Corona-Krise an Göttingens Schulen: Was wird aus den Klassenfahrten?

Sie ist für viele Schüler der Höhepunkt des Schuljahres: die Klassenfahrt. Während einer Woche in den Bergen, am Meer oder in der Metropole lassen sich Abenteuer erleben, Freundschaften knüpfen und noch viel mehr. Doch wer sich in diesem Jahr auf einen Ausflug mit der Schulklasse gefreut hatte, wird enttäuscht: Das Land Niedersachsen hat wegen der Corona-Pandemie sämtliche Klassenfahrten und Schulausflüge für das aktuelle Schuljahr gestrichen. Was bedeutet das für Schüler, Lehrer und Eltern in Göttingen? Land Niedersachsen soll Stornokosten übernehmen: Über die Stornokosten für bereits gebuchte Schulreisen und -ausflüge herrschte in Niedersachsen wochenlang keine Klarheit. Doch mittlerweile hat Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) die Übernahme der Stornokosten durch das Land zugesagt. Die Abwicklung der Rückzahlungen wird einige Zeit beanspruchen, die meisten Schulleiterinnen und Schulleiter sind überzeugt, dass alles in trockene Tücher kommt. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Problemlos habe die Stornierung bei den Fahrten des Felix-Klein-Gymnasiums funktioniert. „Es sind eine Menge Klassenfahrten im Inland ausgefallen“, so Schulleiter Michael Brüggemann, „auch die Abschlussfahrten konnten nicht stattfinden“. Die Oberstufe habe Fahrten nach Prag und Venedig geplant. Für das kommende Jahr könne niemand etwas voraussehen: „Wir haben für jede Fahrt ein Sachkonto, auf das Eltern und Lehrer einzahlen“, erklärt er, „vielleicht lässt sich im nächsten Schuljahr damit verreisen“. Lille, Lyon, Rom – alles fällt aus: Georg Bartelt, Schulleiter am Hainberg-Gymnasium, bedauert vor allem den Ausfall der Sprachaustauschfahrten. „Lille, Lyon, Rom – dort wären unsere Schüler hingefahren“, sagt er. Im bilingualen Zug sollte eine Fahrt nach England den Sprachfluss steigern. Die Berlinfahrten sind ebenfalls gestrichen: „Was das für unsere Schüler heißen muss, jetzt auf so eine Fahrt zu verzichten – das ist wirklich traurig.“ An der Martin-Luther-King-Schule fallen in diesem Schuljahr zwei Klassenfahrten aus, die „glücklicherweise kostenfrei storniert werden konnten, da die Lehrkräfte ohnehin vorsorglich mit Reiserücktrittsversicherung buchen“, erzählt Schulleiter Sven Sandner. Für das kommende Schuljahr seien noch keine Fahrten gebucht worden. An der Neuen IGS sind für das kommende Schuljahr Abschlussfahrten nach Berlin und im September eine Klassenfahrt nach England geplant, während der die Schüler in Gastfamilien unterkommen sollten. Auch die Kennenlernfahrten der Fünftklässler könnten weiter geltenden Maßnahmen zum Opfer fallen. „Wir dürfen jetzt noch keine Fahrten für das kommende Schuljahr stornieren“, erklärt Schulleiter Lars Humrich. „Da warten wir auf weitere Maßgaben des Landes.“ Vermutlich auch nicht im kommenden Schuljahr: In der 6., 8. und 10. Klasse fahren Schüler der IGS Bovenden traditionell zusammen weg. Die achten Klassen wären im Juni dran gewesen, doch das musste ausfallen. „Wir kriegen die Fahrt vermutlich auch nicht im kommenden Schuljahr unter“, sagt Schulleiterin Renate Heyn bedauernd. Noch schlimmer sei es für die Lehrer der neunten Klasse, die zum ersten Mal nach Montpellier reisen wollten. „Klassenfahrten sind ein wichtiger Teil des Schullebens“, so Heyn, „zurzeit ist nichts, wie wir uns Schule vorstellen“. Nach Holland wären die Abschlussklasse an der Bonifatius II-Oberschule gefahren, die achten Klassen hätten sich auf die Reise nach Hildesheim, Cuxhaven und Wolfsburg gemacht. Die regionalen Reisen seien praktisch mit Bus und Bahn zu erreichen, sagt Konrektorin Heike Heinemann-Ludwig. Wie es in den kommenden Wochen und Monaten an den Schulen in Niedersachsen weitergeht, wird vom Niedersächsischen Kultusministerium vorgegeben. Nach mehreren Wochen ohne Präsenzunterricht muss der Schulbetrieb an den Schulen der Region erst langsam wieder hochgefahren werden. Dabei gelten viele Einschränkungen: Schulische Veranstaltungen, zum Beispiel Sportfeste, Theateraufführungen und Konzerte, aber auch Klassenfahrten und Austauschprogramme, müssen für den Rest des Schuljahres ausfallen. Wie es nach den Sommerferien weitergeht, ist noch offen. Seit einigen Wochen kehren die Schüler jahrgangsweise in die Schulen zurück. Die Klassenstufen, die 2020 ihren Abschluss machen sollen, machten am 27. April den Anfang. Seit dem 18. Mai ist fast die Hälfte der Schüler wieder im Unterricht vor Ort, wenn auch unter strengen Hygieneregeln und in kleineren Gruppen als üblich. Die Jahrgänge 3, 4, 9, 10,, 12 und 13 lernen wieder in den Schulen, die verbleibenden Jahrgänge sollen, so sieht es der Plan des Niedersächsischen Kultusministeriums vor, bald folgen. Sie erreichen die Autorin per Mail an l.lang@goettinger-tageblatt.de. 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