Coronavirus: Göttinger Kinderärzte weisen Eltern auf neue Abläufe hin

Die niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte in Göttingen „bemühen sich sehr um einen möglichst reibungslosen Ablauf“, um die Kontakte in ihren Praxen möglichst zu minimieren. Deshalb hätten die Kinderärzte aus Göttingen, Bovenden und Rosdorf untereinander die Abläufe neu organisiert. Das soll nach Auskunft von Tanja Brunnert, Göttinger Kinderärztin und Sprecherin Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Niedersachsen, vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus schützen. „Wir haben uns daher seit dieser Woche entschlossen, jeden Tag ein bis zwei Fieberpraxen für die Patienten zu öffnen.“ Das bedeute konkret, dass diese im Verdachtsfall eine erste Untersuchung potenziell ansteckender Kinder vornehmen sollen. Dabei wechselten sich die Kinderarztpraxen in Göttingen, Bovenden und Rosdorf ab. Telefonisch Kontakt aufnehmen: Brunnert erklärt, was das für Eltern bedeutet. Eltern sollen zunächst „wie gewohnt ihren eigenen Kinder- und Jugendarzt kontaktieren“. Telefonisch sollen Eltern zunächst das vorliegende Problem und die Symptome schildern. Danach werde entschieden, in welcher Praxis der kleine Patient untersucht werde. „Es kann dann auch einmal sein, dass man nicht in seiner gewohnten Praxis behandelt wird“, sagt Brunnert. Die Terminvergabe erfolge ebenfalls telefonisch. Die eigene Kinderarztpraxis entscheide schon im ersten Telefonat, „ob eine Indikation für einen Abstrich vorliegt und organisiert diesen“, so Brunnert weiter. Ziel sei es dabei, möglichst wenig Kontakte zu haben und die normale Versorgung „in gesichertem, gesunden Umfeld“ zu ermöglichen. „Wir wollen die Ängste der Eltern ernst nehmen“, betont die Medizinerin. Gleichwohl appelliert sie an Eltern und Patienten, „die Praxen nicht mit Banalitäten zu verstopfen beziehungsweise dadurch vermeidbare Sozialkontakte herzustellen.“ „Kein krankes Kind übersehen“: Es soll schon vor Besuch der Praxis abgeklärt werden, ob das Kind überhaupt in die Praxis kommen müsse, erklärt Bunnert, oder zum Beispiel mit einem banalen Schnupfen einfach mal zuhause bleiben könne. „Wir wollen kein krankes Kind übersehen“, versichert Brunnert. Auch dazu sollen die neuen Abläufe beitragen. Wichtig sei den Kinderärzten außerdem, dass trotz der gegenwärtigen Situation die üblichen Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen nicht vernachlässigt würden. Brunnert: „Wir möchten aber trotzdem insbesondere die Eltern von Säuglingen und Kleinkindern motivieren, die Impftermine einzuhalten. Gegebenenfalls werden sie praxisintern auf einen anderen Termin verschoben.“ Gleiches gelte für die Auffrischimpfungen der Schulkinder. „Wir legen momentan noch mehr Wert als schon gewöhnlich auf eine gute Durchimpfungsrate.“ Die Medizinerin nennt die Gründe: „Das Gesundheitswesen arbeitet am Anschlag. Erkrankungen, welche durch eine Impfung vermeidbar gewesen wären, belasten es zusätzlich.“ „Abstand halten“: Falls ein Besuch beim Kinderarzt notwendig ist, sollen sich Eltern „über die momentan bestehenden Regeln in den Praxen“ informieren. Vor allem gelte derzeit: „Abstand halten.“ Daher soll nur ein gesundes Elternteil den kleinen Patienten begleiten, so Brunnert. „Wenn Geschwisterkinder nicht anders betreut werden können, dürfen sie mitkommen“, vorausgesetzt sie seien gesund. Liege ein Infekt und ein geplanter Termin vor, soll vorher die Praxis telefonisch informiert werden. Und schließlich: „Immer an der Tür klingeln, bevor die Praxis betreten wird.“ Die Situation sei zurzeit wie überall auch bei den Kinderärzten „unwirklich“. Es sei Brunnert zufolge „unheimlich ruhig“, wie man es sonst aus dieser Jahreszeit eher nicht kenne. Bisher habe es bei den elf Kinderärzten in den neu Praxen in Göttingen, Bovenden und Rosdorf noch keinen Corona-Verdachtsfall gegeben, sagt Brunnert. Impfungen gehören zu den wichtigsten und wirksamsten präventiven Maßnahmen, die in der Medizin zur Verfügung stehen, um sich vor einer ansteckenden Krankheit zu schützen. Darauf weist das Bundesgesundheitsministerium hin. Das Bundesministerium für Gesundheit hat mit der Ständigen Impfkommission (STIKO) ein unabhängiges Expertengremium für Impfempfehlungen berufen. Die STIKO empfiehlt, welche Impfungen von hohem Wert für den Gesundheitsschutz des Einzelnen und der Allgemeinheit sind, um übertragbaren Krankheiten vorzubeugen. Folgende Schutzimpfungen werden für Säuglinge, Kinder und Jugendliche epfohlen: Schutzimpfungen gegen Rotaviren, Hepatitis B, Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Poliomyelitis (Polio, Kinderlähmung), Haemophilus influenzae Typ b (Hib), Pertussis (Keuchhusten), Masern, Mumps (Ziegenpeter), Röteln, Varizellen (Windpocken), Pneumokokken (Bakterien, die Gehirnhaut- und Lungenentzündungen auslösen können) sowie Meningokokken C (Bakterien, die Gehirnhautentzündungen auslösen können. Für Mädchen und Jungen zwischen neun und 14 Jahren werden empfohlen: Schutzimpfungen gegen humane Papillomviren (HPV, Auslöser von HPV-bedingten Krebsarten). Lesen Sie auch: Kein Platz in der KiTa ohne Masernimpfung Krankenkasse schlägt Alarm: Impfschutz bei Kindern viel zu schlecht Corona-Liveticker: Die aktuellen Entwicklungen in Göttingen und der Region Weitere Berichte zum Thema Corona Sie erreichen die Autorin per E-Mail an b.eichner-ramm@eichsfelder-tageblatt.de oder unter Telefonn 05527/9499712. Von Britta Eichner-Ramm

Coronavirus - Göttinger Kinderärzte organisieren sich