Corona-Impfzentrum Siekhöhe in Göttingen: Warten auf den Impfstoff

Das Impfzentrum der Stadt Göttingen harrt der Dinge, die da kommen. Seit einem Monat bereits ist das Zentrum an der Siekhöhe in Grone einsatzbereit – wie es damals von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gefordert wurde. Doch bis auf die Mitarbeiter der Impfteams von Stadt und Landkreis hat hier bisher niemand das Serum gegen das Coronavirus erhalten. Dabei könnten die Impfungen sofort beginnen, wie alle Beteiligten bei einer Pressekonferenz am Freitag versicherten – wenn der Impfstoff kommt. Denn dieser ist weiter knapp. Grund genug für Christian Schmetz (CDU), Erster Stadtrat, deutliche Worte an das Land Niedersachsen zu richten: „Wir müssen mit vielen Unklarheiten planen – und an uns scheitert das nicht.“ Die erste Lieferung mit 975 Impfdosen, aus denen nach einer Änderung der Dosierung 1170 gemacht werden konnten, sei aufgebraucht, so Schmetz. Die nächste sei erst für kommende Woche angekündigt – noch einmal 1170 Impfdosen plus die zweiten Dosen für bereits Geimpfte. Auch das sei lange nicht sicher gewesen, fügt der Stadtrat hinzu – und fordert Klarheit aus Hannover. Impfstoff ist weiterhin knapp: „Wie schnell wir weiteren Impfstoff bekommen, liegt nicht in unseren Händen“, beklagt auch Krisenstabsleiterin Broistedt. Und so bleibt auch unklar, wie lange die Impfkampagne im Landkreis Göttingen dauern könnte: Der Auftrag laute, bis Ende Juni arbeiten zu können, so Broistedt. Aber: „Wir bereiten uns schon jetzt darauf vor, dass es länger dauern wird.“ Lesen Sie auch: Corona-Impfung in Göttingen - live aus der Pressekonferenz am 15. Januar 2021 Göttinger Impfzentren sind einsatzbereit Göttingen: Dezernenten Broistedt und Schmetz zur Corona-Impfung Warten auf Corona-Impfstoff: Personal im Landkreis Göttingen steht bereit Landkreis Göttingen: Fachkräfte in Corona-Impfzentren gesucht Corona-Impftermin in Göttingen: So läuft die Vergabe in Niedersachsen ab Landkreis Northeim: Warten auf den Impfstoff Bombenentschärfung in Göttingen: Seniorenresidenz Posthof bereitet sich vor Vorbereitet ist jedenfalls alles, von der Anmeldung über Beratung, Impfung und Nachbeobachtung bis hin zum separaten Ausgang. Doch wie genau läuft ein Besuch im Impfzentrum dann ab? Nach dem Willen von Stephan Siebold, Ortsverbandsleiter der Johanniter in Göttingen, möglichst reibungslos: „Wir haben versucht, zu optimieren, was zu optimieren war. Jetzt warten wir gespannt darauf, dass wir loslegen können.“ Station 1: Die Ankunft: Jens Windwehe kennt im Impfzentrum Siekhöhe jeden Winkel. Dem Berufsfeuerwehrmann obliegt die Organisation des Zentrums. Beim Rundgang durch die weiten Hallen und langen Gänge des ehemaligen Schaper-Großmarktes erklärt er die Stationen, die jeder Besucher des Impfzentrums durchlaufen muss – beginnend mit dem Empfang durch Mitarbeiter mit Fiebermessgerät. Wer Fieber hat oder Krankheitssymptome zeigt, darf das Impfzentrum gar nicht erst betreten – ob mit oder ohne Termin, welche, so hofft Göttingens Sozialdezernentin und Corona-Krisenstab-Leiterin Petra Broistedt (SPD), ab Februar buchbar sein werden, online oder über die Impf-Hotline des Landes Niedersachsen. Station 2: Die Anmeldung: Direkt hinter dem Eingang ist ein getrennter Arbeitsbereich mit Computern aufgebaut – hier sollen Mitarbeiter des Impfzentrums die Besucher erfassen. Mitte Dezember, als das Impfzentrum offiziell in den Bereitschaftsmodus überging, fehlte hier noch die Technik. Jetzt aber könne man die EDV-Logistik für das Land übernehmen, so Windwehe. Zudem müssten sämtliche Daten über die Impfungen für zehn Jahre