Corona: Karneval in der Region Göttingen und Duderstadt weitgehend abgesagt

Die Corona-Pandemie verdirbt den Karnevalsvereinen in der Region den Spaß. Kein Wunder also, dass die meisten Vereine in der Region die bevorstehende Karnevalssession bereits abgeschrieben haben. Ballenhausen: „Wir wollen einen Weg finden, das Karnevalsgefühl am Leben zu erhalten“, äußert sich Oliver Günther als Mitglied des Vorstandes des Ballenhäuser Karneval Clubs. Doch auch in Ballenhausen seien bereits alle Karneval-Großveranstaltungen für die kommende Session abgesagt. „Als Karnevalist lebt man für die Auftritte vor Publikum, das treibt einen an“, fügt Günther hinzu. Deshalb überlege der Verein, kleinere Darbietungen virtuell zu übertragen oder aufzuzeichnen. Denn Günther bekennt: „Ohne Ziel ist es sehr schwierig zu motivieren.“ Wie sie als Verein mit der schwierigen Situation umgehen, soll beim Sommergrillen am 23. September besprochen werden. „Bei dem Anlass wollen wir mit unseren Aktiven und Helfern ins Gespräch kommen, welche Abhilfen es geben könnte“, ergänzt Günther. Das Sporthaus sei offen, sobald die Gruppen trainieren wollten. Gerade für die jungen Karnevalisten wäre es seiner Meinung nach wichtig, das Training nicht stillzulegen. „Die haben ja so viel Freude daran, egal, ob ein neues Stück studiert wird oder neue Kostüme anprobiert werden.“ Allgemein sei auch ihm bewusst, dass die meisten Vereine sehr vorsichtig bei der Veranstaltungsplanung seien. „Wenn sogar größere Vereine sagen, diese Saison fällt komplett aus, ist es da natürlich schwierig, als kleinerer Verein gegenzusteuern. Nichtsdestotrotz wollen wir passende Lösungen für unsere Mitglieder finden“, sagt Günther und blickt hoffnungsvoll in die Zukunft. Bernshausen: „Wir haben einfach überhaupt keine Planungssicherheit, und zu schwammig sind die Vorgaben für Veranstaltungen auch“, bedauert Bastian Borchard, Vorsitzender der Bernshäuser Karnevalsgesellschaft „Drei Rosen“. Für den Verein war schon länger klar, dass es in der kommenden Saison keine Karnevalsfeierlichkeiten geben würde. „Trainieren werden wir auch nicht, das macht so ohne Ziel ja auch keinen Spaß“, führt Borchard weiter aus. „Auch ein Karneval mit 50 Leuten oder online wäre für uns keine Alternative, da müssen wir jetzt einfach warten.“ Die Bernshäuser seien mitnichten die einzigen, die dieses Jahr ihre Füße stillhalten müssten. Bilshausen: Der Bilshäuser Carneval Club (BCC) hat alle karnevalistischen Veranstaltungen der Session 2020/21 abgesagt, teilt der BCC mit. „Auch wir sehen uns in der Verantwortung, unseren Beitrag zur Vermeidung der Ausbreitung des Virus zu leisten“, heißt es in der Mitteilung. „Wir können uns einfach nicht vorstellen, unter den gegebenen Umständen und mit Abstand ausgelassen zu feiern, und die Gesundheit aller Akteure und Gäste liegt uns zu sehr am Herzen.“ Betroffen seien der Eröffnungsball am 11. November, die Büttenabende im Februar sowie der Rosenmontag, sagt BCC-Geschäftsführerin Verena Wüstefeld. „Möglicherweise werden wir für Rosenmontag eine kleine interne Veranstaltung planen. Aber auch das ist offen. Wir warten die Entwicklung ab.“ Desingerode: „Da uns die Corona-Pandemie noch immer voll im Griff hat, sind die Auflagen für Veranstaltungen sowie die Einhaltung der Hygienevorschriften im Karneval schwer vorstellbar“, teilt der Desingeröder Carnevalsclub mit. Daher habe der Vorstand in Absprache mit den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung beschlossen, die Karnevalssession 2020/21 abzusagen. „Eine genaue Planung und Durchführung der Veranstaltungen, so wie wir sie kennen und gefeiert haben, ist leider nicht möglich“, heißt es in der Mitteilung des DCC. „Genauso ist auf unser aller Wohl und auf die Gesundheit unserer Mitmenschen zu achten“. Umso mehr freue sich der Vorstand, die 40. Karnevalssession 2021/2022 zu feiern. Gieboldehausen: Lutze-Präsident Florian Gödecke bestätigt die bisherige Haltung des Vereins. „Es wird keinen Lutze-Ball geben. Vielleicht machen wir vereinsintern etwas, aber nichts für die Öffentlichkeit.“ Göttingen: Die Vereine Szültenbürger und Rheintreue Göttingen organisieren Karnevalsveranstaltungen zusammen, sagt Gundula Koch, Vorsitzende des Vereins Rheintreue. „Wir haben gemeinsam entschieden, auf den Karnevalsauftakt im November zu verzichten.