Corona: Nachbarn in Göttingen, Duderstadt und Adelebsen helfen Nachbarn in der Krise

Das öffentlich Leben ist eingeschränkt, viele Menschen bleiben zuhause – oder müssen zuhause bleiben. Für die Meisten ist das kein Problem, für manche schon. Aber es gibt viele hilfsbereite Menschen in Südniedersachsen. Unter anderem in Facebookgruppen aber auch über andere Social-Media-Kanäle wird Hilfe organisiert. Beispielsweise in der Gruppe “ Corona-Hilfe Göttingen und Umgebung ”. Dort bieten Göttinger an, für andere beispielsweise Einkäufe zu erledigen. Auch aus anderen Kommunen sind potenzielle Helfer vertreten. In einem Online-Dokument tragen Interessierte ihre Hilfsangebote und Kontaktdaten ein. „Diese Gruppe dient zur Vermittlung konkreter Hilfe für ältere oder kranke Menschen und Menschen in Quarantäne. Einkäufe, Kinderbetreuung, Hundegassi und Ähnliches”, schreibt Elisabeth Klemens. Sie hat die Gruppe gegründet, Haupt-Admin ist Sergei Bojew. Klemens hatte bereits die Gruppe „Flüchtlingshilfe Landkreis Göttingen“ mit ins Leben gerufen. „Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht”, sagt die Göttingerin. Und weiter: “Ich habe jetzt einfach die Notwendigkeit gesehen, rechtzeitig ein Netzwerk zur gegenseitigen Hilfe aufzubauen”. Am Sonntagmittag – weniger als 24 Stunden nach der Gründung – waren bereits mehr als 360 Mitglieder, mehrere Admins und Moderatoren und etwa zehn lokale Organisatoren für die verschiedenen Postleitzahlen am Start. „Es gibt jede Menge engagierte, sich junge, Leute. Die stemmen das super”, so Klemens. Hilfe in Adelebsen: Im Flecken Adelebsen hat Adelebsen der Hausarzt Thomas Carl Stiller ein ähnliches Projekt angeschoben. „Wir müssen auch darüber nachdenken, in Adelebsen Nachbarschaftshilfe zu organisieren für die vielen Menschen, die allein zu Hause leben und mit chronischen Erkrankungen Angst haben sich anzustecken und dadurch ihr Haus und ihre Wohnung nicht verlassen können”, schreibt er auf seiner Facebook-Seite. Gerade auf den Dörfern könne es kritisch werden, wenn es dort keine Einkaufsmöglichkeiten gibt. Ältere und Kranken dürfe man jetzt nicht vergessen. Für einen solchen Fall wie diesen gebe es die Chance, untereinander in Adelebsen die Hilfe zu organisieren. „Jeder schaut mal in seine Nachbarschaft, damit keiner vergessen wird”, schreibt er. Unter der Emailadresse Nachbarschaftshilfe-adelebsen@web.de werden Fragen beantwortet. Eine Liste soll auch in Stillers Praxis ausgelegt werden. Für den Flecken Adelebsen gibt es auch ein Online-Dokument. Hilfe in Duderstadt: In Duderstadt „Hausmeister Scholz” gepostet: „Wir möchten gerne den älteren Mitbürgern sowie den Risikopatienten helfen.” Die Firma bietet an, einkaufen zu gehen oder andere wichtige Wege zu erledige. Das Angebot sei kostenlos und ohne Verpflichtungen. “Wenn sie nicht zur Risikogruppe gehören und uns bei unserer Aktion unterstützen möchten, können sie sich gerne bei uns melden. Also rufen sie uns ganz einfach unter der Telefonnummer 055 27 / 74 88 079 an oder schreiben sie uns Ihre Einkaufsliste per Mail an service@hms-scholz.de, teilt das Team vom Hausmeisterservice Scholz mit. Lesen Sie auch: Die Corona-Lage in und um Göttingen im Liveticker Hilfe in Göttingen: Am Sonntagmittag hat sich die Gruppe „Solidarisch gegen Corona“ in dem Messengerdienst Telegram gegründet. Bis zum späten Nachmittag waren dort bereits knapp 240 beigetreten. „Jetzt ist Solidarität gefragt! Die Ausbreitung des Coronavirus stellt uns alle vor große Herausforderungen. Nicht jede*r ist gleich betroffen und nicht jede*r hat Familie und Freund*innen zur Unterstützung. Daher rufen wir, wie viele andere, dazu auf, sich in der Hausgemeinschaft und in der Nachbarschaft gegenseitig zu unterstützen! Die Gruppe soll der Koordination von dieser gegenseitigen Hilfe in Göttingen dienen“, heißt es dort. Die Unterstützung könne unterschiedlich aussehen: etwa einkaufen gehen, den Hund ausführen, auf die Kinder aufpassen, Gesprächspartner sein. Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) an der Göttinger Uni informiert über Telegram über die Corona-Pandemie und ihre Folgen. Auch er ruft dazu auf, Hilfe zu organisieren. Der AStA verweist auch auf die Internetseite „Solidarische Nachbarschaftshilfe“. Hier finden sich Hilfsgruppen und -angebote für das gesamte Bundesgebiet. Hilfe in Northeim: Im Landkreis Northeim hat Carin Wedekind die Gruppe „Corona Hilfe Landkreis Northeim“ gegründet, in der derzeit mehr als 170 Mitglieder vernetzt sind. Auch hier werden Fahrten, Besorgungen und Betreuung angeboten. Nachdem sie von einer ersten Infektion im Landkreis erfuhr, entschied Wedekind sich zur Organisation der Gruppe. Bisher verzeichnet sie einige Angebote aber noch keine Hilfegesuche: „Bei vielen weiß ich aber bereits, dass sie dankbar sind, im Notfall auf diese Gruppe zurückgreifen zu können.“ Nicht jeder habe Freunde oder Familie, die sich kümmern könnten oder Geld für einen Lebensmittel-Lieferservice. Hilfe in Lippolshausen: In Lippoldshausen arbeitet der Ortsrat derzeit an der Einrichtung eines Hilfe-Telefons, über das die Anwohner Informationen und Unterstützung erhalten. Dies verkündete Ortsbürgermeister Gerd Hujahn auf seiner Facebook-Seite. Die Mitglieder des Ortsrats würden die Koordination und die Telefondienste in Schichten übernehmen, um eine „24/7“-Erreichbarkeit zu gewährleisten. Ergänzend soll eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet werden. „Es ist notwendig, dass wir jetzt solidarisch zusammenstehen und uns gegenseitig unterstützen“, schreibt Hujahn. In der kommenden Woche sollen die Bürger durch einen Flyer im Briefkasten über das Angebot informiert werden. Kooperation im Werra-Meißner-Kreis: Im Werra-Meißner-Kreis kam es zu einer außergewöhnlichen Form der Kooperation. Die Jugendorganisationen der Parteien CDU, SPD, Grüne, Liberale und Linke gaben über ein öffentliches Anschreiben bekannt, dass sie an einem gemeinsamen Konzept für eine Nachbarschaftshilfe arbeiteten. Der Aufruf „Wir gegen Corona! Wir für unsere Mitbürger*innen!“ wurde auf Twitter vielfach geteilt, unter anderem Fernsehmoderator Jan Böhmermann. Quarantänehelden und nebenan.de agieren überregional: Überregional organisieren Portale wie quarantaenehelden.org oder nebenan.de Angebote und Gesuche. Hier können sich Freiwillige und Hilfesuchende mit ihrer Postleitzahl registrieren. Von Britta Bielefeld, Hannah Rudolph und Michael Brakemeier

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