aufbewahren – nicht etwa digital, sondern in Aktenordnern. Station 3: Der Wartebereich: Der Wartebereich des Impfzentrums besteht aus Stühlen mit Abstand. Auf einem großen Fernseher sollen hier Filme gezeigt werden, die über den Ablauf der Impfungen informieren und vom Bund zur Verfügung gestellt werden. Station 4: Das Arztgespräch: Wer vom Wartebereich zum Vorabgespräch mit einem der betreuenden Ärzte aufgerufen wird, muss sich an Farben orientieren – jeder Besucher bekommt bei der Anmeldung die Farbe gelb, blau oder grün zugeordnet, die ihn dann durch das Gebäude führen soll. Die Sprechzimmer sind entsprechend farblich markiert. Zusätzlich würden Mitarbeiter Besuchern helfen, den Weg zu finden, verspricht Windwehe. Im Arztgespräch werden noch einmal Allergien und Unverträglichkeiten besprochen, ebenso Medikamenteneinnahmen, die sich auf die Impfung auswirken könnten. Station 5: Die Impfung: Farbig geht es weiter: Bunte Linien auf dem Boden weisen den Besuchern den Weg vom Sprech- zum Impfzimmer. Das Prinzip habe sich bei den Impfteams bewährt, sagt Windwehe. Die Impfung wird ebenfalls in separaten Räumen vorgenommen. Vorbereitet wird der Impfstoff wiederum in einem eigenen Raum. „Den haben wir aus dem Boden gestampft“, berichtet Windwehe von den Nachjustierungen am Konzept seit Mitte Dezember. Dieser Raum bleibt aber für die Besucher unsichtbar – ebenso wie ein Bereich, in dem Material für den Notfall lagert, wie Tragen und Defibrillatoren. Station 6: Die Nachbeobachtung: Anschließend geht es – erneut farbigen Linien folgend – für jeden Geimpften in einen „Ruheraum“. 15 Minuten muss jeder Besucher hier bleiben, um sicherzustellen, dass er auf die Impfung nicht anders reagiert als geplant. Mitarbeiter des Impfzentrums würden dabei auf die Geimpften aufpassen, so Windwehe. Station 7: Der Ausgang: Der letzte Weg im Impfzentrum führt durch einen separaten Ausgang. So sollen Begegnungen beim Besuch minimiert werden – schließlich braucht der Impfstoff nicht nur eine zweite Dosis nach drei Wochen, sondern auch seine Zeit, um im Körper zu wirken. Doch bis dieser Rundgang für Besucher überhaupt Realität wird, muss erst einmal der Impfstoff zur Verfügung stehen – bislang gehen alle Lieferungen in Niedersachsen in Seniorenheime sowie an medizinisches Personal. Im Februar, wenn die nächsten Lieferungen kommen, soll es dann auch endlich im Impfzentrum losgehen. Während die Impfzentren von Stadt und Landkreis Göttingen noch im Wesentlichen leer stehen und auf Impfstofflieferungen warten, gehen die Impfungen in den Altenheimen voran. 14 Stück gibt es in der Stadt Göttingen, fünf konnten mithilfe der ersten Impfstoff-Lieferung nach Angaben von Torsten Dunemann vom Deutschen Roten Kreuz Göttingen bereits fast durchgeimpft werden. Dunemann wertet den Beginn der Impfkampagne als Erfolg: „Die Impfbereitschaft bei Bewohnern und Mitarbeitern ist relativ hoch.“ Etwa 90 Prozent der Betroffenen hätten sich impfen lassen. Die nächste Impfstofflieferung erwartet die Stadt Göttingen für die kommende Woche. 1170 weitere Menschen sollen dann ihre erste Impfdosis erhalten können, ebenso wie alle bereits Geimpften ihre zweite Dosis. Dafür blieben die Impfteams im mobilen Einsatz, kündigt Dr. Iris Demmer, ärztliche Leiterin des Impfzentrums, an. Die Räumlichkeiten in den nächsten Altenheimen würden bereits vorbereitet, so Jens Windwehe, Koordinator im Impfzentrum. Bis Ende Februar, hofft er, könnten alle Altenheimbewohner in Göttingen durchgeimpft sein. Parallel sollen im Februar die ersten Impfungen in den Impfzentren verabreicht werden können. Von Tammo Kohlwes und Tobias Christ