“ Ob etwas und was im Februar passiere, „haben wir noch nicht entschieden“, so die 54-Jährige, „wir wollen lange abwarten“. Unklar sei auch, „ob wir am Rosenmontag ins Rathaus dürfen“. Hilkerode: „Gesundheit und Mensch gehen bei uns vor“, teilt Antonia Wollersen als Pressesprecherin des Hilkeröder Carnevals Club mit. Anfang September sei auch bei ihnen die Entscheidung gefallen, dass sie es nicht riskieren wollten, dass Hilkerode zum Corona-Hotspot wird. Somit falle die kommende Karneval-Saison in Hilkerode vorerst komplett flach. Die drei Garde-Truppen würden jedoch weiterhin trainieren, um nicht zurückzufallen. Außerdem sei die Gemeinschaft genauso wichtig, wie die Garde-Tricks, so Wollersen. „Ein ganzes Jahr ist dann doch sehr lang. Wir wollen virtuell Abhilfe schaffen, müssen uns aber noch informieren, welche Möglichkeiten es hier gibt“, sagt Wollersen mit Blick auf das kommende Jahr. Immingerode: Sascha Schwetschenau, kommissarischer Vorsitzender des TSV Deutsche Eiche Immingerode, sagt, dass der Karneval nicht im November, sondern im Februar/März gefeiert werden soll. Seit Anfang März habe es weder die JHV noch eine Vorstandssitzung gegeben: „Wir hoffen, uns nach den Herbstferien treffen und entscheiden zu können, wie es weitergeht. Stand jetzt wird Karneval bei uns ausfallen.“ Krebeck: Feiern oder Absagen? Wie es die Karnevals Gesellschaft Krebeck (KGK) mit der Session 2020/2021 hält, sollten die Mitglieder während der Generalversammlung am Sonnabend, 19. September, im Bürgerhaus diskutieren und am Ende beschließen. Am Ende stand fest: „Krebeck kann und will den Karneval nicht so einfach absagen“, berichtet David Otto vom Vorstand. „Weihnachten sagt man ja auch nicht einfach ab“, argumentiert die KGK. Deshalb wollen Vorstand und Mitglieder jetzt überlegen, „wie wir den Menschen ein bisschen Fröhlichkeit und Heiterkeit in diesen schweren Corona-Zeiten bieten können“. Es werde ziemlich sicher keine Präsenzveranstaltung geben, so Otto. Wie die Krebecker „das Karnevalsgefühl dennoch rüberbringen“, dafür würden jetzt Ideen gesammelt. In diesem Jahr musste der Verein die Feier des 60-jährigen Bestehens bereits absagen. Alternativ wurden in den sozialen Netzwerken, in denen der Verein präsent ist, ein paar Videos hochgeladen. Mingerode: „Liebe Freunde des Mingeröder-Carnevals-Vereins! Auch wir haben schweren Herzens beschlossen, aufgrund der Pandemie die Session 2020/2021 ausfallen zu lassen. Wir denken, dass alle dafür Verständnis haben. Wir freuen uns darauf, wenn wir alle wieder gemeinsam feiern können! Bleibt gesund!“ – Das hat vor wenigen Tagen der Mingeröder Carnevals Verein (MCV) auf seiner Facebook-Seite gepostet. Im August hatte der MCV-Vorsitzende Axel Kaldeich gegenüber dem Tageblatt schon bezweifelt, dass es in der bevorstehenden Session Veranstaltungen in Mingerode geben würde. Weil es auf dem Saal in Mingerode eher eng zugehe, hatte er einen Büttenabend für „extrem schwierig“ gehalten. Die Abstandsregeln wären wohl nicht einzuhalten. Die Absage der Karnevalsveranstaltungen sei bitter. „Welcher Karnevalist lässt schon gerne eine ganze Session ausfallen?“, fragte der MCV-Vorsitzende im August: „Aber wir wollen nicht schuld sein, wenn sich hier ein Hotspot bildet“ wie zu Beginn der Pandemie in Nordrhein-Westfalen. „Wir hoffen einfach, dass es irgendwann besser wird.“ Rollshausen: „Karneval auf Abstand geht nicht“, sagt Carsten Papke, Sitzungspräsident des Rollshäuser Carneval Vereins (RCV). Wir haben bereits Anfang September unsere Absage veröffentlicht, damit sich alle Aktiven darauf einstellen können, dass es keinen Karneval in der Session 2020/2021 geben wird. Mitgliedern sei jedoch freigestellt, trotzdem das Training wieder aufzunehmen. Der RCV habe jedoch keine eigenen Räume: „Wir sind auf die Mehrzweckhalle Rollshausen angewiesen, da müssen wir uns dann an die Gemeindevorschriften halten und sehen ob ganze Gruppen dort trainieren können“, führt Papke weiter aus. Die Entscheidung sei ihnen so wie vielen anderen der Interessensgemeinschaft Eichsfelder Karnevalsvereine angehörenden Vereinen nicht leicht gefallen. „Man spürt diese Fürsorgepflicht. Wenn bei uns passieren würde, was dieses Jahr in Heinzberg passiert ist, könnten wir uns das nicht verzeihen“, begründet Papke die Entscheidung seines Vereins. Die Rollshäuser wollen somit die kommende Session ausfallen lassen und sich bereits auf 2022 freuen. Virtuelle Alternativen werde es nicht geben. Rüdershausen: Normalerweise startet der Rüdershäuser Carnevals Club etwa eine Woche nach dem 11. 