auch für Fragen und Beratung zur Kulturförderung des Landkreises zur Verfügung. Von Kuno Mahnkopf