Corona-Pandemie in Göttingen: Gemeinden raten von Ausflügen in den Schnee ab

Der Besucheransturm der vergangenen Wochenenden auf Winterausflugsziele in der Region hat vielerorts zu Chaos geführt. Tourismusverbände, Kreisverwaltungen und Samtgemeinden haben bereits verschärfte Sicherheitskonzepte ausgearbeitet, um Menschenansammlungen in Zeiten der Corona-Pandemie zu vermeiden. Der Göttinger Kehr sei zwar ein beliebtes Naherholungsziel, einen zu regulierenden Besucheransturm habe es aber bisher nicht gegeben, teilt Dominik Kimyon, Pressesprecher der Stadt Göttingen, mit. Das Gelände werde stichprobenartig vom Stadtordnungsdienst überprüft. Verstöße gegen Abstandregeln konnten bisher nicht festgestellt werden. „Eine Zufahrtsbeschränkung ist derzeit nicht vorgesehen“, sagt Kimyon. Sollten die Wetterbedingungen ein hohes Besucheraufkommen begünstigen, appelliere die Stadt aber an die Bürger, auf einen Besuch des Kehrs zu verzichten. Lesen Sie auch "Winter Wonderland" im Harz: Sorge vor neuem Besucherandrang Skigebiete erlauben keine Tagesausflüge: Diese Orte in Deutschland bleiben am Wochenende gesperrt Corona: Innnenminister Pistorius warnt vor Ausflügen in den Harz Holzminden erlässt Rodelverbot, um Tagestouristen abzuschrecken Nach Winterberg: Psychologen halten Ausflüge in Wintersportgebiete für "menschlich nachvollziehbar" - trotz coronabedingter Warnungen Sperrungen und Polizeikontrollen: Anders sieht es in den umliegenden Ausflugsgebieten aus: Der Werra-Meißner-Kreis hat für den Hohen Meißner ein Konzept entworfen, das auch am Wochenende greifen soll. Darauf einigten sich Kreisverwaltung, Polizei, Hessen Mobil, Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und die Bürgermeister der Städte Hessisch Lichtenau, Großalmerode, Bad Sooden-Allendorf und der Gemeinden Berkatal und Meißner. Das Konzept bestehe hauptsächlich aus verstärkten Polizeikontrollen und Sperrungen der Zufahrtsstrecken bei erschöpften Parkplatzkapazitäten, teilt Jörg Klinge vom Stab Verwaltungsleitung und Steuerung des Werra-Meißner-Kreises mit. Auch die Zufahrt über den Frau-Holle-Teich bleibe weiterhin gesperrt. „Zum Jahreswechsel war es sehr voll und die Parksituation unübersichtlich“, erklärt Klinge. Da zu erwarten sei, dass es am Wochenende erneut zu einem hohen Besuchsaufkommen kommen werde, sollen unübersichtliche Verkehrssituationen und die Versperrung von Rettungswegen durch Schließung von Zufahrtsstrecken verhindert werden. Zusätzliches Personal kümmere sich um die Parkplatzsituation auf dem Meißner-Plateau. Außerdem werde eine mobile Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) aufgebaut. „Die Maßnahmen, die sich am vergangenen Wochenende bewährt haben, konnten nur durch den Einsatz – auch von einer ganzen Reihe von ehrenamtlichen Helfern – umgesetzt werden. Hierfür danke ich allen Beteiligten ausdrücklich und bitte die Bürger eindringlich, sich an die Regelungen zu halten“, sagt Landrat Stefan Reuß. Verstöße würden konsequent geahndet werden – das Parken außerhalb offizieller Parkflächen führe zum direkten Abschleppen. Auch Hoher Hagen überlastet: Auch der Hohe Hagen in der Samtgemeinde Dransfeld verzeichnet derzeit hohe Besucherzahlen. Die Samtgemeinde fürchtet, dass sich diese durch die derzeitigen Reisebeschränkungen noch erhöhen könnten. Das hohe Verkehrsaufkommen und Parken abseits der gekennzeichneten Flächen machten das Durchkommen für Räum- und Rettungsdienste schwierig, so Matthias Eilers, Samtgemeindebürgermeister. Aus diesem Grund sollen die beiden Zufahrten zum Hohen Hagen gesperrt werden. Auswärtige Besucher könnten den Hohen Hagen aber ab dem Parkplatz Freibad in Dransfeld fußläufig erreichen. Große Polizeipräsenz im Harz: „Vergangenes Wochenende war es bei uns etwas ruhiger“, sagt Christin Wohlgemuth, Pressesprecherin des Harzer Tourismusverbandes. Dennoch plane die Polizei am kommenden Wochenende mit derselben Präsenz, nicht zuletzt um die Mitarbeiter des Ordnungsamts zu unterstützen. „Gemeinsam mit den Bürgermeistern der Region haben wir einen Appell an die Besucher formuliert, der funktioniert aber nur bis zu einem gewissen Maße. Wir sind auf die Unterstützung der Polizei angewiesen“, führt Wohlgemuth aus. In seinem Appell bittet der Harzer Tourismusverband, den Besuch im Harz genau abzuwägen und verantwortlich zu handeln. Kristenstabs-Leiterin Marlies Dornieden appelliert an Bürger, belebte Plätze und touristische Hotspots zu meiden. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Corona-Virus sei unverändert hoch, 138 Menschen im Kreisgebiet seien bisher an oder mit einer Corona-Infektionen verstorben. „Als Krisenstab kämpfen wir täglich gegen die Ausbreitung der Pandemie und ihre Folgen. Entscheidend ist aber, dass jede und jeder Verantwortung übernimmt“, so Dornieden. Das hieße jetzt vor allem, Kontakte zu beschränken. Mit Blick auf das bevorstehende Winterwochenende rufe sie dazu auf, auf Tagestouren zu beliebten touristischen Hotspots zu verzichten. „Der volle Parkplatz am Rodelhang oder der vielbegangene Weg zum Ausflugsziel sind im Moment mehr Infektionsrisiko als Wochenendvergnügen“, sagt sie. Die Vorgaben der Landesverordnung seien grundsätzlich ausreichend. Wenn sich alle an diese Verordnungen hielten, seien keine weiteren Beschränkungen erforderlich. Beliebt seien bei Touristen besonders die höheren Lagen, wie beispielsweise Torfhaus oder der Wurmberg, sagt Wohlgemuth. „Die Polizei verständigt sich auch untereinander und verteilt auch die Besucher, wenn die Parkplätze voll sind.“ Dennoch: „Wir sind ein Mittelgebirge und haben nicht unendlich viele Parkplätze zur Verfügung.“ Dazu käme die Tatsache, dass es oft wenige Zufahrtsstraßen gäbe, was die Situation verschärfe. Von Asja Wortmann und Yasmin Dreessen