11. mit einem Büttenabend in die Session. „Der Büttenabend mit 350 Gästen plus Mitwirkenden fällt aus“, sagt der Vorsitzende Joachim Otto. Die „drei tollen Tage“ im Februar „hängen noch in der Schwebe“, so der 58-Jährige, „man weiß nicht, wie sich alles entwickelt.“ Ob es den Faschingsball am Sonnabend, den Kinderfasching am Sonntag und den Rosenmontagsumzug mit anschließendem „gemütlichen Beisammensein“ geben werde, bleibe zunächst offen. „Der Vorstand hat noch nichts entschieden. Wir werden uns noch zusammensetzen und alles besprechen.“ Seeburg: Der Seeburger Carnevalsverein (SCV) wird auf eigene Veranstaltungen in der Session 2020/21 verzichten. „Wir haben uns im Vorstand in den vergangenen Wochen intern beraten“, erklärt Schriftführerin Ann-Christin Heine. Danach seien die Vorstandsmitglieder zu der Entscheidung gekommen, den Karneval für die kommende Saison abzusagen. Aufgrund der Hygienevorschriften sei es dem Verein nicht möglich, die Veranstaltungen so vergnüglich auszurichten, wie in den vergangenen Jahren. „Wir können und wollen das Risiko anlässlich der Corona-Pandemie nicht verantworten“, so Heine weiter. Zwar sei es bis zum Karneval noch eine ganze Weile hin, vor allem weil der SCV außer dem traditionellen Heringsausgraben am 11. 11. erst im Februar richtig in das närrische Geschehen eingreife. „Doch bevor die Leute sich zusammensetzen und alles einstudieren und wir am Ende doch nicht feiern dürfen“, sei die frühzeitige Absage die einzig richtige Konsequenz. „Eventuell organisieren wir am Karnevalswochenende für unsere Mitglieder zum Ausgleich ein Boßelturnier“, sagt Heine. Seulingen: In Seulingen veranstalten die Faschingsfrauen, eine Gruppe der Katholischen Frauengruppe, traditionell am fetten Donnerstag und am Rosenmontag einen Nachmittag und zwei Abende mit Sketchen und Liedern. „Wir treffen uns immer im November zu ersten Gesprächen, um diese Stücke vorzubereiten“, sagt Helga Regenhardt, Moderatorin der Veranstaltungen. „Wir werden im November beraten, wie es 2021 weitergeht.“ Wollbrandshausen: Die Mitglieder des Fastnachtsvereins Wollbrandshausen werden während ihrer Jahreshauptversammlung am 7. November „endgültig entscheiden, wie es im Februar aussehen könnte“, sagt der Vorsitzende Heiko Schwedhelm. „Wir sind Mitglied in der Interessengemeinschaft Eichsfelder Carnevalsvereine und werden, wenn alle absagen, Solidarität zeigen“, so Schwedhelm. Und: „Wenn man es realistisch sieht, ist es unrealistisch zu glauben, dass wir im Februar wie üblich Karneval feiern können.“ Üblich sei traditionell am Sonnabend vor Rosenmontag der Büttenabend mit 300 Gästen und am Montag eine Veranstaltung für Kinder und am Abend ein großer Maskenball. Wollershausen: „Unser Karnevalsverein legt bis aufs Weiteres die Feiern auf Eis“, teilte der Vorstand des Karneval-Clubs Wollershausen (KCW) mit. „Nach Abwägung aller Argumente in Anbetracht der momentanen Regeln und aller unserer Möglichkeiten ist eine Karnevalsfeier nicht möglich und zu verantworten“, heißt es in der Mitteilung des Vorstandes. Einen Büttenabend zu planen und diesen durch Gruppen oder Einzelpersonen vorbereiten zu lassen, sei „in Hinsicht auf eine Absage unfair". Im Februar sei die Gesamtsituation noch gravierender durch eventuell gekaufte Kostüme und gebaute Wagen, „die dann auf einmal nicht benötigt werden“. Karneval unter Auflagen wie Mindestabstand und „etlichen Hygieneregeln, ohne ausgelassen zu tanzen, zu singen und zu schunkeln, keinen Thekenwalzer usw., ist einfach nicht Karneval“, teilte der Vorstand mit. „Auch möchten wir nicht, dass unser Verein als nächster Hotspot in der Corona-Krise in aller Munde ist. Wir würden es eventuell offen halten, bei einer extremen Besserung der Gesamtsituation im Sommer 2021 ein Event des KCW in Aussicht zu stellen und die ,Sause' dann einfach nachzuholen.“ Von Britta Eichner-Ramm, Stefanie Grolig, Stefan Kirchhoff und Rüdiger Franke