Coronavirus: Pro-City sagt Göttinger „Nacht der Kultur“ ab

2020 wird es in Göttingen keine „Nacht der Kultur“ geben. Das teilte der Veranstalter Pro-City am Montag mit. Als Grund für die Absage des eigentlich am 13. Juni geplanten Kulturfestivals nannte der Verein Pro-City die Corona-Pandemie. „Keiner von uns kann sich vorstellen, dass in nur zweieinhalb Monaten die Innenstadt wieder dicht bevölkert ist und Menschen vor den Bühnen und in zahlreichen Einrichtungen guten Gewissens die Göttinger Kultur genießen“, sagte Pro-City-Geschäftsführerin Frederike Breyer. Die Entscheidung sei gemeinsam mit dem Pro-City Vorstand und dem Göttinger Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD) getroffen worden. „Wir und auch alle Teilnehmer haben bereits viel Zeit, Herzblut und auch Geld in die Vorbereitung gesteckt. Wir treffen diese Entscheidung heute nicht leichtfertig, aber rechtzeitig, damit wir alle Planungssicherheit haben“, sagte Breyer. Eine Verlegung des Termins in den Herbst sei wegen des langen Vorlaufs und der dichten Terminlage nicht möglich. Ein Termin für das Folgejahr steht dagegen schon fest: Im kommenden Jahr soll bei der „Nacht der Kultur“ am 5. Juni gefeiert werden. Bereits angefallene Kosten liegen im fünfstelligen Bereich: Breyer teilte auf Tageblatt-Nachfrage mit, dass sich jenseits von Engagement und Aufwand für Pro-City bisher Kosten in fünfstelliger Höhe angesammelt haben. Diesbezüglich sei man mit den Gesellschaftern in Kontakt. „Die Veranstaltung hat nie eine schwarze Null eingefahren. Es wird für Pro-City und seine Partner nicht einfach, aber jetzt sind besondere Zeiten, und die Prioritäten sind momentan einfach andere.“ Die „Nacht der Kultur“ finanziere sich „komplett aus dem Sponsoring“, auf Hilfe durch die kommerziellen Partner zu hoffen, sei jedoch schwierig, so Breyer: „Das ist immer mit einer Gegenleistung verbunden, und die Präsentationsflächen auf dem Fest sind ja nun nicht mehr gegeben.“ Wichtig sei Pro-City jedoch, dass diese Partner nächstes Jahr wieder dabei sind. Besonders leid tue es ihr für die Partner aus dem Kultursektor wie Theater, Galerien und Museen, die ihrerseits bereits in die Göttinger Kultur-Nacht 2020 investiert haben, aber auch für Kirchenchöre oder Bands, die sich vorbereitet haben. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, auch weil die Vorbereitungen ein bis eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen“, sagte Breyer. Das tägliche GT/ET Corona-Update als Newsletter Alle News zum Coronavirus in Göttingen täglich gegen 17 Uhr im E-Mail-Postfach Seit zwei bis drei Wochen werde über die Möglichkeit einer Absage diskutiert, „wir beobachten die Situation seit Anfang März“, so Breyer. „Wir sind jetzt in der heißen Planungsphase, und jeden Tag gehen die Arbeiten voran, deshalb mussten wir eine Entscheidung treffen. Wir haben keine Glaskugel und konnten uns auch nicht guten Gewissens in zweieinhalb Monaten eine Menschenmenge bei der ,Nacht der Kultur’ vorstellen.“ Pro-City hatte wegen der Coronakrise bereits den verkaufsoffenen Sonntag am 19. April („Göttingen zieht an“) abgesagt. GSO-Geschäftsführer hat Verständnis für Absage: Sven Halfar, Geschäftsführer des Göttinger Symphonie Orchesters (GSO), kann die Entscheidung, die „Nacht der Kultur“ abzusagen, nachvollziehen: „Wirklich überrascht, kann man nicht sagen. Es werden viele Veranstaltungen abgesagt, und die Nacht ist komplex und benötigt einen langen Vorlauf. Da muss irgendwann eine Entscheidung getroffen werden, sonst wird sie dir abgenommen, und das ist dann eine ganz schlechte Position.“ Dem GSO seien im Hinblick auf die „Nacht der Kultur“ bisher nur Kosten „in geringer Höhe“ entstanden, so Halfar. Der Honorarausfall sei schmerzhaft, aber noch zu vertreten, „und es ist ja für alle dasselbe Problem“. Mehr zum Thema: Corona-Liveticker: Die aktuellen Entwicklungen in Göttingen und der Region Altenheime im Ausnahmemodus Lernen trotz Corona: Wie es Schülern, Lehrern und Studenten in und um Göttingen ergeht Von Eduard Warda

Kulturfestival - Coronavirus: Pro-City sagt Göttinger „Nacht der Kultur“ ab